Javier Sotomayor stellte vor 25 Jahren den bis heute gültigen Weltrekord im Hochsprung auf. Der Kubaner gilt in seiner Disziplin als bester Athlet der Geschichte. Seine Karriere endete aber wenig ruhmreich.
Fast schon ehrfürchtig blickt Javier Sotomayor auf die Hochsprunglatte, auf einer Höhe platziert, die noch nie ein Leichtathlet übersprungen hat. Immer wieder atmet er tief durch, schließt die Augen. Das Publikum ist totenstill, erst langsam setzt es zum rhythmischen Klatschen an. Sotomayor feuert sich an, nimmt Anlauf und springt ab. Die Latte wackelt, doch sie fällt nicht. 2,45 Meter. Weltrekord. Pure Freude.
Es ist der 27. Juli 1993, Schauplatz ist die spanische Stadt Salamanca. Sotomayor, damals der überragende Hochspringer, setzt einen Rekord, der noch immer Bestand hat. Was ihn selbst heute am meisten überrascht. "Ich hätte nie gedacht, dass ich bis 2018 das Privileg haben würde, den Weltrekord zu halten", sagte der heute 50-Jährige der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Vom Basketball zum Hochsprung
Ursprünglich sollte es für Sotomayor eigentlich in eine andere sportliche Richtung gehen. Aufgrund seiner Größe wurde er eher als Basketballer gesehen, doch als er 14 Jahre alt war, erkannten die Trainer sein Potenzial für den Hochsprung. Bereits zwei Jahre später, Ende 1983, steigerte Sotomayor seine Bestleistung auf 2,15 Meter.
Dabei war er für Sport in der Höhe gar nicht gemacht, denn Sotomayor litt an Höhenangst. "Ja, das stimmt, aber ich konnte sie später komplett überwinden", berichtete er. Bei einem Fallschirmsprung habe er sich irgendwann "einfach fallen lassen".
Aus kubanischer Sicht war dieser Sprung aus luftigen Höhen buchstäblich ein Geschenk des Himmels. Sotomayor wurde zu einem der bedeutendsten Sportler des Landes. Er gewann 1992 in Barcelona (Spanien) Olympiagold, holte zwei WM-Titel unter freiem Himmel und vier in der Halle.
1999: positiver Kokain-Test
1999 begann das Denkmal zu bröckeln. Bei den Panamerikanischen Spielen gewann "Soto" zunächst das erwartete Gold, wenige Tage später wurde er positiv auf Kokain getestet. Seine Medaille wurde ihm aberkannt, er selbst für zwei Jahre gesperrt. "Ich weiß, dass viele, viele Leute an meine Unschuld geglaubt haben, darunter auch Fidel Castro. Und ich bin ihm sehr dankbar, dass er immer an mich geglaubt hat", sagte der Rekordspringer.
Der damalige Staatschef Castro schaltete sich sogar höchstpersönlich in den Fall ein, weshalb die Sperre auf ein Jahr reduziert wurde. Dadurch konnte Sotomayor an den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien) teilnehmen, wo er mit Silber seine letzte Medaille bei einem Großereignis gewann.
Nach einem weiteren positiven Dopingtest auf das Anabolikum Nandrolon 2001 beendete Sotomayor seine Karriere und entging damit der fälligen lebenslangen Sperre. Seine Unschuldsbeteuerung hat bis heute Bestand. So wie sein legendärer Weltrekord.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)