Die letzte Goldmedaille bei der U18-/U20-DM in Wattenscheid gewann am Sonntag Judith Bilepo Mokobe. Die Mainzerin untermauerte über 200 Meter trotz einer verletzungsbedingten Pause vor den Titelkämpfen eindrucksvoll ihre Vormachtstellung. Im Interview berichtet sie von ihrem sportlichen Weg und gibt einen Ausblick auf die U20-EM in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August), bei der sie zu den schnellsten gemeldeten Sprinterinnen zählt.
Judith Bilepo Mokobe, herzlichen Glückwunsch zum Sieg bei der U20-DM. Als Jahresbeste und Titelverteidigerin bist du als Favoritin ins Rennen gegangen. Wie viel bedeutet es dir, dass du dich über 200 Meter durchsetzen konntest?
Judith Bilepo Mokobe:
Ich bin sehr, sehr glücklich! Ich hatte einen Monat lang etwas mit meinem Fußgelenk zu kämpfen, deshalb habe ich auch einen Monat lang keinen Wettkampf mehr gemacht. Es war alles ein bisschen in der Schwebe, wie wir es schaffen werden, mich bis Wattenscheid wieder fit zu bekommen. Aber heute hat alles super geklappt und ich bin sehr stolz, dass ich meinen Titel verteidigen konnte.
Sind die Fußprobleme nun vollständig ausgestanden?
Judith Bilepo Mokobe:
Ja, ich fühle mich wieder ganz fit. Dadurch, dass ich einen Monat lang keinen Wettkampf bestreiten konnte, habe ich vor der Jugend-DM allerdings nicht ganz so viel trainiert, weil wir vorsichtig schauen musste, was für mein Fußgelenk geht und was nicht. Ich weiß also, da ist noch viel Luft nach oben, auch im Training. Das kann ich bis zur U20-EM noch aufholen.
Wie groß war heute die Nervosität – nach einem Monat ohne Wettkampferfahrung?
Judith Bilepo Mokobe:
Ich war im Halbfinale nervöser als im Finale. Eben weil ich seit Weinheim nicht mehr gestartet bin, war ein bisschen mehr Spannung da als sonst. Nachdem ich aus dem Halbfinale rauskam, habe ich mich gut gefühlt. Im Finale konnte ich dann relativ locker laufen, da habe ich mir nicht mehr so viel Druck gemacht. Mir hat auch das Stadion sehr gut gefallen. Die Atmosphäre war super, auch die Bahn fühlt sich schnell an. Vom Vibe her war es einfach perfekt.
Du hast dich nach deinem Rennen sichtlich mit deiner Vereinskollegin Mia Louisa Schmitz gefreut, die direkt hinter dir Zweite geworden ist. Bildet ihr auch eine Trainingsgruppe und wer ist euer Trainer?
Judith Bilepo Mokobe:
Unsere Trainer sind Jürgen und Steffi Bernhart. Mia, meine Teamkameradin, trainiert nicht immer bei uns, weil sie noch etwas weiter weg von Mainz wohnt, aber am Wochenende und für Staffeln trainieren wir immer zusammen. Ich freue mich riesig für sie, dass sie es auch geschafft hat und wir zusammen nach Tampere fahren. Die ganze Trainingsgruppe konnte hier überzeugen, auch Tobias Wewiorka, der auf Bahn eins zu Silber gelaufen ist. Man merkt, dass es in der Gruppe passt und wir uns gegenseitig supporten und unterstützen.
Wie sieht zurzeit dein Trainingsplan aus?
Judith Bilepo Mokobe:
Momentan steht zweimal in der Woche ein Kraft-/Athletik-Programm auf dem Plan. Dienstags, donnerstags und samstags machen wir Sprintsessions, dann auch mit Mini-Hürden, um in die Technik reinzukommen. Aber auch längere Läufe, um die Ausdauer zu trainieren, gerade wenn man wie bei Meisterschaften zwei oder drei Rennen an einem Tag hat. Nach der Jugend-DM werde ich es erst mal ein paar Tage lang ruhig angehen lassen und dann gezielt auf den Saisonhöhepunkt hinarbeiten. Da können wir jetzt noch mal ein paar andere Akzente setzen, weil wir gemerkt haben, dass der Fuß das gut verkraftet.
Im Mai hast du bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim mit 23,11 Sekunden für Furore gesorgt, so schnell war lange keine deutsche Nachwuchssprinterin mehr. Hatte sich diese Entwicklung abgezeichnet?
Judith Bilepo Mokobe:
Ich war sehr überrascht, gerade weil es mein „Season Opener“ war. Als ich die Zeit gesehen habe, war ich ganz hin und weg. Aber jetzt weiß ich, was in mir steckt. Das Wissen, dass ich eine 23,11 in mir habe, kann mir niemand wegnehmen. Natürlich bin ich heute noch nicht ganz an diese Zeit herangekommen, aber hier ging es mir nicht um die Zeit, sondern nur darum, meinen Titel zu verteidigen und damit den Start bei der U20-EM klarzumachen. Ich weiß, dass ich die Zeit von Weinheim wiederholen kann, hoffentlich gelingt mir das schon bei der EM.
Mit dieser Zeit liegst du in der europäischen Jahresbestenliste in den Top Drei. Hast du dich im Vorfeld mit dieser Ausgangslage beschäftigt?
Judith Bilepo Mokobe:
Ja, ich weiß, wo ich in Europa stehe. Das gibt mir auf jeden Fall Selbstvertrauen, an die EM ranzugehen und zu wissen, dass ich für die anderen Sprinterinnen eine gute Konkurrenz bin. Letztes Jahr bei der WM war ich schon Elfte und auch Zweite in Europa, das würde ich gerne bestätigen. Ich denke, für mich ist in Tampere alles möglich.
Für viele junge Athletinnen und Athleten sind auf ihrem Weg an die Spitze Vorbilder aus dem Sport wichtig. Wie ist das bei dir, hast du sportliche Vorbilder?
Judith Bilepo Mokobe:
Ja, einige. Vor allem Sydney McLaughlin. Sie ist für mich eine große Inspiration. Ich bin ein riesiger Fan von ihr und bewundere vor allem, wie sie ihren Glauben mit dem Sport verbindet. Ich bin auch Christin und gläubig, das Gebet vor dem Wettkampf gehört zu meinen Wettkampfritualen.
Was machst du neben dem Sport, gehst du noch zur Schule?
Judith Bilepo Mokobe:
Ich habe glücklicherweise dieses Jahr mein Abitur bestanden, deswegen ist seit den Prüfungen im Mai jetzt nicht mehr so viel los. Im Juni stand noch die mündliche Prüfung an, ansonsten hatte ich in den letzten Wochen den Kopf frei, musste nicht mehr so viel an die Schule denken und konnte mich auch mal mit Freunden treffen oder auch zur Ruhe kommen, Filme schauen und ein bisschen relaxen.