| Interview-Serie

#Wintermotivation: Insider-Tipps von… Alexandra Wester

Die Urlaubsphase ist vorbei, die Vorbereitung auf die nächste Saison läuft in vollem Gang. Ausdauer und Kraft: In diesen Monaten werden mit Schweißperlen auf der Stirn die Grundlagen für das WM-Jahr 2017 geschaffen. Welche motivierenden Tipps die Topathleten für das Wintertraining haben? Wir haben nachgefragt. Heute bei: Weitspringerin Alexandra Wester (ASV Köln).
Pamela Ruprecht

Wie motivieren Sie sich nach der langen Saisonpause für das intensive Grundlagentraining?

Das ist bei mir wie ein Schalter, der umgestellt wurde. Ich hatte acht Wochen Pause und habe in dieser Pause gar keinen Sport gemacht. Freunde haben mich schon gefragt: 'Wie kannst du das nur aushalten? Du hast die ganze Zeit Sport gemacht und jetzt gar nicht mehr?' Ich muss sagen, am Ende dieser acht Wochen habe ich auch echt das Gefühl gehabt: So, jetzt kann es endlich mal wieder losgehen. Die Pause hat mich sozusagen zum Wintertraining motiviert. Ich wollte einfach wieder anfangen.

Auf welche Übung schwören Sie momentan am meisten und warum?

Klar, sie ist jetzt für den Winteraufbau im Moment nicht meine Lieblingseinheit, aber ich weiß, dass sie mich verdammt weiterbringen wird. Das ist noch nicht mal eine Übung in der Leichtathletik-Halle, sondern an der Treppe. Wir gehen immer mittwochs an die Bahnhofstreppe, das sind vielleicht 50 Stufen. Und dann wird dort schön in allen möglichen Varianten hochgesprungen. Das ist eine super Übung für die Sprungkraft und die Kraftausdauer, weil wir mehrere Male ordentlich hochpfeffern. Danach ist man richtig aus der Puste und das ist für den Grundaufbau sehr, sehr gut.

Welche Übung bringt Sie zur Verzweiflung und warum ziehen Sie sie trotzdem durch?

Eigentlich würde ich sagen die Treppe (lacht). Wobei, eigentlich eher noch kombiniert mit Tempoläufen. Vorletzte Woche hieß es für mich direkt in der zweiten Einheit acht Mal 100 Meter in ungefähr 13 Sekunden mit einer nur kurzen Serienpause nach vier Mal und zwischendrin ansonsten direkt zum Start zurücklaufen. Für den Anfang des Wintertrainings hat mich die schon einen Tick zur Verzweiflung gebracht, aber sie war super gut. Das muss man halt durchziehen. Genau das brauche ich jetzt auch.

Was ist der beste Anfeuerungsspruch Ihres Trainers Charles Friedek beim Krafttraining oder bei Tempoläufen?

Er sagt eigentlich immer sehr, sehr witzige Sachen (lacht). Er sagt zum Beispiel: „Das ist ja Rufmord“ – das ist nur Spaß und motiviert mich trotzdem. Ich muss dann lachen, das bringt wieder ein bisschen gute Stimmung rein. Oder: „Du willst doch wieder an die sechs Meter heranspringen.“ Er macht gerne ironische Kommentare, die ich witzig finde, und ich weiß das richtig einzuschätzen.

Was macht Ihnen im Training derzeit am meisten Spaß?

Auf was ich mich schon sehr freue, sind die Krafttrainingsinhalte. Den Krafttrainingsplan erstelle ich mit Charles zusammen. Wir besprechen zusammen die Übungen und den gesamten Aufbau vom Training. Ich finde das gut, dass wir da so gut zusammen arbeiten können. Wenn ein Athlet wirklich durchblickt, welche Übung welchen Effekt hat und auch einen Überblick über die gesamte Periodisierung, und den ganzen Sinn und Zweck dahinter erkennt, dann motiviert das viel mehr. Man weiß dann ganz genau, was man mit seinem Körper macht. Von daher freue ich mich vor allem schon auf das Krafttraining.

Haben Sie während des Trainings auch konkrete Ziele für die nächste Saison im Kopf?

Ja auch, ich denke zwar nicht während des Trainings daran. Meine Ziele habe ich gesteckt. Ich möchte auf jeden Fall zur Hallen-EM und dort auch etwas reißen. Und draußen möchte ich wieder versuchen, mich für die WM in London zu qualifizieren. Aber wenn ich mich jetzt im Moment im Training motiviere, ist es noch nicht allzu sehr damit verbunden, sondern damit, dass ich zu allererst wieder in meine Form kommen will. Ich habe gemerkt, dass ich da noch einiges tun muss. Das Trainingsprogramm, das wir uns für diesen Winter aufgestellt haben, zeigt mir, dass es nochmal ein Stück besser ist als das vom letzten Jahr. Damit weiß ich, ich komme nochmal ein Stück weiter. Und einfach der Gedanke an das Weiterkommen ist das, was mich im Moment motiviert.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie sich so richtig ausgepowert haben, und wie belohnen Sie sich nach einer anstrengenden Einheit?

Die anstrengende Einheit ist für mich schon die Belohnung. Nach einer anstrengenden Einheit fühle ich mich einfach so gut. Klar, währenddessen hat man gelitten, aber danach fühlt man sich einfach so gut, weil man das Gefühl hat, man hat was getan. Diese Glücksgefühle, die da hervorkommen, sind schon Belohnung genug für mich. Ich fühle mich danach noch motivierter. Ich male mir dann direkt aus, inwieweit mich das weiterbringen wird, inwieweit mich das nächste Training noch weiterbringen wird. Ich gehe einfach jeden Schritt im Training durch, jeden Sinn und Zweck der Übungen und die zeitliche Einordnung. Ich analysiere mein Training sehr. Das ist es, was mich wirklich gut fühlen lässt.

Welchen Tipp haben Sie für andere Athleten?

Es ist keine Sünde, seine Trainingsinhalte zu hinterfragen. Fragt euren Trainer nach dem Sinn einer Übung, falls ihr diesen nicht ganz versteht, sowie welche Muskulatur speziell angesprochen wird. Man kommt deutlich einfacher und motivierter durch die harten Wintermonate, wenn man genau weiß, inwieweit jede einzelne Übung einen weiterbringt. Und wenn ihr eigene Ideen habt, dann bringt diese gerne mit ein und besprecht mit eurem Coach die sinnvollste zeitliche Einordnung. Erfolgreiches, gemeinsames Gestalten trägt Früchte.

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