| WM Berg & Trail

Tag 1 | Vertical: Laura Hottenrott führt deutsches Frauen-Team zu Silber

Was für ein Auftakt für die Trail- und Berglauf-Weltmeisterschaften in Innsbruck und im Stubaital: Andrea Mayr sichert Gastgeber Österreich Gold im Vertical. Für Deutschland gab es Silber und einen starken vierten Platz durch Laura Hottenrott.
Christian Ermert

Rekord-Weltmeisterin Andrea Mayr hat sich am Mittwoch bei der Heim-WM in Innsbruck und im Stubaital im Vertical zum siebten Mal die Goldmedaille geholt und dem Gastgeberland im zweiten Rennen die erste Medaille beschert. Die 43 Jahre alte Ärztin setzte sich gegen Philaries Jeruto Kisang aus Kenia und Grayson Murphy aus den USA durch. Das „Vertical Uphill Race“ von Neustift zur Elferhütte vor der Kulisse der Stubaier Felsgipfel hat den Weltbesten alles abverlangt. Die Streckendaten sprechen für sich: Gesamtlänge 7,1 Kilometer, 1.020 Höhenmeter.

Die letzten 800 Meter, auf denen es eine Skipiste fast senkrecht nach oben ging, waren dann Spannung pur. Kisang war als Führende in die entscheidende Phase des Rennens gegangen und konnte die Lücke noch vergrößern. Je steiler es wurde, desto näher kam Mayr ihrer Konkurrentin aber, und etwa auf der Hälfte des Anstiegs konnte Mayr vorbeiziehen und ihren siebten Weltmeistertitel holen. Während Mayr bis ins Ziel laufen konnte, musste Kisang die letzten Meter gehen. Etwas mehr als eine Minute nach Mayr überquerte Grayson Murphy die Ziellinie, während Titelverteidigerin Allie McLaughlin ihrem Sprint im unteren Teil Tribut zollen musste und am Ende auf Platz 13 landete.

„Ich wusste, dass mein Rennen startet, wenn es steil wird", sagte Andrea Mayr über ihren Sieg in 48:14 Minuten. "Ich habe mich gut gefühlt und früh die Führung übernommen. Zu wissen verfolgt zu werden, hat mich gepusht. Die flacheren Passagen sind nicht meins, da hat mich die Kenianerin überholt. Die Stimmung auf der Zielgeraden war enorm, so viele Menschen, allen voran meine Familie, haben mich angefeuert. Das letzte Steilstück war sehr hart, aber ich bin überglücklich gewonnen zu haben.“

Laura Hottenrott führt DLV-Team zu Silber

Einen ganz starken vierten Platz sicherte sich Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), die 1:42 Minuten hinter der Siegerin im Ziel auf 2.080 Metern war. „Ich habe mir das so sehr gewünscht“, sagte sie und konnte die Freudentränen nicht zurückhalten, „das fühlt sich wie ein Sieg an, obwohl es natürlich keine Medaille ist“, meinte sie und bedankte sich bei ihrem Vater und Trainer Kuno Hottenrott, nach dessen Plänen sie sich akribisch auf diese Bergrennen bei der WM vorbereitet hatte.

Edelmetall gab es dann aber auch noch für sie: In der Teamwertung sichert sich die deutsche Mannschaft Silber. Hinter Laura Hottenrott lief Marathon-Team-Europameisterin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) auf Rang sieben, Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen) wurde 22. Das reichte für Silber hinter Kenia, aber vor Großbritannien. Fürs Team wurden die besten drei Läuferinnen gewertet, eine Medaille erhielten aber alle vier, die auf der schweren Strecke gefinisht haben. Das Quartett vervollständigte als 39. im hundertköpfigen Feld Laura Hampel vom TSV Rosenheim.

„Für mich war es sehr hart. Bei den Steilstücken hatte ich das ja erwartet, aber ich hatte gehofft, auf den flacheren Passagen mehr drücken zu können. Aber mit diesen vielen Höhenmetern in den Beinen musste ich aufpassen, dass ich nicht stolpere“, sagte Domenika Meyer, die bei der Berglauf-WM aus ihrem üblichen Marathontraining heraus ohne sehr spezielle Vorbereitung angetreten war. „Es hat riesigen Spaß gemacht, vor allem die letzten steilen Meter zum Ziel an der Berghütte, wo die Menschen so dicht an der Strecke waren und uns angefeuert haben. Ein Megalob für die Organisation und die Stimmung im Stubaital.“

Filimon Abraham mit Rang neun nicht zufrieden

Im Männerrennen lief es für Marathon-As Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) nicht so gut wie erhofft. Er kam als Neunter mit 2:50 Minuten Rückstand auf Weltmeister Patrick Kipngeno (Kenia) ins Ziel, der die gut 1.000 Höhenmeter auf sieben Kilometern in 40:18 Minuten bewältigte und vor Levi Kiprotich aus Uganda und seinem kenianischen Landsmann Josphat Kiprotich gewann.

„Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte mindestens unter die Top Fünf laufen, aber ich hatte schwere Beine. Woran das lag, weiß ich nicht“, meinte der 30-Jährige, der im März den drittschnellsten Marathon eines Deutschen gelaufen war. Eine sehr starke Leistung zeigte Julius Ott Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), der als zweitbester Deutscher auf Rang 13 nur 42 Sekunden hinter Filimon Abraham das Ziel erreichte. Auf Rang 31 finishte Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg) und Philipp Stuckhardt (SSC Hanau-Rodenbach) wurde 89 – Platz vier für das deutsche Männerteam.

Am Donnerstag startet Laura Hottenrott bereits in ihr nächstes Rennen bei diesen Weltmeisterschaften, wenn um neun Uhr der Shorttrail von Innsbruck nach Neustift los geht. Wobei „short“ etwas verniedlichend ist: Immerhin sind dabei 45,2 Kilometer im meist hochalpinen Gelände mit 3132 Höhenmetern im Aufstieg und 2719 Höhenmetern im Abstieg zu bewältigen.

Das "Short Trail"-Rennen sehen Sie hier im Livestream auf laufen.de

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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