| Halbmarathon-DM

Anja Scherl fordert Sabrina Mockenhaupt

Rund 700 Meldungen und damit mehr als in den Vorjahren sind für die Halbmarathon-DM im Rahmen des HAJ Hannover-Marathon am Sonntag (9. April) eingegangen. Für einige Top-Läufer ist das Rennen der Frühjahrs-Höhepunkt, für andere Durchgangsstation für den Marathon.
Martin Neumann

Zehn Jahre nach ihrem ersten DM-Start kehrt Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) am Sonntag nach Hannover zurück. Bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften (Start: 11:15 Uhr) im Rahmen des HAJ Hannover Marathons (ab 9:30 Uhr live im NDR) zählt die Olympiateilnehmerin trotz der Nachwirkungen eines heftigen Infekts zu den Favoritinnen. 2007 war das noch anders: Bei der U23-DM in Hannover belegte sie damals im Trikot der DJK Weiden über 1.500 Meter in 4:46,67 Minuten Rang acht. Das Rennen vor zehn Jahren gewann übrigens die für die TSG Heilbronn startende Denise Krebs (4:26,39 min).

Mittlerweile ist Denise Krebs seit vielen Jahren für den TV Wattenscheid 01 unterwegs und der langen Mittelstrecke treu geblieben, für Anja Scherl wurden die Strecken hingegen immer länger – bis hin zum Marathon. Nach ihrem Traum-Jahr 2016 mit Steigerungen auf 71:17 Minuten im Halbmarathon und 2:27:50 Stunden im Marathon hatte die Softwareentwicklerin gesundheitliche Probleme und musste daher ihren Start beim Berliner Halbmarathon (2. April) absagen. Einen „Tempodauerlauf-Test“ eine Woche zuvor über 10.000 Meter hatte sie in 34:42,22 Minuten absolviert.

"Mocki": Erst nachmelden, dann Titel holen

In den Bereich ihrer Bestzeit wird Anja Scherl am Sonntag mit großer Sicherheit nicht laufen können. Doch es könnte trotz Trainingsrückstand durchaus zum Titel reichen. Größte Konkurrentin dürfte Sabrina Mockenhaupt werden. Die 36-Jährige vom LT Haspa Marathon Hamburg steht zwar noch nicht auf der bisher 699 Läufer umfassenden DM-Startliste, eine Nachmeldung ist aber noch möglich. Insgesamt ist die Rekordzahl von 21.349 Läuferinnen und Läufer für den HAJ Hannover-Marathon gemeldet. 8.664 wollen beim Halbmarathon dabei sein.

Am 2. April lief „Mocki“ beim Berliner Halbmarathon mit 72:11 Minuten auf Rang acht und verbesserte den Hamburger Landesrekord um 62 Sekunden. „Berlin war für mich ein großer Schritt zurück“, sagte Sabrina Mockenhaupt nach dem Rennen. Im Vorjahr hatte eine Fußverletzung einen Strich durch ihren möglichen vierten Olympia-Start gemacht. Allerdings muss die Titelverteidigerin erst einmal die harten 21,1 Kilometer vom vergangenen Sonntag verdauen. Außerdem hatte sie in Berlin mit 2:19-Stunden-Marathonläufer Paul Schmidt einen erfahrenen Tempomacher an ihrer Seite. In Hannover heißt es im Meisterschaftsrennen hingegen Frau gegen Frau. Nichtsdestotrotz ist ihre Zielstellung klar: „Ich möchte Deutsche Meisterin werden“, sagte sie gegenüber den Veranstaltern.

Corinna Harrer lauert auf ihre Chance

Sollte das Rennen taktisch geprägt sein, könnte das die Chance von Corinna Harrer sein. Die Mittelstrecken-Umsteigerin der LG Telis Finanz Regensburg läuft in Hannover erst ihren zweiten Halbmarathon überhaupt – zum Vergleich: Sabrina Mockenhaupt nimmt seit 2007 die 21,1 Kilometer regelmäßig unter die Füße. Corinna Harrer bringt von der Bahn aber eine enorme Grundschnelligkeit mit. „Ich werde einfach vorn mitlaufen. Mal sehen, was passiert“, wird die Olympia-Starterin von London 2012 auf der Vereinshomepage zitiert. Gemeldet ist zudem Katharina Heinig. Nach dem Start in Berlin kommt für die Frankfurterin die DM aber noch zu früh. Sie nimmt stattdessen den Paderborner Osterlauf am 15. April ins Visier.

Bei den Männern fehlen einige der schnellsten Deutschen. Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) und Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) gaben dem Berliner Halbmarathon den Vorzug. Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) startet in Hannover über die Marathondistanz (eine Vorschau dazu lesen Sie morgen). Angeführt wird das DM-Feld von Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01). Der Deutsche U23-Rekordler bringt eine Bestzeit von 63:40 Minuten mit, musste sich aber vergangenes Jahr einer komplizierten Achillessehnen-Operation unterziehen, die ihn um den Olympia-Start in Rio brachte.

Hendrik Pfeiffer und Julian Flügel favorisiert

Zuletzt arbeitete der Wattenscheider in der Höhe von Flagstaff (USA) an seinem Comeback auf großer Bühne. „Es lief dort oben sogar besser, als wir uns erhofft hatten. Auch wenn mir nach der Verletzung natürlich noch einige Wochen Vorbereitung fehlen, konnte ich auf einem sehr hohen Niveau trainieren und hatte insgesamt nur zwei Tage, an denen ich kürzer treten musste. Damit bin ich also ziemlich gut durch die Höhe gekommen“, sagte Hendrik Pfeiffer. Sein Ziel für Hannover: „Ich würde mich freuen, wenn es schon wieder unter 65 Minuten gehen und ich ein Wort um die Medaillen mitsprechen kann.“

Nach überstandener Knieverletzung könnte Julian Flügel, der das starke Team des ART Düsseldorf anführt, größter Widersacher des Wattenscheiders werden. Der Olympia-Starter (Bestzeit: 64:17 min) befindet sich allerdings mitten in der Vorbereitung auf den Metro Marathon Düsseldorf am 30. April. Am vergangenen Sonntag spulte der 30-Jährige beispielsweise 40 Kilometer in 2:21 Stunden ab. Bei dem ausdauerlastigen Training der vergangenen Wochen könnte ihm in Hannover womöglich die nötige Spritzigkeit fehlen.

Experten haben Tom Gröschel auf der Rechnung

Für eine Überraschung kommt am Sonntag Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) in Betracht. Der 25-Jährige gewann im vergangenen Herbst den Kölner Halbmarathon in 64:52 Minuten und trainiert zusammen mit Hendrik Pfeiffer in der Gruppe von Tono Kirschbaum. „Mit ihm gemeinsam möchte ich die deutsche Spitze angreifen und es wäre toll, wenn wir es beide aufs Treppchen schaffen würden“, sagte Hendrik Pfeiffer.

Doch egal welcher der drei Top-Favoriten am Sonntag das Rennen macht, es gibt in jedem Fall eine Premiere: Weder Hendrik Pfeiffer noch Julian Flügel oder Tom Gröschel waren bisher Deutscher Halbmarathon-Meister.

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