| Indoor Meeting

Laura Muir läuft Hallen-Europarekord, Lisa Ryzih weckt Rekordhoffnungen

Die Britin Laura Muir hat dem Indoor Meeting in Karlsruhe am Samstag mit einem neuen Hallen-Europarekord über 3.000 Meter die Krone aufgesetzt. Cindy Roleder musste sich über die Hürden nur Weltrekordlerin Keni Harrison geschlagen geben. Für Lisa Ryzih war im Stabhochsprung erst der deutsche Hallenrekord zu hoch. Insgesamt sprangen sechs weitere DLV-Athleten auf den Zug zur Hallen-EM nach Belgrad auf.
Silke Bernhart

Beim Saison-Einstieg in Rouen (Frankreich; 4,40 m) hatte das Timing noch nicht gepasst. In Karlsruhe ließ Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) ihr wahres Potenzial aufblitzen. Bei 4,50 Metern baute die Vize-Europameisterin ein Haus über die Latte. Von Minna Nikkanen (Finnland) im Ersten über 4,55 Meter herausgefordert, konterte sie auf Anhieb. Und auch 4,60 und 4,67 Meter überwand sie mit einem blitzsauberen Sprung.

Alleine im Wettbewerb, versuchte Lisa Ryzih sich anschließend sogar dreimal am deutschen Hallenrekord von 4,78 Metern – nicht aussichtslos, aber noch vergeblich. „Der deutsche Rekord ist absolut fällig“, sagte sie anschließend. „Der ist mein großes Ziel. “ Vor den 4,78 Metern habe sie zum ersten Mal den Stab gewechselt. Mit diesem sei sie gut klargekommen. "Wenn ich die Sprünge treffe, ist es von der Höhe her machbar", erklärte sie.

Jubel gab es auch von Victoria von Eynatten: Die Leverkusenerin meisterte 4,40 Meter und schraubte sich damit erstmals seit ihrem Achillessehnen-Riss im Frühjahr 2015 wieder in die Sphären ihrer zwei Jahren alten Bestmarke (4,51 m). Sie wurde damit Fünfte.

Europarekord für Muir, Bestzeit für Klosterhalfen

Zum stimmungsvollen Höhepunkt des hochklassigen Meetings wurden die 3.000 Meter der Frauen. Die Favoritinnen Hellen Obiri (Kenia) und Laura Muir (Großbritannien) drehten in einem Höllentempo bald einsam ihre Runden. Auf den letzten 200 Metern nahm die Britin dann noch einmal die Beine in die Hand – und überquerte in Hallen-Europarekord-Zeit von 8:26,41 Minuten die Ziellinie. Wie stark die Zeit ist, zeigt auch die Leistung der Zweitplatzierten: Für die Olympia-Zweite über 5.000 Meter Hellen Obiri reichte eine Bestzeit von 8:29,46 Minuten nicht zum Sieg. Nur vier Athletinnen waren in der Halle je schneller als Laura Muir.

Unbeeindruckt vom Tempo der Führenden drehte Konstanze Klosterhalfen auf einem ebenfalls bemerkenswerten Kurs ihre Runden. Die 19 Jahre junge Leverkusenerin stellte in 8:51,75 Minuten eine neue Hallen-Bestzeit auf, die ihr vorläufig Platz eins in Deutschland, Platz fünf in Europa und die Hallen-EM-Norm für Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März) bescherte. Pech hatte Caterina Granz: In 9:06,21 Minuten fehlten der Berlinern trotz Bestzeit etwas mehr als zwei Sekunden zum Richtwert für Belgrad.

Keni Harrison vor Cindy Roleder

Auch der Hürdensprint der Frauen, von den Veranstaltern bewusst als Highlight ans Ende des Meetings gelegt, hielt, was er versprochen hatte: In 7,76 Sekunden verpasste Freiluft-Weltrekordlerin Keni Harrison (USA) ihre eigene Weltjahresbestzeit nur um eine Hundertstel. In ihrem Sog packte Cindy Roleder (SV Halle) wieder ihren herausragenden Schlussspurt aus und wurde in Saison-Bestzeit von 7,90 Sekunden Zweite noch vor London-Olympiasiegerin Sally Pearson (Australien; 7,91 sec). Mit der Wattenscheiderin Pamela Dutkiewicz (7,98 sec) und im Vorlauf der Mannheimerin Ricarda Lobe (8,08 sec) präsentierten sich zwei weitere DLV-Hürdensprinterinnen in Form für Belgrad.

Ähnlich hoch einzuschätzen: Das Resultat im Hürdensprint der Männer. Hier baute der Brite Andrew Pozzi in pfeilschnellen 7,44 Sekunden seinen Vorsprung an der Spitze der Welt aus. Auch zwei DLV-Hürdensprinter steigerten sich: Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 7,71 sec), im Finale Sechster, fehlt nur noch eine Hundertstel zur Hallen-EM-Norm. Maximilian Bayer (MTV 1881 Ingolstadt) zeigte im Vorlauf in 7,72 Sekunden, dass Belgrad für ihn ebenfalls in Reichweite ist.

Christoph Kessler sorgt für Jubelstürme

Über 800 Meter verlieh das Heimspiel einem Lokalmatadoren Flügel: Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) sortierte sich in einem schnellen Rennen am Ende des Feldes ein – ließ aber nicht abreißen und legte unter ohrenbetäubendem Jubel des Publikums einen Schlussspurt hin, der ihn in der Nähe der 1:48-Marke ins Ziel brachte. Die Uhr zeigte 1:46,80 Minuten für Sieger Erik Sowinski (USA). Dann war Warten angesagt.

Schließlich sprach der Hallensprecher die erlösenden Worte, und wieder brandete Jubel auf: 1:47,81 Minuten, Bestzeit und Hallen-EM-Norm für Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März). „Als ich bei 700 Metern die 1:33 Minuten gesehen habe, wusste ich, dass ich es schaffe“, erklärte Christoph Kessler anschließend. „Ich bin schon so oft an Normen vorbeigelaufen, endlich hat’s geklappt!“

Timo Benitz zieht nach

Wenig später folgte über 1.500 Meter der nächste Richtwert für Belgrad. Mutig lief zunächst der Friedrichshafener Martin Sperlich vorne mit, musste aber später deutlich abreißen lassen und wurde Neunter (3:49,25 min). Besser hatte sich das Rennen Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) eingeteilt. Er blieb dran an der Weltelite und setzte sich in 3:40,27 Minuten als Achter an die deutsche Spitze – 3:41,00 Minuten sind für die Hallen-EM-Teilnahme gefordert. Der Sieg ging an den Kenianer Silas Kiplagat (3:38,51 min).

Im dritten Mittelstrecken-Wettbewerb des Abends gingen die Frauen über 800 Meter an den Start. Christina Hering (LG Stadtwerke München) konnte als Fünfte (2:04,00 min) nicht vorne mitmischen, der Sieg ging in 2:01,26 Minuten an die Polin Joanna Jozwik.

Mateusz Przybylko und Julian Howard glänzen

Im Hochsprung der Männer mischte der Leverkusener Mateusz Przybylko vorne mit: Gleich im ersten Versuch überwand er 2,28 Meter, damit war Platz zwei hinter dem jungen Weißrussen Pavel Selivesterstau (2,30 m) in der Tasche. Er kann ebenso mit der Hallen-EM planen wie im Weitsprung Julian Howard. Der Lokalmatador von der LG Region Karlsruhe stieg mit 7,97 Metern und Platz zwei in die Hallensaison ein, nur der Südafrikaner Godfrey Khotso Mokoena (8,05 m) kam noch weiter.

Die Kugelstoßerinnen hatten um 17:00 Uhr das Indoor Meeting 2017 eröffnet. Im Fokus: Vize-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge), die sich langsam wieder in das Wettkampf-Geschehen hineintasten will, zuvor aber erklärt hatte, Topleistungen seien noch nicht zu erwarten. So blieben die in den Vorjahren erzielten Weiten jenseits der 19 Meter unerreicht – aber es gab eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Saison-Einstieg (18,13 m), und sie hatte diesmal im Vergleich mit Düsseldorf-Siegerin Anita Martón (Ungarn; 18,34 m) die Nase vorn. Mit 18,41 Metern wehrte Christina Schwanitz deren Konter im fünften Versuch ab.

Für eine Athletin war das Meeting beendet, bevor es richtig begonnen hatte: Fehlstart von Hallen-Weltmeisterin Barbara Pierre (USA) im 60-Meter-Vorlauf. So war in diesem Vorlauf die Bahn frei für Siegerin Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 7,21 sec) – und im Finale für die Jamaikanerin Gayon Evans. Sie hielt in 7,14 Sekunden die Britin Dina Asher-Smith (7,15 sec) in Schach, die im Vorlauf in 7,13 Sekunden die Weltjahresbestzeit eingestellt hatte. Beste Deutsche im Finale: Alexandra Burghardt (MTG Mannheim; 7,22 sec) als Vierte.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Mehr:

<link>Alles rund ums Indoor Meeting 2017 auf der leichtathletik.de Microsite

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