| EM 2018

500 Tage bis Berlin – Extra-Motivation fürs Comeback beim Heimspiel

Die deutschen Leichtathleten fiebern den Europameisterschaften 2018 entgegen. Bei einigen von ihnen setzt der Gedanke an das Heimspiel im Berliner Olympiastadion aber noch einmal besondere Kräfte frei: Nach schweren Verletzungen wollen Silke Spiegelburg, Sebastian Bayer, Tobias Dahm & Co. vor ihrem Heimpublikum endlich wieder zeigen, was sie können.
Silke Bernhart

#comebackstronger. Unter diesem Motto können die Leichtathletik-Fans in den sozialen Netzwerken zurzeit mitverfolgen, wie gleich mehrere Top-Athleten für die Rückkehr nach Verletzungen und Krankheiten schuften. Immer im Hinterkopf – und als Hashtag #berlin2018 ebenfalls häufig Teil der Kommunikation: Die Europameisterschaften 2018 in Berlin. In genau 500 Tagen fällt dort der Startschuss für das größte Sport-Event des Jahres auf deutschem Boden und das nächste große Highlight der deutschen Leichtathletik.

Kleine Rückschritte und so manch harte Trainingseinheit lassen sich besser überstehen, wenn ein so besonderes Ziel so nah vor Augen ist – das weiß kaum ein Athlet besser als Sebastian Bayer (Hamburger SV): Der Weitspringer war schon 2009 bei den Weltmeisterschaften in Berlin am Start, damals mit dem Rückenwind des Hallen-Europarekords von 8,71 Metern.

Sebastian Bayer schuftet in der Reha

Aufgrund einer Fußverletzung verpasste die Nummer zwei der ewigen deutschen Freiluft-Bestenliste bei der Heim-WM die Qualifikation fürs Finale. Auch in den vergangenen Jahren bremsten ihn immer wieder Verletzungen aus – zuletzt 2016 ein Muskelfaserriss, der die Chance auf eine Olympia-Qualifikation zunichte machte. Schließlich musste er sich im September auch einer Knie-Operation unterziehen, mit der Aussicht auf ein weiteres Jahr ohne Wettkämpfe und viele Monate langfristigen Aufbau in der Reha am Olympiastützpunkt.

Aber der Gedanke an die Heim-EM setzt noch mal Kräfte frei. „Neben London 2012 war die WM in Berlin das mit Abstand Beste, was ich erlebt habe. Der Wunsch, das noch einmal zu erleben, lässt alle Zweifel verschwinden“, sagt Sebastian Bayer. Um dieses Ziel nicht zu gefährden, muss er sich in Geduld üben. „Ich habe zuletzt einem Freund, der sich nicht so gut auskennt, gesagt: Das ist wie mit Tempomat 100 über den Nürburgring zu fahren“, erklärt der Weitspringer. Dennoch sieht er die Reha-Phase, die bisher sehr gut verläuft, auch als Chance. Er will daraus gestärkt hervorgehen und sich frühzeitig dem speziellen Training widmen – alles für Berlin 2018.

Silke Spiegelburg wieder fit

Auch Silke Spiegelburg weiß, wie es ist, vor Heimpublikum im Olympiastadion anzutreten: Die Stabhochspringerin wurde 2009 WM-Vierte. „Das war damals eine ganz tolle Atmosphäre“, sagt die heute 31-Jährige. „Als ich gehört habe, dass die EM 2018 wieder ein Heimspiel wird, war das für mich der Ansporn zu sagen: Ich hänge noch mal zwei Jahre dran.“ Ansporn – und Motivation zum Durchhalten während der zwei vergangenen Jahre, in denen sie Fuß-Verletzungen und Infekte wegstecken musste, die sie letztlich den Olympia-Sommer 2016 kosteten.

„Ich bin endlich wieder fit“, lautet der aktuelle Zwischenstand auf dem Weg Richtung Berlin 2018. Ab Mai wird sich die Leverkusenerin, die mittlerweile bei Mickey Corucle und ihrem Bruder Richard Spiegelburg in Stuttgart trainiert, langsam wieder zurück tasten ins Wettkampf-Geschehen. Es gilt, bei kleineren Events Sicherheit und Routine zu gewinnen, bevor sie sich auf der großen Bühne präsentiert. „Das planen wir in aller Ruhe“, sagt sie, auch wenn die Vorfreude auf die Wettkämpfe groß ist und es schon in den Fingern kribbelt.

Tobias Dahm: Schritt für Schritt nach Berlin

Für die konkrete Wettkampf-Planung ist es bei Kugelstoßer Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) noch zu früh – auch wenn sowohl Ärzte als auch Physiotherapeuten mit den Fortschritten nach seinem Achillessehnen-Riss im Dezember sehr zufrieden sind. „Aber als Athlet will man natürlich immer mehr und ist ungeduldig“, gesteht der Achte der letztjährigen Hallen-WM. Immerhin: Der Spezial-Schuh ist ab, die Kraftübungen am Isomed-Gerät verlaufen gut und er kann sogar schon wieder erste Frontalstöße absolvieren.

Die ernsthafte Rückkehr ins Wettkampf-Geschehen ist erst für die Hallensaison 2018 geplant. „Wir wollen nichts riskieren“, erklärt der Sindelfinger, der für kurzfristige Erfolge nicht für das langfristige Ziel aufs Spiel setzen will. Alles ist ausgerichtet auf die Heim-EM 2018: „In Berlin will ich ein Leistungsvermögen zeigen, wie ich es vorher noch nie hatte!“ zeigt sich der 20-Meter-Stoßer kämpferisch.

Corinna Harrer hofft auf zehnjähriges Jubiläum

Für Läuferin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) würde sich mit einem Start bei der Heim-EM ein großer Kreis schließen: Sie war 2008 im Olympiastadion Deutsche U18-Meisterin über 400 Meter geworden. Genau zehn Jahre später will sie als EM-Teilnehmerin über 10.000 Meter an der Startlinie stehen.

Viele Erfolge, aber auch viele Verletzungen liegen zwischen diesen beiden Fixpunkten. „Wenn die Heim-EM nicht wäre – ich weiß nicht, ob ich weitergemacht hätte“, sagt sie offen. Hinter der Olympia-Teilnehmerin von London über 1.500 Meter liegen unter anderem ein Längsriss des Achillessehnen-Ansatzes und eine Stressfraktur im Mittelfuß. Immer wieder kämpfte sie sich zurück, immer wieder wurde sie ausgebremst.

Mittlerweile hat sie das Training umgestellt, sich von der Mittel- auf die Langstrecke orientiert und mit den 10.000 Metern die Strecke ausgemacht, auf der sie international wieder dabei sein will. Der erste Test steht schon am Samstag bei den Süddeutschen Meisterschaften in Regensburg bevor. „Es ist wie ein kleiner Neustart“, sagt sie, sie wisse gar nicht, wo sie stehe. Zwar sei sie endlich schmerzfrei – aber noch nicht wieder ganz in Bestform. Die WM 2017 in London sei daher ein Ziel, aber "kein Muss". Anders als die Heim-EM im Jahr darauf.

Robert Harting plant Abschied in seinem „Wohnzimmer“

So wie Sebastian Bayer, Silke Spiegelburg, Tobias Dahm oder Corinna Harrer geht es vielen Athleten. Der Vize-Weltmeister im Zehnkampf von 2013 Michael Schrader (SV Halle) macht nach einer schweren Knieverletzung zurzeit in Monte Gordo (Portugal) die nächsten Schritte in Richtung Comeback. Der Speerwurf-Weltmeister von 2011 Matthias de Zordo (SC Magdeburg) träumt nach fast vier Jahren ohne Wettkampf davon, dass eine lange Leidenszeit mit einem Auftritt im Olympiastadion doch noch ein Happy End findet.

Ein Wiedersehen mit ihren Fans möchte dort auch die Hindernis-Europameisterin von 2014 Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) feiern. Sie hat angekündigt, sich nach ihrer Babypause langfristig auf die Heim-EM vorzubereiten. Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) hatte bereits bei ihrem Abschied in die Babypause erklärt: „Bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin würde ich gern wieder im Ring stehen.“

Wohl für kaum jemanden aber ist der Start in Berlin eine solche Herzensangelegenheit wie für Robert Harting (SCC Berlin). 2009 ging dort mit WM-Gold sein Stern auf. Beim ISTAF bringt er jährlich das Publikum zum Toben. Das Olympiastadion ist sein zweites „Wohnzimmer“. Zu gerne würde der Olympiasieger von 2012 dort mit einem positiven Erlebnis seine erfolgreiche Karriere beenden. Dafür gibt auch er noch einmal alles.

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