| Sportpolitik

Bewegung in vielen Facetten: Fabienne Königstein möchte Zukunft des Sports mitbestimmen

Fabienne Königstein will sich engagieren. Für Meinungsfreiheit, internationale Vernetzung und für Frauen. Unter anderem. Für die Marathonläuferin ist klar: Es gibt viel zu bewegen in der Sportwelt.
Chiara Gethmann

Marathonläuferin, Präsidiumsmitglied des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und von Athleten Deutschland e.V., Molekularbiologin, Deutsche Marathon-Meisterin 2018 und bald auch Mutter. Fabienne Königstein (MTG Mannheim) hat viele Rollen. Besonders im letzten Jahr hat sich viel getan für die 29-Jährige. „Vor einem Jahr hätte ich tatsächlich nicht gedacht, dass ich heute Teil des DOSB-Präsidiums sein werde“, blickt sie zurück.

Interesse daran sich zu engagieren, hatte Fabienne Königstein schon lange, aber neben Studium und Leistungssport war freie Zeit ein knappes Gut. Mit ihrem Master-Abschluss an der Uni Heidelberg wusste sie: „Das ist jetzt der Moment, in dem ich mich engagieren kann“. Sie erinnert sich: „Die freie Zeit wollte ich dann in die Athletenvertretung stecken. Das hat mich eigentlich immer interessiert.“ Fabienne Königstein möchte die Interessen von Athletinnen und Athleten vertreten – ihnen eine Stimme geben.

„Das war der richtige Moment für mich“

Also hat sie Kontakt aufgenommen zu Athleten Deutschland e.V., einem Verein, der 2017 gegründet wurde, um sich für die Interessen und Rechte von Athletinnen und Athleten im deutschen Sport einzusetzen. Zunächst in einer Arbeitsgruppe tätig, die sich mit den Bedürfnissen von Sportlerinnen beschäftigt – einem Herzensthema von Fabienne Königstein – ging es schnell mit einer neuen Rolle weiter, als im vergangenen Jahr klar wurde, dass das alte Präsidium von Athleten Deutschland nicht weitermachen wird.

„Ich wurde dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte. Das war der richtige Moment für mich, weil ich zu der Zeit verletzt war und es mir gut vorstellen konnte, noch eine neue Aufgabe zu übernehmen“, erzählt die Marathonläuferin.

Verletzungen plagten die auf Rang elf bestplatzierte deutsche Marathonläuferin der EM in Berlin 2018 in den vergangenen Jahren immer wieder. Ein Ermüdungsbruch und anschließend eine Muskelverhärtung im Jahr nach der EM. Sie schöpfte Mut, nachdem die Verletzungen auskuriert waren. Um dann im vergangenen Sommer doch wieder an Krücken gehen zu müssen. Doch ihren Optimismus hat Fabienne Königstein nie verloren. Die Operation hat sie gut überstanden – das Laufen macht wieder Spaß. Die Vorfreude auf den Nachwuchs, den sie und ihr Ehemann im Sommer erwarten, ist ebenfalls groß.

Internationale Vernetzung als wichtige Stellschraube

Optimistisch geht Fabienne Königstein auch an ihre neuen Aufgaben heran. „Max Hartung, der ehemalige Präsident, hat gezeigt, dass man durchaus etwas verändern kann. Athleten Deutschland hat mittlerweile auch wirklich die Basis und das Gehör, um etwas zu ändern. Wir als Präsidium bestimmen ja maßgeblich, in welche Richtung es geht“, fasst sie das Veränderungspotenzial zusammen.

Die aktuell wichtigste Stellschraube sieht Fabienne Königstein in der internationalen Vernetzung: „Wir haben einfach gemerkt, dass die allermeisten Regeln, die unseren Alltag bestimmen, von internationalen Verbänden gemacht werden. Da kann man als deutsche Athletenkommission alleine nichts erreichen. Dazu muss man sich mit anderen Nationen zusammentun, und dabei fehlt es noch ziemlich an Struktur. Dass man die Zusammenarbeit intensiviert, ist das Ziel.“

Viel zu tun für Fabienne Königstein

Mit ihrer Wahl ins Präsidium von Athleten Deutschland folgte eine weitere Rolle: Athletensprecherin im DOSB-Präsidium. „Ich bin dann ins Präsidium gewählt worden und gleichzeitig auch in die Athletenkommission. Jeder von uns Athleten besetzt noch eine weitere Funktion“, erklärt Fabienne Königstein, „Und mich hat eben der DOSB interessiert.“

So nimmt die Marathonläuferin an Veranstaltungen und Sitzungen teil oder reist wie im vergangenen Monat nach Lausanne (Schweiz), um dort die internationale Netzwerkarbeit voranzutreiben. Die Mannheimerin will viel bewegen in der Sportwelt: Die Meinungsfreiheit von Athletinnen und Athleten ist ihr ein großes Anliegen, genauso wie die internationale Vernetzung sowie die Bedürfnisse und Interessen von Frauen im Sport zu stärken. „Es sind insgesamt super viele Themen. Das Frauen-Thema wird auch immer meine Leidenschaft sein. Wenn es irgendwo Berichte gibt, dann lese ich die immer“, sagt sie mit einem Lachen.

Fabienne Königstein hat viele Rollen und viel vor. Auf die Frage, ob es herausfordernd wird, diese alle unter einen Hut zu bekommen, besonders im Hinblick auf den bevorstehenden Nachwuchs, antwortet sie gewohnt optimistisch: „Ja, es wird definitiv eine Herausforderung. Ich glaube, da spielt mir aber die Pandemie tatsächlich ein bisschen in die Karten. Dadurch, dass man mittlerweile an einigen Sitzungen auch online teilnehmen kann, fällt Reisezeit weg – das ist schon einmal viel wert.“ Die disziplinierte Athletin wird sicherlich auch erfolgreich mit dieser Herausforderung umgehen.

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