| Cross-DM-Vorschau

Timo Benitz mit Kampfansage für spannende Männer-Mittelstrecke von Sindelfingen

Der VfL Sindelfingen ist im Jahr seines 100-jährigen Jubiläums Gastgeber der diesjährigen Deutschen Crossmeisterschaften. Zu einem Höhepunkt könnte der Mittelstrecken-Wettbewerb der Männer werden. Während einige Topathleten im Olympia-Jahr fehlen, sind die Jugend-Felder groß, ausgeglichen und hochklassig.
Ewald Walker / sb

„Die Sportstadt Sindelfingen freut sich auf die erste Deutsche Meisterschaft im Crosslauf“, betonte Sportamtsleiter Christian Keipert am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Titelkämpfe am Samstag (7. März). „Wir stellen für die Crossmeisterschaften unser Filetstück, das Bäderzentrum, mit seinen 90.000 Quadratmeter Fläche bereit." Cross-Titelkämpfe in einem Freibad sind ein Novum und versprechen zuschauerfreundlichen Sport. Von einem erhöhten Bereich lässt sich praktisch der gesamte 1,1 Kilometer lange Rundkurs einsehen. „Für die Instandsetzung der Rasenflächen haben wir uns auf Arbeit eingestellt“, so Keipert.

Im Glaspalast haben bereits unzählige nationale Titelkämpfe stattgefunden – die Deutschen Crossmeisterschaften jedoch sind in Sindelfingen ein Novum, das zusammenfällt mit dem 100-jährigen Jubiläum des VfL Sindelfingen. Der Verein sei mächtig stolz auf die Ausrichtung dieses Events, sagte VfL-Abteilungsleiter Jürgen Kohler. Stattliche 1.059 Teilnehmer haben für die elf Wettbewerbe im Cross gemeldet.

„Die Cross-Meisterschaften haben trainingsmethodisch zwischen den Hallenmeisterschaften in Leipzig und den Langstreckenmeisterschaften in Pliezhausen eine wichtige Bedeutung“, betont Lauf-Bundestrainer Thomas Dreißigacker den Stellenwert der Veranstaltung. Dass mit Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh, Gesa Felicitas Krause, Elena Burkard und Richard Ringer einige der Topathleten fehlen, ist in diesem Jahr auch der besonderen Situation mit später WM 2019, kurzer Saisonvorbereitung und der vollen Konzentration auf die Olympischen Spiele geschuldet.

"Laufen bis zum Umfallen" auf umkämpfter Mittelstrecke

Samstag um 12 Uhr ist in Sindelfingen „High noon“, wenn bei den Männern 124 Läufer auf der 4,4 Kilometer langen Mittelstrecken-Distanz starten. „Laufen bis zum Umfallen“ heißt für den frisch gebackenen Deutschen 1.500 Meter-Hallenmeister Timo Benitz (LG farbtex Nordschwarzwald) dann die Devise. Taktik sei im Geläuf weniger gefragt. „Der Untergrund und die Bodenbeschaffenheit sortiert da aus“, weiß Benitz, der bereits 2018 in Ohrdruf Deutscher Crossmeister geworden war.

Das Ziel des Luft- und Raumfahrt-Studenten für 2020 ist klar: die Olympischen Spiele in Tokio. „Entweder über die Zeit oder über die Rangliste muss es klappen“, ist Benitz zuversichtlich. Der Titel in Sindelfingen dürfte hart umkämpft sein. Da will eine Regensburger Phalanx mit Simon Boch, Florian Orth, Moritz Beinlich und dem Vorjahres-Dritten Konstantin Wedel nicht nur um den Mannschaftstitel laufen, sondern auch Einzelmedaillen absahnen. Boch hatte sich Ende 2019 bei der Cross-EM in Lissabon (Portugal) als 15. bereits in starker Form präsentiert und auch beim erfahrenen Florian Orth weiß man, dass er „Cross kann“.

Heimvorteil für Paul Specht

Als großer Hoffnungsträger des Ausrichters VfL Sindelfingen präsentierte sich bei der Pressekonferenz vier Tage vor den Titelkämpfen Paul Specht. Im Vorjahr hatte der inzwischen 19-Jährige den Titel bei der U18 gewonnen, vor drei Wochen lief er in Neubrandenburg souverän zum Titel über 3.000 Meter in der Halle. Jetzt will er auch im Gelände Gold bei der U20. 

„Ich hoffe, auch hier im Freibad ganz vorne landen zu können“, gab sich der Schützling von Harald Olbrich optimistisch. Die Crossmeisterschaften in Sindelfingen können ganz sicher auch als Anerkennung für „Harry“ Olbrich gewertet werden: Als ehemaliger Spitzenläufer (1.500-m-Bestzeit: 3:38 min) formt er seit 27 Jahren selbst im VfL Talente und führt sie immer wieder in die Spitze. Jetzt hat er mit Specht wieder ein großes Talent in den Händen.

Paul Specht hatte beim SSV Reutlingen und beim VfB Stuttgart (als Rechtsverteidiger „der Mann mit der großen Lunge“) Fußball gespielt und auf Zuraten von Harald Olbrich den Weg zum Laufsport gefunden. „Es werden einige Zuschauer kommen, um mich anzufeuern“, weiß Specht um den Heimvorteil. Gegen Tom Förster und Julian Gehring (beide LG Vogtland) sowie den Jugend-Vizemeister Ole Grot (TSG Bergedorf) muss sich Specht, der nur fünf Fahrradminuten von der Laufstrecke entfernt zuhause ist, allerdings strecken.

Samuel Fitwi auf der Langstrecke der Gejagte

Auf der Männer-Langstrecke (9,9 km) gibt es einen klaren Favoriten: Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel). Der 24-Jährige hatte sich bei der Cross-EM als Sechster und damit bester Deutscher mächtig ins Zeug gelegt und steuert zielstrebig die EM-Teilnahme in Paris (Frankreich) und vielleicht sogar die Olympiateilnahme in Tokio (Japan) an. Hier werden die Regensburger Orth, Boch, Wedel und Beinlich erst vor Ort entscheiden, wer für einen Doppelstart motiviert ist. Welche Rolle kann der Vorjahres-U23-Meister Jens Mergenthaler (SV Winnenden) als Lokalmatador spielen?

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Elena Burkard, der stärksten deutschen Crossläuferin, könnte der Titel bei den Frauen nach Berlin gehen. Zwar ist die Studenten-Weltmeisterin im Crosslauf Caterina Cranz nicht am Start, doch auch ihre Vereinskolleginnen, die Zwillinge Deborah und Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin), stehen auf der Meldeliste und haben sich zuletzt im Halbmarathon von Barcelona (Spanien) in Bestform präsentiert – ebenso wie die Regensburgerin Domenika Mayer.

Große U18-Felder

Zu den ambitionierten Läuferinnen im Nachwuchsbereich zählt sicher Blanka Dörfel (LC Cottbus). Die leichtfüßige 3.000 Meter-Vizemeisterin von Neubrandenburg dürfte im Gelände gute Chancen besitzen. Neben der EYOF-Siegerin über die Hindernisse bringen auch Linn Lara Kleine (LG Olympia Dortmund) und Annasophie Drees (TSV Bayer 04 Leverkusen) internationale Erfahrungen und ganz sicher auch DM-Medaillenambitionen mit.

118 Läufer und 83 Läuferinnen haben für die U18-Wettbewerbe über 4,4 Kilometer gemeldet. Gesucht werden die Nachfolger von Paul Specht und Antje Pfüller (LG Region Karlsruhe), die beide jüngst bereits in der nächsthöheren Altersklasse die nationalen Hallentitel über 3.000 Meter geholt haben. Es wird spannend zu sehen, wer sich in Sindelfingen einen Namen machen kann!

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Cross-DM in Sindelfingen findet wie geplant statt
Die Cross-DM findet wie geplant statt. „Da wir zahlreiche Anfragen erhalten haben, ob die Meisterschaft auch wirklich durchgeführt wird, wollen wir hier noch einmal bestätigen, dass die DM-Läufe nach dem jetzigen Stand wie geplant am Samstag ab 10:15 Uhr gestartet werden“, sagte Manfred Mamontow, Technischer Direktor beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Was die Gefährdungslage durch das Corona-Virus betrifft, sind die Behörden vor Ort angefragt worden. Eine Absage wurde nicht angeordnet. Der DLV hat zusammen mit dem Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) die Hygienemaßnahmen bei der Veranstaltung erhöht, die im Freien und ohne große Zuschauer-Mengen ausgetragen wird.

 

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