| Kolumbien

Deutsches Team mit Vorfreude auf U20-WM

Das deutsche Team ist bereit für die U20-WM. Am Freitag haben die DLV-Nachwuchs-Asse ihr Vorbereitungstrainingslager in den USA beendet und sich nach Kolumbien aufgemacht, wo am Montag der Jahreshöhepunkt beginnt. Zahlreiche deutsche Talente dürfen sich dort berechtigte Hoffnungen auf gute Platzierungen machen.
Chiara Gethmann / Nicolas Walter

U20-WM 2022

Das Wichtigste vorweg: Die Stimmung im deutschen Team im Vorfeld der U20-Weltmeisterschaften (1. bis 6. August) in Kolumbien ist gut. Bei 30 Grad und bester Laune machten sich die DLV-Asse am Sonntag (Ortszeit) vom Teamhotel in Cali erstmals auf den Weg ins rund 30 Minuten entfernte Estadio Olímpico Pascual Guerrero, um die Wettkampfstätte für die kommende Woche zu begutachten. „Die Anspannung und Vorfreude im Team ist deutlich spürbar“, sagte Elke Bartschat, Chef-Nachwuchsbundestrainerin des DLV.

Zugleich zeigte sie sich optimistisch. „Im Vorbereitungs-Camp in Florida haben wir noch einmal an den letzten Feinheiten gearbeitet und gehen nun gut gerüstet in die WM“, sagte sie weiter. Am Freitag war das DLV-Team von den USA nach Kolumbien aufgebrochen.

An hoffnungsvollen deutschen Talenten und Medaillenkandidaten mangelt es beim Jahreshöhepunkt nicht. Mit Weitspringer Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) ist beispielsweise ein Athlet nach Kolumbien angereist, der im vergangenen Jahr bereits auf europäischer Ebene ganz oben auf dem Thron saß. Bei den U20-Europameisterschaften in Estland triumphierte der Wiesbadener, der am ersten Wettkampftag 19 Jahre alt wird, mit Bestleistung von 7,98 Metern. In diesem Jahr kam er verletzungsbedingt schwerer in Tritt, konnte sich in Mannheim aber wieder auf 7,69 Meter steigern. Cali wäre nun die optimale Gelegenheit für eine weitere Verbesserung. Mit Johnny Brackins (USA) und Mattia Furlani (Italien) sind zwei Springer im Feld gemeldet, die in diesem Jahr bereits die 8-Meter-Marke knacken konnten. Auch der amtierende U20-Weltmeister Erwan Konate (Frankreich) zählt zum Kreis der Favoriten.

Tizian Lauria und Mika Sosna mit Favoritenrolle

Im Kugelstoßen gehört einem Deutschen die Favoritenrolle: Tizian Lauria vom VfL Sindelfingen führt mit 21,15 Metern die Weltjahresbestliste deutlich vor dem Weißrussen Yauheni Bryhi (20,36 m) an. Da dieser in Cali nicht starten wird, ist der Jamaikaner Christopher Young auf dem Papier der stärkste Konkurrent von Tizian Lauria. Mit Lukas Schober (SG Weißig 1861), aktuell die Nummer sechs der Welt, hat der DLV einen zweiten Medaillenanwärter in seinen Reihen.

71,37 Meter! Mit dem U20-Weltrekord im Diskuswurf ist Mika Sosna (TSG Bergedorf) für die U20-WM gemeldet. Im Juni steigerte der 19-Jährige die Weltbestmarke des Ukrainers Mykyta Nesterenko aus dem Jahr 2008 um mehr als einen Meter. Sollten Mika Sosna in Kolumbien ähnliche Weiten gelingen, müsste sich die internationale Konkurrenz für den Weltmeistertitel ordentlich strecken.

Nicht dagegen die nationale Konkurrenz: Denn mit Marius Karges ist ein weiterer deutscher Athlet am Start, der diese Weiten erzielen kann. Mit 69,49 Metern ist der Frankfurter die Nummer zwei der Welt. Wie stark der deutsche Diskuswurf derzeit generell ist, untermauert auch die Tatsache, dass Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) – die Nummer drei der Welt – bei der U20-WM nicht mit von der Partie sein wird. Beim entscheidenden Qualifikations-Wettkampf, der Jugend-DM in Ulm, belegte er hinter Sosna und Karges nur Rang drei. In jedem anderen Land weltweit hätte er sich dagegen in diesem Jahr mit seinen 63,12 Metern den Sieg gesichert.

Max Dehning Nummer drei der Welt

Berechtigte Medaillenchancen darf sich auch Speerwerfer Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) ausrechnen. Mit 78,80 Metern ist der 17-Jährige die Nummer drei der Welt und nicht mehr allzu weit von der 80-Meter-Marke entfernt. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, da sich der Leverkusener erst sechs Wochen vor seiner Bestmarke eine Verletzung am Fuß zugezogen hatte. In den Kreis der Medaillenanwärter könnte sich auch Simon Schmitt aufschwingen. Der Pfungstädter hat eine Bestweite von 74,42 Metern stehen.

Nicht weniger stark besetzt ist das deutsche Teilnehmerfeld in der weiblichen Jugend. Bei der U20-DM in Ulm sorgte beispielsweise Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) erst kürzlich für mächtig Aufsehen. Die 19-Jährige sprintete in 13,23 Sekunden über 100 Meter Hürden und setzte sich damit an die Spitze der besten U20-Athletinnen Europas. Doch auch auf der Weltbühne kann sich diese Zeit sehen lassen: Mit der fünftbesten Leistung in der Welt reist sie nach Cali. Favoritin auf den Titel ist dagegen die Jamaikanerin Kerrica Hill, die als einzige Athletin weltweit in diesem Jahr bereits unter 13 Sekunden (12,98 sec) blieb.

Stark vertreten ist das deutsche Team auch im Kugelstoßen der weiblichen Jugend. Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) krönte ihren Titel bei der Jugend-DM in Ulm mit einer Freiluft-Bestweite von 17,01 Metern. Damit liegt sie in der U20-Weltjahresbestenliste auf Rang zwei und führt die europäische Bestenliste sogar an. Mit einer Bestmarke von 17,19 Metern war in diesem Sommer nur die Südafrikanerin Miné de Klerk besser. In der Halle stieß Nina Ndubuisi im Februar sogar 17,27 Meter. Auch die zweite DLV-Athletin Jaqueline Gippner (SC Potsdam; 15,89 m) gehört mit Platz neun zu den besten zehn U20-Stoßerinnen weltweit in diesem Jahr.

Jada Julien und Sandrina Sprengel mit starken Vorleistungen

Eine weitere deutsche Athletin, die der internationalen Konkurrenz gefährlich werden könnte, ist Hammerwerferin Jada Julien (LAC Erdgas Chemnitz). Sie steigerte ihre Bestleistung im Mai um mehr als fünf Meter im Vergleich zum vergangenen Jahr und ließ den Hammer auf 65,90 Meter fliegen. Mit dieser Weite reiht sie sich hinter der Italienerin Rachele Mori auf Rang zwei der U20-Weltjahresbestenliste ein.

In ihrem ersten Siebenkampf-Jahr zeigt Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) bisher, welch großes Potenzial in ihr steckt. Mit 6.015 Punkten als Bestleistung im Gepäck geht sie bei der Nachwuchs-WM an den Start. Mit dieser Punktzahl, die sie im Juni in Leverkusen erzielt hat, rangiert die 18-Jährige ebenfalls auf Rang zwei der U20-Weltjahresbestenliste. Direkt dahinter platziert ist mit einer Bestleistung von 5.894 Zählern Serina Riedel (TSV Zeulenroda) – die 19-Jährige könnte beim Jahreshöhepunkt also erstmals die Marke von 6.000 Punkten knacken. Favoritin ist jedoch Saga Vanninen. Die Finnin gewann im vergangenen Jahr nicht nur den U20-Europameistertitel, sondern siegte auch bei der U20-WM in Nairobi (Kenia) und startet nun in die Mission Titelverteidigung. Ihre Bestleistung steht bei 6.271 Punkten.

Dreispringerin Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) erlebte bei der Jugend-DM in Ulm einen kleinen Befreiungsschlag: Sie verbesserte ihre Freiluft-Bestmarke auf 13,21 Meter und schob sich damit auf Rang sechs der U20-Weltjahresbestenliste sowie auf Platz vier in Europa. Nun möchte sie in Cali angreifen und kann dabei auf die Erfahrung aus dem vergangenen Jahr bauen. Bei der U20-EM in Estland nahm sie teil, verpasste allerdings den Endkampf. Ruth Hildebrand (MTG Mannheim), die zweite DLV-Dreispringerin in Cali, verbesserte ihre Bestleistung in diesem Jahr auf 13,16 Meter und geht mit Rang neun der Meldeliste ebenfalls als eine der Top-Ten-Athletinnen an den Start.

Mischen deutsche Staffeln vorne mit?

Auch Tabea Eitel (LG Filder) steigerte sich in Ulm deutlich und sprang bei der Jugend-DM im letzten Versuch auf 6,48 Meter. Mit dieser neuen Bestleistung reist sie als achtbeste U20-Weitspringerin in diesem Jahr nach Cali. Eine weitere Top-Ten-Athletin ist Stabhochspringerin Chiara Sistermann (TSV Gräfelfing). In Ulm fand die 18-Jährige zu dem in dieser Saison herbeigesehnten erfolgreichen Wettkampf und bestätigte ihre Bestleistung von 4,25 Metern aus dem vergangenen Jahr. Damit sprang sie direkt auf Rang zwei der besten U20-Stabhochspringerinnen Europas sowie auf Rang acht der Welt. In der Halle überwand sie gar schon 4,30 Meter. Beste gemeldete Athletin ist die US-Amerikanerin Amanda Moll mit 4,51 Metern.

Auch die deutschen Staffeln dürfen sich gute Chancen auf vordere Plätze ausrechnen. So rangieren die weiblichen Staffeln sowohl über 4x100 Meter als auch über 4x400 Meter auf Platz zwei der Welt. Die 4x400-Meter-Staffel besteht in Person von Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund), Lena Leege (LAC Berlin) und Maja Schorr (SV Go! Saar 05) zum Großteil aus jener Erfolgs-Mannschaft, die im vergangenen Jahr bei der U20-EM Gold gewann. Justine Wehner (SC Magdeburg) verstärkt in Cali das deutsche Quartett.

15 Athletinnen und Athleten waren bereits in Eugene am Start

Für einige internationale Athleten wird die U20-WM die zweite WM binnen weniger Tage sein. Denn insgesamt 15 Starter, die kürzlich bei der WM der Aktiven in Eugene (USA) teilnahmen, werden nun auch in Cali auf Medaillenjagd gehen. Eine unter ihnen: Die 17-jährige Karmen Bruus aus Estland. Die Hochspringerin wurde Siebte bei der U18-EM in Jerusalem (Israel), erreichte diese Platzierung mit 1,96 Meter auch in Eugene und möchte nun in Cali die erste internationale Medaille in ihrer Karriere einfahren.

Auch Peter Maru aus Uganda wagt den Doppelstart in Kolumbien. Im vergangenen Jahr wurde der 19-Jährige, der regelmäßig zusammen mit dem Olympia-Dritten über 10.000 Meter Jacob Kiplimo trainiert, über 1.500 Meter Fünfter bei der U20-WM in Kenia. Mit einem Jahr mehr an Erfahrung wird er nun über 5.000 Meter ins Rennen gehen. In Eugene wurde er über diese Distanz in 13:47,65 Minuten 14.

Eines der größten aufstrebenden Nachwuchstalente weltweit ist Sprinter Letsile Tebogo aus Botswana. Der 19-Jährige brach Ende April den U20-Weltrekord und schraubte ihn mittlerweile bis auf 9,94 Sekunden. Auch er war in Eugene am Start, schaffte es bis ins Halbfinale und traf auf die absolute Weltelite. „Das war ein großer Erfolg für mich“, wird er auf der Webseite von World Athletics zitiert. In Cali plant er einen Dreifachstart über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel.  

U20-WM 2022

 

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