| Leichtathletin des Jahres

Malaika Mihambo – Nerven aus Stahl

Sie sorgte mit ihrer Titelverteidigung bei der WM im vergangenen Jahr für die deutsche Sternstunde: Malaika Mihambo. Das DLV-Ass springt weiter von Erfolg zu Erfolg und ist auch in dieser Saison die große deutsche Hoffnung. Nun wurde die 28-Jährige zum vierten Mal in Folge als „Leichtathletin des Jahres“ ausgezeichnet.
Alexander Dierke

Es ist eine Rekordserie, an welcher Malaika Mihambo kontinuierlich weiterarbeitet. Auf ihren größten Karriere-Erfolg 2021 – den Olympiasieg in Tokio – folgte im vergangenen Jahr die Titelverteidigung bei den Weltmeisterschaften in Eugene. Hinzu kamen Silber bei der Heim-EM in München sowie der deutsche Meistertitel in der Halle und im Freien. Die Weitspringerin ist zweifelsohne jene deutsche Leichtathletin, der das Prädikat „Weltklasse“ seit Jahren verdientermaßen ins Portfolio geschrieben werden darf. Und das liegt an gleich mehreren Gründen.

Ein ganz wesentlicher: Mihambos unglaublicher Kampfgeist, welchen sie bereits in Japan unter Beweis gestellt hatte. In München war dieser in der letzten Saison wiederum auf eine spezielle Art und Weise von ihr gefordert. Nach Corona-Erkrankung war eine Teilnahme am Wettkampf lange Zeit fraglich, ehe sich die 28-Jährige dazu entschied, es trotz Trainingsrückstands und Long-Covid-Problemen dennoch zu probieren – und schließlich nach ihrem Triumph in Eugene auch noch den Vize-Europameistertitel bejubelte. Ob der Ausgangslage mehr als nur beachtlich.

Saison-Bestleistung zum Saison-Höhepunkt

Nerven aus Stahl waren es, die Mihambo auch zuvor in besagter Nacht in den USA unter Beweis gestellt hatte: Nach zwei ungültigen Versuchen im Finale drohte die gebürtige Heidelbergerin bereits den Endkampf zu verpassen, bevor sie es mit einem Sicherheitssprung zunächst auf beachtenswerte 6,98 Meter schaffte und diesem im vierten Versuch dann eine Weite von 7,09 Meter folgen ließ. Bereits das hätte für den WM-Titel gereicht, doch im letzten Sprung steigerte sie sich noch ein weiteres Mal auf ihre Saison-Bestleistung von 7,12 Metern. Es gibt durchaus schlechtere Zeitpunkte.

Doch nicht zu verkennen ist auch der unbändige Siegeswille der für die LG Kurpfalz startenden Athletin. Der Rückblick auf das vergangene Jahr lässt sie, so sagt sie selbst, "mit etwas Hunger auf mehr“ zurück, wenngleich sie sich auch in diesem auf einem konstant hohen Niveau bewegte. „Ich bin sehr froh, dass ich mir wieder ein höheres Leistungsniveau erarbeiten konnte – ähnlich wie ich es 2019 hatte. Nun freue ich mich, darauf aufbauen zu können und hoffe, dass ich mein Niveau im nächsten Jahr noch weiter ausbauen kann“, betonte Mihambo gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ihren Stolz über das von ihr Erreichte.

Nun gilt es für die dreimalige „Sportlerin des Jahres“, die sich bei der Auszeichnung für 2022 im Dezember nur knapp Sprint-Ass Gina Lückenkemper (SCC Berlin) geschlagen geben musste, weiter an ihrem Leistungsniveau zu feilen. Bereits jetzt ist Mihambo die einzige deutsche Weitspringerin neben Heike Drechsler, die zwei Mal bei einer WM triumphierte, und die erste Europäerin, der dieses Kunststück bei zwei aufeinanderfolgen globalen Meisterschaften gelang. In Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) könnte sie sich gar zur erfolgreichsten Weitspringerin in der Geschichte des DLV küren.

Hallensaison mit Sprints und Sprüngen

Doch zunächst steht für die Masterstudentin der Umweltwissenschaften der Einstand in die Saison nahe ihrer Heimat beim Hallen-Wettkampf in Karlsruhe (27. Januar) an. „Ein Luxus“, wie Mihambo im Gespräch mit dem SWR äußerte, und ein Meeting, bei welchem sie gegen starke Konkurrenz gleich eine erste echte Bestandsprobe erlebt – über 60 Meter. Ihre, man ist schon geneigt zu sagen, äußerst überdurchschnittlich starke zweite Disziplin.

Endgültig ernst wird es dann beim ISTAF Indoor in Düsseldorf, ihrem ersten Weitsprung-Wettkampf des Jahres. Dem folgen soll ein Start beim ISTAF Indoor in Berlin und bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund (18./19. Februar), bevor sie die Hallensaison möglicherweise mit einem Start bei den Hallen-Europameisterschaften in Istanbul (Türkei; 2. bis 5. März) beenden könnte – lediglich in der Halle fehlt ihr das goldene Edelmetall noch. 

"Noch freier von Druck und Stress machen"

„Ich sehe dieses Jahr noch mal, um mich auf die Sprungtechnik und die Zunahme der Schnelligkeit zu konzentrieren. Mental versuche ich, mich noch freier von Druck und Stress zu machen, sodass ich mit Spaß und voller Konzentration alle Wettkämpfe angehen kann“, erklärt sie – eine Aussage, die angesichts ihrer mentalen Stärke der Vergangenheit nur noch einmal ihren (sportlichen) Ehrgeiz untermauert.

Bei der Wahl zur „Leichtathletin des Jahres“ 2022 setzte sich Malaika Mihambo nun bereits zum vierten Mal in Folge durch – es ist die Belohnung für eine weitere Ausnahmesaison. Und auch abseits der Sprunggrube der Ausbau einer Rekordserie.

Mehr:
Malaika Mihambo und Niklas Kaul triumphieren als "Leichtathleten des Jahres" 2022

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