Die nationale Konkurrenz hat in den vergangenen Tagen in Dessau und Weinheim die ersten Auftritte auf heimischem Boden absolviert. Für den Deutschen 100-Meter-Meister Julian Reus heißt es abwarten: Aufgrund einer Beugerverletzung steigt er später in die Saison. Seine Zuversicht im Hinblick auf die Saison-Höhepunkte ist aber ungebrochen: "Ich bin wirklich optimistisch, dass ich bis dahin topfit und auch wieder schnell auf der Bahn sein werde.
"Aktuell bin ich beschwerdefrei“, sagt der Sprinter Julian Reus, „ich bin gesund, mir tut nichts weh.“ Ein Statement, das seine Fans erleichtern wird. Einige Wochen nach seiner Beugerverletzung, die er sich im Trainingslager in den USA zuzog, kann der deutsche Sprintstar damit nun wieder relativ normal ins Training einsteigen.
Schon im Mai sagte er gegenüber der <link>Fachzeitschrift "Leichtathletik", dass er am Ende des Trainingslagers wieder „die Spikes anziehen möchte“. Dass es dazu nicht kam und doch der verfrühte Rückflug nach Deutschland notwendig wurde, lag an kleinen Komplikationen, die auftraten. „Es hatte sich Blut in den Faszien gesammelt, was bei so einer Verletzung passieren kann. Das ist sehr schmerzhaft. Wenn man dort draufgedrückt hat oder ich mich hingesetzt habe, hat das extrem wehgetan“, so Reus. „Das hat man dann in Deutschland im MRT gesehen, der Doktor hat die Stelle punktiert und das Blut rausgezogen. Danach heilte die Verletzung auch sehr schnell“, erklärt er.
Julian Reus nimmt Verletzung locker
Ihn scheint aber die notgedrungene Verletzungspause, die er hinter sich hat, nicht wirklich zu belasten. Vielleicht liegt es auch daran, dass es die erste ernsthafte Verletzung seit 2011 ist, wie sein langjähriger Trainer Gerhard Jäger erzählt: „Julian war die letzten Jahre im Wesentlichen immer verletzungsfrei. Auch Infekte haben ihn kaum ereilt. Höchstens vielleicht mal zwei, drei Tage einen Schnupfen.“ Aber er hätte das Glück gehabt, nie wirklich verletzt zu sein, nicht so „wie manche Athleten, die jede Saison für drei bis vier Wochen ausfallen“, so Jäger.
Reus nimmt seinen Ausfall und die anschließende Blutablagerung in den Faszien nun wahrscheinlich auch deshalb eher locker und versucht bestmöglich damit umzugehen. „Ich würde nicht sagen, dass mich die kleinen Komplikationen mehr Zeit gekostet haben“, sagt er. „Die anderen Sprinter sind jetzt aus dem Trainingslager zurückgekommen, und zu genau der Zeit wollte ich eigentlich auch wieder anfangen, die nächsten Wettkämpfe bzw. die Deutschen Meisterschaften vorzubereiten. Das kann ich jetzt ohne Probleme machen.“
Ziele nicht in Gefahr
Er sieht auch seine Ziele nicht in Gefahr: „Natürlich ist es ärgerlich, jetzt die Wettkämpfe in den USA nicht mitgelaufen zu sein, aber bis zu den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg und bis zur WM in Peking ist noch sehr, sehr viel Zeit, und ich bin wirklich optimistisch, dass ich bis dahin topfit und auch wieder schnell auf der Bahn sein werde.“
Er geht positiv an die Probleme heran und arbeitet akribisch an ihrer Beseitigung. Dazu passt es, dass er auf die Frage, wie er sich von seiner Verletzung abgelenkt hätte, antwortet: „Ich war gefühlt jeden Tag zwei bis drei Stunden beim Arzt und bei der Physiotherapie, das nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch.“ Ablenkung durch Arztbesuche also.
Wettkampf-Einstieg Ende Juni, Anfang Juli
In den nächsten Wochen geht es bei ihm nun vor allem darum, wieder eine „Belastungsfähigkeit und Grundlage zu schaffen“, auf der er dann Richtung Sommer aufbauen kann. Noch nicht an Wettkämpfen teilzunehmen sei laut Reus deshalb auch mehr „eine Vorsichtsmaßnahme“ als wirklich unbedingt nötig. Auch Trainer Jäger gibt an, dass er „von den Zeiten her fast bei 100 Prozent ist.“ Auch wenn das nur auf kürzeren Strecken und nicht auf der vollen 100-Meter-Distanz so sei. „Das muss man dann im Wettkampf sehen“, sagt Jäger.
Wettkämpfe will Reus Ende Juni, Anfang Juli wieder in Angriff nehmen. Erst die Deutschen Meisterschaften. Und dann natürlich die WM in Peking (China; 22. bis 30. August). Bis dahin hat er noch einige Wochen Zeit, wieder richtig fit zu werden und die geforderten Normen zu laufen. Er selbst scheint kaum daran zu zweifeln. Das nötige Selbstbewusstsein für die Drucksituation, in der kurzen Zeit wieder den Anschluss an die deutsche Spitze zu finden, ist auf jeden Fall da.
Trainer Gerhard Jäger stolz auf seinen Athleten
Und auch sein Trainer Gerhard Jäger gerät fast ins Schwärmen, wenn er von seinem Athleten spricht: „Es weiß ja fast jeder, auch in Trainerkreisen, dass solche Athleten wie Julian sehr selten sind. Als Trainer hat man einmal im Leben das Glück, einen solchen Athleten zu trainieren. Die so bewusst und akribisch mitarbeiten und sich auch immer wieder selber neue Ziele und Höhen setzen, das sind wirklich Ausnahmeathleten", sagt er.
Schon seit 1981, also auch vor der Wende, sei er als Trainer im Geschäft und habe viele Jugendliche trainiert - aber solche Athleten wie Julian Reus bekomme man wirklich nur einmal in seiner Laufbahn. „Da bin ich auch sehr dankbar, dass ich mit so einem Athleten arbeiten darf“, sagt er.
Sein Trainer ist also auch jetzt schon stolz. Wenn Julian Reus so weiterarbeitet und seine Ziele im Sommer und bei der WM trotz des schwierigen Frühlings erreichen sollte, hätte nicht nur sein Trainer noch einen Grund mehr dazu.
<link><link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift