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Olympic Moments 2021: Von Premieren, Anekdoten und Namen für die Rekordbücher

Zahlreiche internationale Leichtathletik-Asse haben bei den Olympischen Spielen in Tokio (Japan) für Gänsehautmomente gesorgt. Wir blicken zurück auf herausragende Leistungen, erzählen außergewöhnliche Geschichten und stellen beeindruckende Persönlichkeiten vor. Heute zum Abschluss der Reihe: Olympische Premieren, Anekdoten und Namen für die Ewigkeit.
Nicolas Walter

Es waren andere Olympische Spiele in diesem Jahr. Coronabedingt musste das größte Sportereignis der Welt erstmals in seiner Geschichte vor leeren Rängen ausgetragen werden. Doch eines war wie immer: Denn auch ohne die Anfeuerungsrufe der Fans hatten die Spiele in Tokio (Japan) wieder zahlreiche eindrucksvolle Leistungen und vor allem auch Premieren, Anekdoten und historische Momente zu bieten. Zum Abschluss unserer Reihe "Olympic Moments" wollen wir einige davon noch einmal in Erinnerung rufen.

So durfte sich Indien durch Speerwerfer Neeraj Chopra über das erste Leichtathletik-Gold bei Olympischen Spielen in seiner Geschichte freuen. Es war überhaupt erst die zweite Olympia-Goldmedaille des Landes, zuvor hatte dies nur der Sportschütze Abhinav Bindra im Jahr 2008 geschafft. Für seinen Sieg wurde Chopra reich beschenkt: Medienberichten zufolge erhielt der 23-Jährige von verschiedenen indischen Bundesstaaten zusammengerechnet mehrere 100.000 Euro, die genaue Summe ist nicht bekannt. Die indische Fluggesellschaft IndiGo kündigte außerdem an, dass er zur Belohnung ein Jahr lang kostenfrei reisen dürfe.

Groß war die Freude in diesem Jahr auch im rund drei Millionen Einwohner großen Puerto Rico. Jasmine Camacho-Quinn stürmte im 100-Meter-Hürden-Finale ebenfalls zur ersten goldenen Leichtathletik-Medaille des Landes bei Olympischen Spielen. Insgesamt kann das Außengebiet der USA damit nun auf zehn olympische Medaillengewinner zurückblicken.

Hugues Fabrice Zango beschert Burkina Faso doppelten Grund zur Freude

Auf so viele Medaillengewinner kann Burkina Faso dagegen nur neidisch sein. Seit 1988 nimmt das westafrikanische Land ununterbrochen an Olympischen Sommerspielen teil, doch für eine Medaille hatte es bisher nie gereicht. Bis zu den Spielen in diesem Jahr in Tokio – und das mit Vorankündigung. Bereits bei der WM 2019 in Doha (Katar) konnte Dreispringer Hugues Fabrice Zango die Bronzemedaille bejubeln, nun sprang er auch in Tokio auf den dritten Platz und bescherte dem rund 20 Millionen Einwohner zählenden Land damit die erste olympische Medaille überhaupt. Kurioser Fakt: Burkina Faso feierte am 5. August neben dem ersten großen olympischen Erfolg auch seinen Unabhängigkeitstag.

Während Hugues Fabrice Zango mit 28 Jahren und Jasmine Camacho-Quinn mit 25 Jahren im besten Leichtathletik-Alter sind, ist Neeraj Chopra mit 23 noch recht jung. Doch dass Leistungen auf absolutem Weltklasse-Niveau noch viel früher möglich sind, haben in diesem Jahr mehrere U20-Athleten bewiesen. Die U20-Weltrekordhalterin über 800 Meter Athing Mu (USA) konnte sich dabei sogar gleich zwei Mal über Gold freuen. Die 19-Jährige triumphierte sowohl über 800 Meter als auch mit der 4x400-Meter-Staffel. Direkt hinter Athing Mu landete auf Platz zwei die Britin Keely Hodgkinson – ebenfalls erst 19 Jahre jung.

Mit 17 Jahren: Erriyon Knighton verpasst Sprung aufs Podium nur knapp

Mit sogar erst 18 Jahren durfte sich Christine Mboma (Namibia) über Silber im 200-Meter-Finale freuen. Das hielt die Nachwuchs-Athletin nicht davon ab, wenige Wochen später auch bei der U20-WM an den Start zu gehen: In Nairobi (Kenia) gewann sie auf derselben Strecke wenig überraschend Gold. Als besondere Ehre für diese Leistungen wurde sogar eine Straße in Katima Mulilo, einer Stadt im Nordosten Namibias, nach ihr benannt. Die jüngste Leichtathletin in der Geschichte der Olympischen Spielen bleibt unterdessen die 800-Meter-Läuferin Céléstine Ndrin (Elfenbeinküste), die bei den Spielen 1976 in Montreal (Kanada) 13 Jahre und drei Tage jung war.

Dieser Marke am nähesten nah kam in diesem Jahr Erriyon Knighton. Der 17-jährige US-Amerikaner, der im Juni in 19,84 Sekunden einen neuen U20-Weltrekord über 200 Meter aufgestellt hatte, kam bei den Olympischen Spielen auf den vierten Platz (19,93 sec) und untermauerte dabei einmal mehr seine Ambitionen, in den kommenden Jahren Dauergast in der absoluten Weltspitze zu sein.

Jesús Ángel García schreibt Geschichte

Während all diese Athletinnen und Athleten ihre ersten Olympischen Spiele erlebten, war es für andere fast schon ein Routine-Auftritt. Dies verdeutlichen die Namen Sergej Bubka, Carl Lewis oder Dieter Baumann, Athleten einer längst vergangenen Leichtathletik-Zeit. Doch der spanische Geher Jesús Ángel García hat mit all diesen Größen die Olympia-Teilnahme 1992 in Barcelona (Spanien) gemeinsam.

Und auch 29 Jahre später, im Alter von eindrucksvollen 51 Jahren, konnte sich der 50 Kilometer-Weltmeister aus dem Jahr 1993 für die Spiele qualifizieren. Mit seiner insgesamt achten Olympia-Teilnahme – seit Barcelona ist er bei allen Ausgaben dabei gewesen – ist der Spanier nun alleiniger olympischer Rekordhalter in der Leichtathletik. Auch bei Weltmeisterschaften hält er mit 13 Teilnahmen den Rekord. Alleiniger olympischer Weltrekordler ist der kanadische Springreiter Ian Millar, der zwischen 1972 und 2012 auf zehn Teilnahmen kam.

Wären die Tokio-Spiele, bei denen Jesús Ángel García über 50 Kilometer den 35. Rang belegte, um ein weiteres Jahr pandemiebedingt verlegt worden, hätte er sogar einen Altersrekord geknackt. Denn der Abstand zum bislang ältesten Leichtathleten in der Geschichte von Olympischen Spielen ist gering: Der Kanadier Percy Wyer, der 1936 in Berlin mit 52 Jahren und 199 Tagen im Marathon antrat, führt in dieser Kategorie. Jesús Ángel García wird diese Marke 2024 in Paris (Frankreich) nicht mehr angreifen. Nach den diesjährigen Spielen hatte er seinen Rücktritt vom Leistungssport verkündet.

Auch Abdi Abdirahman und Sinead Diver im hohen Sportler-Alter noch aktiv

Doch auch wenn es nicht der Spanier ist, der diesen Rekord brechen wird, könnten mögliche Anwärter dafür bereits an den diesjährigen Tokio-Spielen teilgenommen haben. Einer von ihnen ist Abdi Abdirahman. Der US-Amerikaner kann auf eine lange olympische Geschichte zurückblicken. Bei den Spielen 2000 in Sydney (Australien) hatte er über 10.000 Meter sein olympisches Debüt gegeben und wurde dabei Zehnter. Es folgten die olympischen Teilnahmen 2004 in Athen (Griechenland), 2008 in Peking (China) und 2012 in London (Großbritannien). In diesem Jahr nahm er nun im Alter von 44 Jahren an seinen insgesamt fünften Olympischen Spielen teil und wurde dabei im Marathon 41.

Auch die Australierin Sinead Diver, die erst 2010 das Laufen für sich entdeckt hatte, zeigte in Tokio, dass im hohen Sportler-Alter Höchstleistungen möglich sind. Lediglich wenige Tage jünger als Abdi Abdirahman, wurde sie beim Marathon der Frauen Zehnte und blieb in 2:31:14 Stunden nur knapp vier Minuten über der Zeit von Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Kenia).

Lourdes Klitzkie älteste Olympia-Teilnehmerin in der Leichtathletik

Während Abdi Abdirahman für einen möglichen Altersrekord an den Spielen 2032 teilnehmen müsste, könnte Sinead Diver zumindest die Marke für die älteste Leichtathletin bereits bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles (USA) knacken. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1988 und wird von der Marathonläuferin Lourdes Klitzkie (Guam) mit 48 Jahren und 243 Tagen gehalten.

Doch auch ohne offizielle Rekorde sind die diesjährigen Leistungen aus Tokio besonders. Ob jung, alt oder die ersten Erfolge verschiedener Länder bei Olympischen Spielen – die diesjährigen Spiele haben wieder eindrucksvolle Geschichten geschrieben, die in Erinnerung bleiben werden!

Olympic Moments 2021

Britischer Silberglanz – Laura Muir & Co. auf den Spuren von Kelly Holmes
Valerie Adams – Nach 20 Jahren immer noch Weltklasse
Uganda auf dem Weg in die Riege der großen Laufnationen
Mariya Lasitskene und die Tränen nach dem Triumph
Die Ingebrigtsen-Brüder – Wunderkind krönt Erfolgsgeschichte
Yulimar Rojas – Ein Sprung für die Geschichtsbücher
Geteiltes Gold = mitreißende Freude
Damian Warner – Aus dem Schatten auf den Thron

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