Schwestern teilen alles – Brüder nicht: Beim Familienduell in Kassel will sich Robert Harting seinen Meistertitel von Christoph zurückholen. Dann wäre der Weg nach Rio für den Diskus-Olympiasieger frei. Und er könnte getrost auf einen EM-Start im Juli verzichten.
Beim Showdown der Diskus-Riesen ist der Hauptpreis ein Olympia-Ticket – deshalb ist Robert Harting schon richtig heiß auf das Duell mit seinem Bruder Christoph (beide SCC Berlin) bei den <link>Deutschen Meisterschaften in Kassel (18./19. Juni). „Das werden die geilsten Deutschen Meisterschaften meines Lebens“, sagte der Olympiasieger in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Richtige Armageddon-Meisterschaften. Da geht's um alles! Denn der Erste mit Norm ist durch für Rio, der hat das Ticket.“ Der Bruderkampf der Hartings dürfte am kommenden Wochenende einer der Höhepunkte bei den nationalen Titelkämpfen im Kasseler Auestadion werden.
Und für Robert Harting einer der wichtigsten Wettkämpfe seiner erfolgreichen Karriere. Nach langer Leidenszeit und einem ermutigenden Comeback – 63,96 Meter in Rom, 65,97 Meter in Birmingham und zuletzt 65,37 in Leiden – hat der 31-Jährige die Olympia-Norm zwar erfüllt, aber immer noch vier bessere Konkurrenten vor sich. Um frühzeitig klare Fronten zu schaffen, muss er Deutscher Meister werden. „Mein Plan würde unweigerlich gestört, wenn ich nicht direkt qualifiziert wäre“, erklärte der Berliner vor dem Fünfkampf der Diskus-Riesen.
Denn der dreimalige Weltmeister will zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro (Brasilien, 12. bis 21. August). Aber auf einen Sommerausflug nach Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) hat er keine Lust. „Ich möchte mir die Option offen halten, bei den Europameisterschaften nicht starten zu müssen“, meinte Harting, „um weiter an meiner Weite für Olympia arbeiten zu können.“ Doch da hat er ein Problem: „Wenn ich nicht nominiert bin und auf die EM verzichte und dann mein direkter Olympia-Kontrahent weit wirft – bin ich raus. Das ist die krasse Sache.“
66 Meter als Saison-Zwischenziel
Nur wenn er „konstant 66, 67 Meter werfe, nicht einfach mal hin stolpere - dann kann man die EM machen“, sagte Harting einen Monat vor den kontinentalen Titelkämpfen in Amsterdam. „Deshalb muss ich bei den Deutschen unbedingt gewinnen – so können wir den Plan einhalten.“ Sein Vorhaben, sich „nach hinten raus fit und scharf zu machen“, hat nach wie vor Bestand. 66 Meter sind sein Saison-Zwischenziel bis zum 1. Juli.
Die hat Bruder Christoph längst abgehakt. Der WM-Achte schleuderte die Zwei-Kilo-Scheibe am 27. Mai in Dessau schon 68,06 Meter weit. Nur Weltmeister Piotr Malachowski (Polen) war in der Olympia-Saison bisher neun Zentimeter besser. Im vorigen Sommer nutzte Christoph die Gunst der Stunde und schnappte sich erstmals den nationalen Titel, weil Serienmeister Robert nach seinem Kreuzbandriss im September 2014 überhaupt nicht in den Ring steigen konnte.
Grundverschiedene Typen
Als Sportprofis haben die Hartings zwar die gleichen Ziele, doch Robert sagt über den sechs Jahre jüngeren Christoph: „Wir sind grundverschiedene Typen. Wir haben eine unterschiedliche Auffassung vom Training und vom Wettkampf und Leben.“
Das ist bei seiner Freundin Julia Fischer völlig anders. Die Diskuswerferin aus der gemeinsamen Trainingsgruppe spielt eine „ganz große“ Rolle in Robert Hartings Leben. „Es ist cool, dass man sich gegenseitig so stützen kann, auch sportlich. Wenn es mir schlecht geht, geht es ihr auch schlecht – und umgekehrt“, verrät der gebürtige Lausitzer. „Was ich erst durch sie geschafft habe: Ich kann heute endlich der sein, der ich bin. Das konnte ich früher nicht. Sie gibt mir das Feuer und lässt mich positiv denken.“ Sein Leben sei dadurch „unglaublich bereichert“.
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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