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Sara Gambetta: Ein Siebenkampf-Talent in der Kugelstoß-Elite

Als Siebenkämpferin feierte Sara Gambetta mit zwei Silbermedaillen bei U20-Welt- und Europameisterschaften ihre ersten internationalen Erfolge. Jetzt hat sie die Olympia-Norm im Kugelstoßen geknackt – überraschend sogar als erste Deutsche und gut zwei Jahre, nachdem sie sich auf die Einzeldisziplin spezialisiert hat.
Birte Grote

Die Freude stand Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) am Dienstagabend beim Volksbank-Meeting in Osterode ins Gesicht geschrieben. 17,84 Meter, das bedeutete nicht nur persönliche Bestleistung, sondern auch Platz eins der deutschen Jahresbestenliste und die Olympia-Norm.

Dabei war im Winter noch nicht absehbar, ob es in dieser Saison so weit hinaus gehen würde. „Ich war sechs Wochen krank, konnte in der Zeit gar nicht trainieren und musste die Hallensaison vorzeitig abbrechen“, berichtet die 23-Jährige. Erst im Trainingslager im Frühjahr folgten wieder konstant gute Weiten, sodass sie selbstbewusst in die Freiluftsaison starten konnte.

Tallinn zweimal richtungweisend

Jetzt hat Sara Gambetta in ihrer zweiten Karriere gegen die nationale Konkurrenz vorgelegt. Angekommen bei den Kugelstoßern fühlt sie sich jedoch nicht erst, seit am Dienstag die Olympia-Norm fiel. „Spätestens seit den U23-Europameisterschaften in Tallinn hatte ich das Gefühl, dass ich zu den Kugelstoßern richtig dazu gehöre“, so die Leipzigerin. Dort hatte sie im vergangenen Jahr Bronze geholt.

Es war nicht das erste Mal, dass sie in Tallinn (Estland) auf dem Podium stand: 2011 konnte sie an gleicher Stelle Silber bei den U20-Europameisterschaften im Siebenkampf gewinnen, ein Jahr zuvor war sie U20-Vize-Weltmeisterin geworden, ebenfalls im Siebenkampf, wo sie als eines der hoffnungsvollsten Nachwuchstalente galt. Dann kamen Gewichtsprobleme und immer wieder zahlreiche Verletzungen wie Bänderrisse dazu, die auch eine Operation nach sich zogen.

2013 Wechsel zum Kugelstoßen

Sich stets neu herankämpfen zu müssen, wurde immer schwerer und deprimierender. 2013 gab Sara Gambetta schließlich ihre verheißungsvolle Mehrkampf-Karriere auf, nachdem sie sich beim Qualifikationswettkampf zur U23-EM in Tampere (Finnland) beim Weitsprung verletzte. Nominiert wurde sie trotzdem, und zwar im Kugelstoßen. Von da an widmete sich die vielseitig talentierte Athletin ihrer stärksten der sieben Einzeldisziplinen. Ihre erste internationale Meisterschaft als Kugelstoßerin beendete sie mit dem achten Platz – das entfachte Leidenschaft und Ehrgeiz neu.

Mit dem Wechsel der Disziplin stand auch ein Umzug von Hessen nach Sachsen-Anhalt an. Statt im Trikot der LG Eintracht Frankfurt startete sie ab 2014 für die Halleschen Leichtathletikfreunde, 2015 folgte der Wechsel nach Leipzig.

In der Trainingsgruppe von René Sack um Diskuswerferin Nadine Müller (SV Halle) und Kugelstoßerin Josephine Terlecki (SC DHfK Leipzig) gelang der Umstieg. Da 2014 Jahr keine internationalen Meisterschaften in ihrer Altersklasse U23 stattfanden, konnte sich Sara Gambetta ganz in Ruhe an die Trainingsumstellung gewöhnen, bevor sie im Folgejahr mit Bronze in Tallinn zeigte, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hatte.

Mit Druck zur Olympia-Norm

2016 startete Sara Gambetta im Mai bei den Halleschen Werfertagen mit 17,72 Metern – persönlicher Bestleistung und der Norm für die Europameisterschaften – in die Saison. Ganz zufrieden war die 23-Jährige dennoch nicht, denn sie war auch um nur drei Zentimeter an der Olympia-Norm vorbei geschlittert. „Ich hatte mich schon ein bisschen geärgert, drei Zentimeter ist ja wirklich nur sehr wenig. Deswegen habe ich mir vor dem Wettkampf in Osterode schon selbst Druck gemacht.“

Beim Einstoßen wusste Sara Gambetta, dass es an dem Tag weit hinaus gehen könnte. „Der Wettkampf lief dann auch gut. Ich war etwas angespannt, bin aber gleich gut reingekommen, und die Stimmung war wirklich super.“ Im vierten Versuch wuchtete die Leipzigerin die Kugel wieder auf 17,72 Meter – erneut drei ärgerliche Zentimeter an der Norm vorbei. Im letzten Durchgang gelang ihr dann der bisher wertvollste Versuch in ihrer Kugelstoß-Karriere. „Ich bin super glücklich und muss den Wettkampf jetzt erst einmal sacken lassen“, verkündete Sara Gambetta nach dem Wettkampf.

Spannender Kampf um Rio-Tickets in Kassel

Ob die Weite von 17,84 Metern wirklich dafür reicht, dass Sara Gambetta einen der drei heißbegehrten Startplätze für die Olympischen Spiele bekommt, steht noch nicht fest. Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) ist noch nicht in die Saison eingestiegen, Shanice Craft (MTG Mannheim) und Josephine Terlecki (SV Halle) können auch mehr als die 17,41 Meter, die sie bisher gezeigt haben. Lena Urbaniak (LG Filstal), bisher bei 17,20 Meter angekommen, stieß im vergangenen Jahr mit 18 Metern deutlich über die Olympia-Norm.

„Ich hoffe natürlich, dass ich wirklich mit nach Rio fahren darf“, so Sara Gambetta. Um ihr großes Ziel zu erreichen, möchte sie in dieser Saison noch einmal in diese Region stoßen, „am besten bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel“. Da auch die anderen Kugelstoßerinnen diesen Plan verfolgen werden, könnte es im Auestadion zu einem spannenden Kampf um die Tickets für Rio werden. Denn: Die Deutsche Meisterin mit erfüllter Norm fährt sicher mit an den Zuckerhut.

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