| Interview

Malaika Mihambo: „Ich kann über sieben Meter springen“

Noch zu Beginn des Jahres waren die Gedanken an die Olympischen Spiele in weiter Ferne: Malaika Mihambo wusste aufgrund von Patellasehnen-Schmerzen nicht, ob sie im Sommer überhaupt würde springen können. Doch das konnte sie! Am Mittwoch flog die 22-Jährige in Rio bis auf 6,95 Meter und wurde Olympia-Vierte. Wie sie sich nach ihrer Verletzung mit ihrem Trainer Ralf Weber wieder zurückgekämpft hat, wie sie ihr Abschneiden bewertet und welche neuen Ziele sie sich setzt, erklärte sie anschließend gegenüber den Journalisten in der Mixed Zone.
Silke Morrissey

Malaika Mihambo: Eine Bestleistung, ein vierter Platz bei Olympischen Spielen – und doch so knapp an den Medaillen vorbei. Wie fühlen Sie sich?

Malaika Mihambo:

Jetzt fällt langsam die Anspannung von mir ab, aber ich bin sehr glücklich. Ich habe eine neue Bestleistung aufgestellt, ich bin über mich hinaus gewachsen. Wenn das nicht gereicht hat, dann ist das in Ordnung.

Haben Sie gesehen, dass Sie während des Wettbewerbs zeitweise weitengleich mit Silber und Bronze auf Rang vier gelegen haben? Was geht einem da durch den Kopf?

Malaika Mihambo:

Doch, das wusste ich. Ich habe mir einfach gedacht, ich versuche, es im Letzten noch einmal besser zu machen und da alles zu geben. Das hat dann nicht mehr geklappt, ich war vielleicht ein bisschen zu verkrampft.

Schon nach dem ersten Versuch auf 6,83 Meter lagen Sie lange auf Platz drei. Kommen da nicht zwischendurch Medaillenträume auf?

Malaika Mihambo:

Klar wünscht man sich, dass die anderen nicht weiter springen als man selbst. Aber mir war klar, dass 6,83 Meter nicht reichen würden und dass die anderen noch mal einen drauflegen werden. Das haben sie ja dann auch gemacht.

Als Nachwuchsathletin haben Sie schon Medaillen gesammelt: Gold bei U20- und U23-Europameisterschaften – zuletzt auch Bronze bei der EM. Jetzt sind Sie im Alter von 22 Jahren mit fast sieben Metern Vierte bei ihren ersten Olympischen Spielen geworden. Wie realistisch war dieses Ziel im Verlauf der letzten Jahre?

Malaika Mihambo:

Naja, vor zwei Jahren in Braunschweig bin ich ja auch schon 6,90 Meter gesprungen. Von daher weiß ich, was ich kann. Ich habe auch in den letzten Trainingseinheiten gemerkt, dass ich gut springen kann. In Amsterdam war der Erste schon über sieben Meter, ich war nur leider zu weit vom Brett entfernt. Von daher weiß ich, dass ich über sieben Meter springen kann. Es ist nicht so leicht, da ranzukommen. Aber es ist ein realistisches Ziel. Und wenn man es schafft und sich da stabilisiert, dann kann man sich noch ganz viele andere Dinge erträumen.

Zu Beginn des Jahres waren diese Gedanken allerdings weit entfernt. Sie hatten große Probleme mit den Patellasehnen im Knie. Gab’s Momente, in denen Sie nicht mehr mit den Olympischen Spielen gerechnet haben?

Malaika Mihambo:

Im Januar schon. Die Schmerzen waren so stark, ich konnte überhaupt nicht trainieren. Der Arzt hat gesagt, es dauert drei bis sechs Monate, bis so eine Patellasehnen-Entzündung ausheilt. Drei Monate Heilungsprozess – das hat der Arzt noch nicht so oft erlebt. Bei mir waren es drei Monate Reha, ab Ende April konnten wir wieder normal trainieren. Da habe ich gemerkt, ich habe gar nicht so viel verloren. Ich hatte erst nach der EM den ersten harten Trainingsblock in diesem Jahr! Ich habe ganz lange gedacht, dass ich in diesem Jahr gar nicht mehr springen kann. 

Wie haben Sie sich gemeinsam mit Ihrem Trainer Ralf Weber immer wieder motiviert und neu herangekämpft?

Malaika Mihambo:

Dadurch, dass mein Trainer mich schon so lange kennt, weiß er, wie er mit mir umgehen muss. Manchmal muss man mich eher anspornen, und manchmal ist es auch okay zu sagen: Du darfst heute einen Durchhänger haben, morgen geht es weiter.

Sie sind nicht nur im Sport erfolgreich, Sie studieren Politikwissenschaften und sind auch im Studium sehr zielstrebig. Wie haben Sie diese beiden Aufgaben zuletzt gemeistert?

Malaika Mihambo:

Ich hatte im letzten Semester schon so gut wie frei, musste kaum mehr Prüfungsleistungen erbringen und konnte mich voll auf den Sport konzentrieren. Jetzt will ich noch ein Praktikum absolvieren, weil ich auch was für den Kopf brauche und nicht nur Sport machen will. Aber insgesamt will ich das so weiter fahren wie im Sommer und zunächst wieder mehr Priorität auf den Sport legen.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Malaika Mihambo:

Erstmal Saisonpause machen. Die Knie – also die Patellasehnen – wieder vollkommen ausheilen lassen und stabilisieren und kräftigen. Und dann in der nächsten Saison angreifen und hoffentlich in London durchstarten.

Blicken Sie auch bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio?

Malaika Mihambo:

(lacht) Naja, erstmal London. Dann die EM in Berlin. Und dann sehen wir weiter. Von Jahr zu Jahr.

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