Zwei Jahre gab es aufgrund der Corona-Pandemie keine internationale Meisterschaften für die U18. So entschied der DLV, für die Alterklasse ein besonderes Team-Event zu organisieren. Von Donnerstag bis Sonntag trafen sich in Ruhpolding 50 Leichtathletik-Talente mit DLV-Nachwuchstrainern und erlebten besondere Tage. Ganz nach dem Motto „Vom ich zum wir“.
Gruppen-Aktionen, persönlicher Austausch, sportliche Aktivität fernab der eigenen Sportart: Hinter den deutschen U18-Talenten liegt ein besonderes, viertägiges Zusammentreffen. In Ruhpolding waren von Donnerstag bis Sonntag 50 Athletinnen und Athletinnen zusammen, die sich eigentlich für die U18-EM in Rieti (Italien) qualifiziert hätten. Doch die kontinentale Meisterschaft konnte aufgrund der Corona-Pandemie nicht ausgetragen werden. So beschloss der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), die Talente zu dieser speziellen Maßnahme einzuladen.
„Für viele Sportler war es der erste DLV-Lehrgang überhaupt, da in den vergangenen beiden Jahren ja keine größeren Maßnahmen möglich waren“, sagt DLV-Chefbundestrainerin Nachwuchs Elke Bartschat. Zusammen mit Jörg Peter, DLV-Bundestrainer Sichtung/Nationalmannschaft U18, und in Abstimmung mit DLV-Vizepräsident Jugend Dominic Ullrich hatte sie die Veranstaltung in Ruhpolding unter dem Motto „Vom ich zum wir“ organisiert.
Team-Building in bunt gemischten Gruppen
„Das haben wir durch die verschiedenen Gruppen-Aufgaben auch hinbekommen“, so Elke Bartschat. „Eine Sportlerin hat zu mir am Samstag gesagt, dass sie nicht gedacht hätte, dass es so schnell ginge. Aber es hat mit dem ,Vom ich zum wir‘ geklappt.“ Fünf Gruppen mit jeweils zehn U18-Talenten wurden eingeteilt. Wichtig dabei: Die Gruppen setzten sich aus den verschiedenen Disziplinen zusammen. „Denn uns war wichtig, dass sich die Sportler kennenlernen, sich austauschen. Und dass das nicht erst bei den nächsten internationalen Meisterschaften passiert“, erklärt Elke Bartschat.
Am Abschlussabend präsentierten die Gruppen ihre mit Musik untermalten Ausarbeitungen und Fotos zum Thema „Die Vorbereitung, der Weg nach Cali/Jerusalem. Was ist zu tun?“ In den beiden Orten werden 2022 die nächsten internationalen Nachwuchsmeisterschaften ausgetragen. Dabei standen ganz unterschiedliche Aspekte wie Training oder Ernährung im Fokus. Die Aufgabe wurde von den DLV-Jugendbotschaftern Psychologie in Zusammenarbeit mit dem DLV-Psychologen Sebastian Debnar-Daumler entwickelt.
Als Gruppe erfolgreich sein
Daneben standen einige sportliche Spiele auf dem Programm, bei denen man als Team zusammenarbeiten musste, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Beispielsweise Tischtennisball-Weitwurf oder das Wettfliegen von Papierflugzeugen. Dort konnte jeder Teilnehmer seine Erfahrung und Tricks einbringen, um als Gruppe möglichst gute Ergebnisse zu erzielen. Alle Sportlerinnen und Sportler erhielten außerdem eine DLV-Teamausstattung, wie sie diese bei einem Rieti-Start bekommen hätten.
In Ruhpolding blickten die Teilnehmer auch über den Tellerrand der Leichtathletik hinaus. So berichtete Biathlon-Weltmeisterin Franziska Preuß am Donnerstag von ihrem Werdegang von den ersten Starts bei Nachwuchsmeisterschaften bis hin zur WM-Goldmedaille mit der Staffel. Am Freitag durften die jungen Leichtathleten ihr Biathlon-Können am Schießstand der Weltcup-Anlage selbst ausprobieren.
Lernen von Biathlon-Legende Fritz Fischer
Angeleitet wurden sie dabei von keinem Geringeren als von Biathlon-Olympiasieger Fritz Fischer, der 1992 als Schlussläufer die deutsche Staffel zu Gold führte. Besonders großes Talent bewies dabei Linda Meier. Die Deutsche U18-Vizemeisterin über 3.000 Meter vom LAC Passau räumte alle Scheiben ab. „Es war eine gelungene Veranstaltung mit tollen Einblicken in eine andere Sportart“, fasst Jörg Peter die vier Tage in Ruhpolding zusammen.
Auch das regnerische Herbst-Wetter ließ die Laune der Teilnehmer nicht sinken. So wurde eine sportliche Einheit im Stadion durch den Besuch eines Biathlon-Testwettkampfes, der auf Rollerski ausgetragen wurde, ersetzt. „Das war schon toll zu sehen, wie die Sportler bei diesem Wetter ihre Leistung bringen. Die Nässe und die Temperaturen haben da gar keine Rolle gespielt“, so Jörg Peter. Besonders dankte der Bundestrainer Hermann Pfeil, der vor Ort in Ruhpolding das 67-köpfige DLV-Team betreute.
Gute Gespräche auf dem Weg zum Gipfel
Am Samstag ging es dann auch für die DLV-Athleten sportlich zur Sache. Bei einer Bergwanderung wurde nicht nur die Kondition auf die Probe gestellt, sondern es wurden auch viele Gespräche geführt. „Ich habe die Wanderung total genossen, weil man in einer anderen Umgebung mit ganz vielen Athletinnen und Athleten sprechen kann“, sagt Elke Bartschat. Geplant war der Aufstieg nur bis zur Basisstation der Hörndlwand. Doch eine ganze Reihe von Sportlern und Athleten ließen es sich nehmen, bis zum Gipfelkreuz hinaufzusteigen.
„Von der Wanderung habe ich heute immer noch Muskelkater“, lacht der Wattenscheider Sprinter Lennart Hartenberg beim Blick auf den Samstag. „Trotzdem waren es total schön. Man hat viele andere Athleten kennengelernt, die man sonst nur ganz selten trifft.“
Zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen
Für Kugelstoßerin Nina Ndubuisi (SG Schorndorf) war ebenfalls der Austausch mit den anderen Sportlern ein entscheidender Punkt. „Auch die Team-Aufgaben und der Ausflug zum Biathlon haben mir gefallen, auch wenn ich dabei nicht besonders gut war“, so die Dritte der U20-EM. Für die Sprinterin und Weitspringerin Laura Raquel Müller (Unterländer LG) war der Lehrgang „der perfekte Abschluss der U18-Klasse“.
Auch Dominic Ullrich zog nach den vier Tagen in Ruhpolding ein positives Fazit. „Die Sportler sind alleine angereist und sind hier zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Ich habe in den vergangenen Tagen viele leuchtende Augen gesehen.“ Dabei betonte der DLV-Vizepräsident Jugend zum Abschluss, dass er sich „sehr freut, wenn wir viele von euch in den kommenden Jahren bei internationalen Meisterschaften wiedersehen“. Die Erlebnisse von Ruhpolding hat Dominic Ullrich für die U18-Talente in einem Film zusammengefasst, der schon auf YouTube zu sehen ist.