Der Olympiasieger im 50 Kilometer Gehen der Olympischen Spiele 1980 in Moskau Hartwig Gauder ist am Mittwoch verstorben. Er wurde 65 Jahre alt.
Nie aufgeben, weiterkämpfen, notfalls auch über die Schmerzgrenze hinaus. Eigenschaften, die für die längste Leichtathletik-Distanz der Olympischen Spiele essentiell sind. Und Eigenschaften, die Hartwig Gauder in sich vereinte wie kaum ein Zweiter. Am Mittwoch hat der Olympiasieger im 50 Kilometer Gehen von 1980 seinen letzten Kampf verloren: Der 65-Jährige, der seit 1997 mit einem Spenderherz lebte, starb in seiner Heimat Thüringen in Erfurt an den Folgen eines Herzinfarkts.
„Hartwig Gauder war nicht nur eine Geher-Legende und ein großartiger Olympiasieger, sondern eine herausragende Persönlichkeit des Sports“, sagte der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Jürgen Kessing. „Trotz seiner großen Erfolge ist er immer am Boden geblieben und hat sich auch nach seiner Herztransplantation immer wieder für die Leichtathletik und die Organspende eingesetzt. Völlig zu Recht wurde er 2016 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Unsere tiefe Anteilnahme gilt seinen Angehörigen, denen wir viel Kraft in Zeiten der Trauer wünschen.“
Im 50 Kilometer Gehen weltweit eine Klasse für sich
Hartwig Gauder zählte in den 1980er und Anfang der 1990er Jahre mehr als zehn Jahre lang zu den besten Gehern der Welt. Neben dem Olympiasieg 1980 in Moskau (Russland) holte er 1986 EM-Gold und 1987 WM-Gold, bei den Spielen 1988 in Seoul (Südkorea) ging er auf den Bronze-Rang – jeweils immer über 50 Kilometer. Zwölf Jahre nach seinem Olympia-Triumph und nach der Wiedervereinigung belegte er, erstmals im Trikot des wiedervereinigten Deutschlands, Platz sechs der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona (Spanien).
Im Jahr darauf beendete Hartwig Gauder seine Karriere – und musste fortan mehrere Jahre gesundheitlich ums Überleben kämpfen: Nach einer bakteriellen Infektion am Herzen erhielt er zunächst ein künstliches Herz, im Jahr 1997 wurde ihm ein Spenderherz implantiert. Fortan setzte er sich unermüdlich und in verschiedenen Organisationen für das Thema Organspende ein, lief sogar mit transplantiertem Herzen den New York Marathon und bestieg den höchsten Berg Japans, den Fuji.
Was ihn nicht daran hinderte, beruflich seine Karriere voranzutreiben. Hartwig Gauder war Diplom-Architekt, arbeitete in Jena am Universitätsklinikum und später in Thüringen im Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit. Auf Twitter gab auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow seiner Trauer Ausdruck: „Heute hat #Thüringen mit Hartwig #Gauder einen seiner begabtesten Sportler und unermüdlichen Streiter für das Thema #Organspende verloren. Wir trauern um einen großen Menschen. Sein Andenken lebt weiter.“