Im September 1958 triumphierte die deutsche Mannschaft in Augsburg vollkommen überraschend im Länderkampf gegen die Sowjetunion. Maßgeblichen Anteil daran hatte Ludwig Müller mit zwei Sensationssiegen über 5.000 und 10.000 Meter. Am Dienstag (25. Januar) feiert der „Held von Augsburg“ seinen 90. Geburtstag.
Es war eine regelrechte Sensation: Am 21. September 1958 gewann Ludwig Müller beim Länderkampf Deutschland gegen die UdSSR im Augsburger Rosenaustadion über 10.000 Meter in 29:52,6 Minuten. Erst einen Tag zuvor hatte er auch im 5.000-Meter-Rennen triumphiert (14:06,8 min) und damit die übermächtig erscheinenden Gegner aus der Sowjetunion besiegt. An diesem Dienstag (25. Januar) feiert der von der Presse getaufte „Held von Augsburg“ nun seinen 90. Geburtstag.
Zu jener Zeit konnten die deutschen Läufer auf diesen Strecken, so hieß es in einem Vorbericht der Süddeutschen Zeitung, international nicht mithalten, und gegen die russischen Langstreckler war sowieso "kein Blumentopf zu gewinnen". Doch unter den frenetischen Anfeuerungsrufen der 85.000 Zuschauer in Augsburg wuchs Ludwig Müller über sich hinaus. „Ich habe mir gesagt: Du darfst die Leute nicht enttäuschen, du musst gewinnen", zitiert ihn die Süddeutsche Zeitung anlässlich seines runden Ehrentages.
Dazu bediente er sich eines psychologischen Tricks im 10.000-Meter-Rennen. So habe er den Favoriten Nikolai Pudow 600 Meter vor dem Ziel zunächst mit dem einzig ihm bekannten russischen Wort angestachelt: "dawaj!" – „vorwärts!“. Schwäche vortäuschend ließ er sich aber schließlich zurückfallen, um auf der Zielgeraden wiederrum den Turbo zu zünden und an seinem überraschten Konkurrenten vorbeizuziehen. „Ich war so beflügelt, das war unglaublich", sagte Ludwig Müller.
Deutsche Mannschaft siegte mit 10 Punkten Vorsprung
Die deutsche Mannschaft entschied den Länderkampf letztlich, maßgeblich auch durch die Leistungen von Ludwig Müller, mit 115:105 Punkten für sich. Ein Erfolg, der mit dem „Wunder von Bern“, dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954, auf eine Stufe gestellt wurde. Nur vier Wochen zuvor hatte die Sowjetunion bei der EM in Stockholm (Schweden) die Nationenwertung klar gewonnen.
Für Ludwig Müller war der Länderkampf in Augsburg trotz Rang sechs bei den Olympischen Spielen 1960 über 3.000 Meter Hindernis der wichtigste Wettkampf seiner Karriere: „Die Siege von Augsburg sind mir genau so viel wert wie Olympiagold oder ein Weltrekord“, sagte er 2017 zu seinem 85. Geburtstag auf leichtathletik.de.
Fünf Jahre später begeht der Augsburger Held nun seinen 90. Geburtstag. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) gratuliert Ludwig Müller zu diesem Anlass herzlich und wünscht für die Zukunft weiterhin alles Gute und viel Gesundheit!
Einen ausführlichen Bericht zum Länderkampf 1958 lesen Sie hier.