| Stabhochsprung-Weltrekord

„Mondo“ Duplantis sorgt weltweit für Begeisterung

Im Alter von gerade einmal 20 Jahren hat „Wunderkind“ Armand Duplantis am Samstag den Stabhochsprung-Weltrekord von Renaud Lavillenie um einen Zentimeter auf 6,17 Meter verbessert und damit Teamkollegen, Fans und Konkurrenten in Begeisterung versetzt. Vor allem der entthronte Weltrekordler Renaud Lavillenie zollt seinem jungen Kollegen Respekt.
Svenja Sapper

Für Armand „Mondo“ Duplantis ging am Samstagabend ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Ich wollte diesen Rekord, seit ich drei Jahre alt war“, sagte er dem Weltverband World Athletics, nachdem er sich in die Geschichtsbücher eingetragen hatte. 6,17 Meter – mit gerade einmal 20 Jahren hatte der schwedisch-amerikanische Doppel-Staatsbürger im polnischen Torun den Weltrekord im Stabhochsprung gebrochen, die Marke seines guten Freundes und großen Vorbilds Renaud Lavillenie aus Frankreich ausgelöscht.

Dieser hatte indes bereits geahnt, was passieren würde. „Hab einen guten Tag, Baby“, schrieb der 33-Jährige seinem 13 Jahre jüngeren Kollegen am Tag des Wettkampfes – "aber nicht zu gut!“ Wenige Stunden später war Lavillenies Rekordmarke Geschichte. Über den verlorenen Rekord grämt sich der Franzose nicht: „Ich wusste seit zwei Jahren, dass er das Potenzial dazu hat. Enttäuscht bin ich nicht. Ich hatte die Ehre, den Rekord so lange zu haben, bis er es einmal sicherlich besser machen würde.“

„Was für eine Nacht!“

Die Gratulation an den neuen Weltrekordler folgte postwendend via Twitter. „Es war dein Tag“, schrieb Lavillenie an den Schweden. „Glückwunsch, Baby-Bruder!“ „Baby“, so nennt Lavillenie den jungen Himmelsstürmer, als „alten Mann“ oder „Opa“ bezeichnet Duplantis den dreimaligen Europameister. Die Beziehung zwischen den beiden Ausnahme-Springern ist von gegenseitigem Respekt geprägt. Es gebe niemanden, dem er lieber als Weltrekordhalter hätte nachfolgen wollen, sagt der junge Europameister von Berlin 2018.

Sergey Bubka, Lavillenies Vorgänger als Weltrekordler und jahrelang Dominator der Stabhochsprung-Szene, schloss sich den Glückwünschen an. „Das war ein fantastischer Job. Spring noch höher!“, twitterte der Ukrainer. Und Sam Kendricks (USA), der 2019 bei den Weltmeisterschaften das junge Ausnahmetalent noch auf den Silberrang verwiesen hatte, konstatierte bei Instagram: „Was für eine Nacht für den Sport. Wenn du Sportfan bist, musst du diesen Tag lieben.“

Kendricks selbst überquerte am selben Tag im französischen Rouen 6,01 Meter. Es war erst das zweite Mal, dass zwei Athleten an einem Tag an unterschiedlichen Orten die Sechs-Meter-Marke übersprangen. Zum ersten Mal ereignete sich dies am 24. August des vergangenen Jahres – auch damals waren es Kendricks und Duplantis, denen diese Leistungen gelangen.

Jugendliche Unbekümmertheit als Schlüssel zum Erfolg

Auch in Deutschland, wo Armand Duplantis am Dienstag beim PSD Bank Meeting Düsseldorf knapp an eben jenen 6,17 Metern gescheitert war, sorgte sein Weltrekord für Furore. „Dem kommt zugute, dass er erst 20 ist. Der denkt halt nicht nach“, sagte die Leitende Bundestrainerin für den Stabhochsprung und einstige Weltklasse-Athletin Christine Adams, die den Schweden bei seinem Rekordversuch in Düsseldorf beobachtet hatte, im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. „Das ist einfach in einer eigenen Liga, in der er gerade unterwegs ist."

Die momentane Überlegenheit des jungen Stabhochspringers beschrieb Hallen-Europameister Pawel Wojciechowski bei Instagram folgendermaßen: „Es ist, als ob du auf eine Rakete steigst und dann siehst, dass er schon im Weltraum ist.“ Der Pole hatte in Torun den vierten Platz belegt und zu den ersten Gratulanten des neuen Weltrekordhalters gehört.

Inspiration für andere Stabhochspringer

Die Leistung des 20 Jahre jungen Ausnahmekönners versetzte seine Kollegen auf der ganzen Welt in Begeisterung. „Ich habe beim Aufwärmen von Mondos Weltrekord gehört und es hat mich so inspiriert!“, erzählte die WM-Zweite Sandi Morris in den sozialen Medien. „Ich dachte mir: Wäre es nicht cool, wenn der Stabhochsprung-Weltrekord der Frauen am selben Wochenende gebrochen würde?“ Die US-Amerikanerin übersprang in New York mit 4,91 Metern eine Weltjahresbestleistung und scheiterte anschließend an 5,04 Metern – was Hallen-Weltrekord bedeutet hätte.

„Noch ein Jahr des Stabhochsprungs!“, äußerte sich US-Springerin Katie Nageotte begeistert bei Twitter. Und Deutschlands Stabhochsprung-Weltmeister von 2013 Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) kommentierte auf Instagram: „Es ist Geschichte geschrieben worden. Da geht noch mehr!“ Sprinterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) gratulierte ebenfalls: „Du bist verrückt.“

Erster Weltrekord durch einen Schweden seit 1990

Besonders groß ist die Begeisterung in Schweden, dem Heimatland von Duplantis‘ Mutter Helena: „Mondo“ ist seit 1990 der erste Schwede, der einen Weltrekord aufstellt. Die Bestmarken von Kajsa Bergqvist im Hochsprung (2,08 m) und Susanna Kallur über 60 Meter Hürden (7,68 Sekunden) sind ausschließlich Hallen-Weltrekorde. Die Leistung des amtierenden U20-Weltmeisters übertrifft jedoch die Freiluft-Bestmarke (6,14 m) von Sergey Bubka und gilt daher als Rekordmarke im Freien und in der Halle.

Glückwünsche erreichten den 20-Jährigen auch von höchster Stelle: König Carl Gustaf von Schweden ließ über den schwedischen Hof ausrichten, er sei sehr beeindruckt von Duplantis‘ Leistung. „Glückwunsch! Du bist unglaublich“, schrieb die 2017 zurückgetretene Susanna Kallur dem jungen Athleten bei Instagram.

Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. „Zumindest die nächsten fünf Zentimeter, sag ich jetzt mal. Die kann er sofort darstellen“, glaubt Christine Adams. „Klar“, sagt Duplantis selbst über eine weitere Steigerung. „Wenn ich mich gut fühle, warum soll ich die 6,18 Meter nicht probieren?“ Zweifel daran hat wohl mittlerweile niemand mehr. Nicht nach der „magischen Nacht“ von Torun.

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