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Neele Eckhardt – Durchbruch mit Willen und "Wohlfühl-Gefühl"

Spätstarter, erfolgreiche Nachwuchsathleten auf dem Weg in die Spitze bei den „Großen“ und eine Rückkehrerin nach schwerer Verletzung. Bei der Hallen-DM in Dortmund haben DLV-Athleten mit unterschiedlichen Geschichten ihren ersten nationalen Titel ihrer Karriere gewonnen. leichtathletik.de erzählt ihre Geschichten. Heute die von Dreispringerin Neele Eckhardt (LG Göttingen).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail neele-eckhardt _blank>Neele Eckhardt
LG Göttingen

*2. Juli 1992
Größe: 1,68 m
Gewicht: 52 Kilo

Dreisprung

Bestleistung: 14,35 m (2017)

Erfolge:

Deutsche Hallenmeisterin 2018
Universiade-Siegerin 2017
Achte U23-EM 2013
Achte U20-WM 2010

Erster 14-Meter-Sprung, erste Qualifikation für eine Hallen-EM, viertgrößte Weite einer DLV-Dreispringerin der Geschichte (14,35 m), bei der ersten WM gleich der Sprung ins Finale und Gold bei der Universiade: Im Jahr 2017 prasselten die Erfolge geradezu auf Neele Eckhardt ein, nachdem sie vorher hart für den Anschluss an die internationale Spitze gearbeitet hatte. In diesem Winter knüpfte die 25-Jährige mit ihrem ersten nationalen Titel bei der Hallen-DM in Dortmund und neuer Hallen-Bestleistung (14,13 m) nahtlos an ihr bisher bestes Jahr an und sammelte dann bei der Hallen-WM in Birmingham (Großbritannien) als 13. weitere wertvolle internationale Erfahrung.

"Ich habe einen starken Willen und bin dran geblieben, auch wenn meine Leistung zwischenzeitlich mal stagniert hat", benennt die WM-Finalistin den aus ihrer Sicht wichtigsten Grund dafür, dass sieben Jahre nach ihrer Teilnahme an der U18-WM und sechs Jahre nach Rang acht bei der U20-WM auch der Sprung in die Weltklasse bei den Erwachsenen gelungen ist. Außerdem hat sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Trainer Frank Reinhardt Stück für Stück alle Details im Training und im Umfeld optimiert, um noch bessere Leistungen zu ermöglichen. "Es kommt nicht nur auf das Training an, sondern es gehört auch ein Wohlfühl-Gefühl dazu", sagt Neele Eckhardt.

Im Training setzt das Duo jetzt phasenweise auch auf weniger und dafür intensivere Einheiten statt auf große Umfänge. Die Bundeswehr, bei der die Dreispringerin im Herbst ihre Grundausbildung absolvierte, sorgt für mehr finanzielle Sicherheit. Nachdem sie im zeitenintensiven Jura-Studium alle Scheine in der Tasche hat, lässt sich die DLV-Athletin Zeit mit der Vorbereitung auf ihr Staatsexamen. "Hundertprozent Jura-Studium und Leistungssport sind nicht gut machbar", sagt sie. 2019 ist der Studien-Abschluss angepeilt. All das sind Wohlfühlfaktoren und Teile des Erfolgsrezepts.

Niedersachsen treu geblieben

Nachdem sie vorher hobbymäßig geritten war, begann Neele Eckhardt im Alter von zehn Jahren mit der Leichtathletik, beim TSV Asendorf zwischen Bremen und Hannover. Talent zeigte sie vor allem in den Sprint- und Sprungdisziplinen. Im Alter von 16 Jahren gelang erstmals der Sprung über die Sechs-Meter-Marke im Weitsprung.

Im Sportinternat in Hannover traf sie im selben Jahr auf Frank Reinhardt, der bis heute ihr Trainer ist. Er führte seine Athletin an den Dreisprung heran. 2009 gelang in dieser Disziplin prompt eine Weite jenseits der 13 Meter und jeweils im Weit- und Dreisprung der Einzug ins Finale der U18-WM in Brixen (Italien). Nach dem Abi zog es das Duo nach Göttingen, wo das Nachwuchstalent ihr Jurastudium aufnahm. Seitdem trägt sie auch das Trikot der LG Göttingen.

Bis zum Jahr 2013 blieb es bei Weiten knapp über 13 Meter (Bestleistung:13,25 m). 2014 brachte mit neuer Bestleistung (13,67 m) und einem windunterstützten Flug Richtung 14-Meter-Marke (13,98 m; + 2,3 m/sec) den nächsten großen Fortschritt. 2016 ging es auch unter regulären Bedingungen in die Nähe der 14 Meter (13,93 m), es reichte aber nicht für die erhoffte Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (Brasilien). Dann kam das angesprochene Durchbruch-Jahr 2017.

Feilen an technischen Details

Alles spricht dafür, dass der bevorstehende Sommer mit dem Höhepunkt der Heim-EM in Berlin (7. bis 12. August) die nächsten Karriere-Highlights bringen kann. Wichtigste Voraussetzung ist ein verletzungs- und möglichst krankheitsfreier Trainingsaufbau.

In der Vorbereitung auf die Hallensaison hatte unter anderem eine Kehlkopf-Entzündung die Planung gestört. Davon, dass sie überhaupt eine Hallensaison bestreitet, hatte sich Neele Eckhardt erst im Januar von ihrem Trainer überzeugen lassen. Dass auch unter diesen Voraussetzungen 14-Meter-Sprünge herauskamen, spricht für die hohe Leistungsfähigkeit der Universiade-Siegerin.

Unter anderem in den Trainingslagern auf Teneriffa (Spanien) und in Monte Gordo (Portugal) soll an technischen Details gearbeitet werden, die noch nicht immer ganz passen. "Ich setze zum Beispiel den letzten Schritt manchmal ein bisschen lang", erklärt die Deutsche Hallenmeisterin, die ihre Stärken in der Anlaufgestaltung, ihrer Beweglichkeit und ihrem Willen sieht.

Erster internationaler Endkampf in Berlin?

Und die Jura-Studentin ist auch eine Perfektionistin: Nach ihren Wettkämpfen spricht sie trotz Weiten um 14 Meter schon mal davon, diesmal keinen wirklich flüssigen Sprung erwischt zu haben. "Es ist schwer, drei Sprünge perfekt aneinanderzureihen“, sagt sie. „Bei meinem Sprung auf meine Bestleistung von 14,35 Metern im vergangenen Jahr war aber schon vieles ziemlich gut. Von daher weiß ich, wie weit es gehen kann. Vielleicht geht es bald ja noch ein Stück weiter."

Einen solchen Sprung möchte Neele Eckhardt am liebsten bei der Heim-EM im Berliner Olympiastadion zeigen. Nach Rang zwölf bei der WM im vergangenen Jahr wäre damit der Sprung in ihren ersten internationalen Endkampf möglich. Das würde das Wohlfühl-Gefühl bestimmt in neue Höhen treiben.

Video: <link video:17957>Neele Echkhardt: "Als Favoritin pocht das Herz ein bisschen schneller"
Video-Interview: <link video:17937>Neele Eckhardt mit Hallenbestleistung zu Gold

Das sagt Bundestrainer Charles Friedek:

Neele hat sich 2017 auch auf internationaler Ebene sehr gut präsentieren können, mit der Finalteilnahme bei der WM in London sowie dem Gewinn der Universiade verlief das Jahr überaus erfolgreich. Mit dem Sieg bei den Deutschen Hallenmeisterschaften sowie der Teilnahme an der Hallen-WM konnte sie ihren positiven Entwicklungstrend nahtlos fortsetzen, und das trotz eingeschränkter Vorbereitungszeit aufgrund der Grundausbildung bei der Bundeswehr sowie kleinerer Krankheiten. Es ist toll, dass sich zu Kristin Gierisch und Jenny Elbe eine weitere 14-Meter-Springerin gesellt hat und so in Zukunft aus einem Zweikampf ein möglicher Dreikampf werden könnte.

Neele hat sich im letzten Jahr der Bundeswehr angeschlossen, um so die notwendigen Voraussetzungen für weitere sportliche Entwicklungen zu schaffen. Sie ist sehr ehrgeizig und setzt sich mit ihrer Sportart intensiv auseinander. Im Wettkampf kann Neele bis zum letzten Versuch kämpfen.

Bei guter und störungsfreier Vorbereitung sollte eine Verbesserung ihrer persönlichen Bestleistung von 14,35 Metern realistisch sein. Mit Weiten in diesem Bereich wird man in Berlin eine sehr gute Rolle spielen können. Langfristig ist es auch Neele zuzutrauen, sich dem deutschen Rekord anzunähern, der bei 14,57 Metern liegt.

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