| Interview der Woche

Elena Burkard: "Wenn ich verletzungsfrei bleibe, kann es mit Berlin klappen"

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) ist nach fünf Jahren USA zurück in Deutschland – und hat am Sonntag bei der Cross-EM in Samorin (Slowakei) mit einem fünften Platz im Frauen-Feld eine starke Visitenkarte abgegeben. Von ihren Erfahrungen in der zweiten Heimat San Francisco, ihrer Rückkehr nach Deutschland und dem Wunsch der EM-Teilnahme in Berlin berichtet die 25-Jährige in unserem Interview der Woche.
Wolfram Marx

Elena Burkard, Sie haben im Rennen der Frauen bei Cross-EM den fünften Platz erreicht. Sind Sie mit dem Rennen und dem Ergebnis zufrieden?

Elena Burkard:

Ich bin sehr zufrieden. Es war ein schnelles Rennen und die Bedingungen waren mit dem kalten Wind schwer. Das Ergebnis ist klasse.

Wie ist das Rennen aus Ihrer Sicht verlaufen?

Elena Burkard:

Ich wollte eigentlich in einer ersten 10er Gruppe laufen, die gab's dann aber nicht, und ich habe mich nicht so frisch gefühlt. Ein paar Läuferinnen haben sich relativ schnell abgesetzt und das Feld hat sich dann auseinander gezogen. Da war ich mir nicht sicher wegen der Platzierung und habe mich an Fabienne Schlumpf und Charlotte Taylor orientiert. Fabienne Schlumpf war mit mir in Tilburg im gleichen Rennen und wir waren zeitgleich Zweite und Dritte, daher wusste ich, wie stark sie ist. Charlotte Taylor kenne ich gut, mit ihr war ich während meines Studiums in San Francisco zwei Jahre in einem Team. Ich habe mich auch abseits der Wettkämpfe sehr gefreut, sie hier wieder zu treffen.

Sie haben sich im Laufe des Rennens nach vorne gearbeitet. Am Schluss waren Sie als Fünfte gar nicht weit weg von den Medaillerängen...

Elena Burkard:

Ich habe nicht gewusst, auf welcher Position ich gerade bin. Ich habe am Ende versucht, auf einen guten Platz zu kommen, wusste aber nicht, wie weit weg oder nah ich bei den Medaillen war. Das deutsche Team hat mich super unterstützt, immer wieder kamen Anfeuerungen. 

Sie haben lange in den USA gelebt und waren im europäischen Wettkampf-Geschäft außen vor. Mit welchem Wunsch sind Sie denn hier angereist?

Elena Burkard:

Ich wusste durch Tilburg, wie stark die anderen sind. Ich hatte schon auf eine Platzierung unter den Top 10 gehofft. Das war mein Ziel, aber ich wusste nicht, ob ich es mir zutrauen kann.

Wie sind Sie mit der Strecke zurecht gekommen?

Elena Burkard:

Ich hatte mir eigentlich mehr Cross-Charakter gewünscht mit einem tieferen Boden, mit mehr Matsch und auch mehr Steigungen. Ich bin in den USA viel Cross gelaufen und hatte damit auf den ersten Metern einen Vorteil. Die Strecke hier war doch flach, die kleinen Barrieren waren durch das Holz schwierig mit den Spikes. Auch der Boden auf dem Abschnitt der Pferderennbahn war sehr hart. Aber diese Art von Boden kenne ich, denn ich war als Kind auch im Pferdesport aktiv. Die ganze Anlage mit der Pferderennbahn und den anderen Anlagen für die Pferde hat mich ein bisschen an die Heimat erinnert (lacht).

Waren Sie mit einem Sportstipendium in den USA?

Elena Burkard:

Ich war insgesamt fünf Jahre an der University of San Francisco und habe dort Chemie studiert. Ich hatte ein Sportstipendium. Fünf Jahre waren nicht geplant, das hat sich dann so ergeben und war klasse. Ich war sehr gerne dort und sehe San Francisco immer noch als Heimat. Ich vermisse es auch. Das Stipendium ist abgelaufen und ich bin zurück, lebe in Tübingen und mache dort meinen Master in Chemie.

Trainieren Sie auch in Tübingen?

Elena Burkard:

Ich lebe im Haus von Isabelle und Dieter Baumann. Ich trainiere während der Woche auch in der Gruppe von Isabelle Baumann. Es ist das perfekte Umfeld. Am Wochenende trainiere ich dann zuhause. Den Trainingsplan erstellt mein Trainer Jörg Müller, bei dem ich schon vor der Zeit in den USA trainiert habe.

Und wie war es während des Studiums in San Francisco? Wer hat da das Training geplant?

Elena Burkard:

Ich war dort im Team und hatte den Plan von meiner Trainerin dort. Sie ist sehr gut, das Training war hart, aber sie hat es individuell abgestimmt und war sehr vorsichtig in Bezug auf Umfänge und Verletzungen. Sie hat sich das Rennen heute im Livestream angesehen und sich nach dem Wettkampf bei Charlotte Taylor gemeldet und bei uns nachgefragt. Sie wollte wissen, wie ihre Athletinnen abschneiden. Sie hat sich über unsere Ergebnisse gefreut und war zufrieden.

Wie sah in diesem Zeitraum die Kommunikation mit Ihrem Heimtrainer aus – hat er sich auch in das Training eingebracht?

Elena Burkard:

Jörg Müller wusste Bescheid, aber er hat sich nicht eingemischt. Als ich zurückgekommen bin, hat er mich sofort und gerne wieder ins Training aufgenommen. Es hat alles sofort funktioniert. Ich bin sehr froh darüber und ihm auch sehr dankbar.

Wie sehen Ihre Pläne für 2018 aus?

Elena Burkard:

Ich werde keine Hallensaison machen, die genaue Planung machen wir jetzt. Ich werde über Ostern ins Trainingslager nach Italien gehen, das steht fest. Auf der Bahn liegt der Schwerpunkt auf den 1.500 Metern. Wichtig ist es jetzt vor allem verletzungsfrei zu bleiben, denn ich hatte schon öfter mit Verletzungen zu kämpfen.

Was für Verletzungen waren das?

Elena Burkard:

Ich bin jetzt 1,5 Jahre verletzungsfrei, davor hatte ich Ermüdungsbrüche im Schienbein. Ich habe viel Alternativtraining gemacht, unter anderem mit Spinning Bike und Aqua-Jogging, und mache es auch noch.

Ist die EM in Berlin ein Ziel für Sie?

Elena Burkard:

Sie ist mein Wunsch, aber mal sehen. Das Feld über 1.500 Meter in Deutschland ist gut, mal abwarten, wie es mit der Qualifikation für Berlin klappt. Meine Bestzeit liegt bei 4:10 Minuten. Möglich wären aber auch die 5.000 Meter, die laufe ich auch sehr gerne. Wenn es klappt, dass ich verletzungsfrei bleibe, kann es auch mit Berlin klappen.

Mehr:

<link news:61073>Elena Burkard erkämpft starken fünften Platz

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