| Abschied

Dieter Locher und das Leben für die Leichtathletik

Der Sindelfinger Dieter Locher hat hinter den Kulissen der Leichtathletik eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Nach 31 Jahren im Ehrenamt für die württembergische Leichtathletik scheidet er am Sonntag in Bad Liebenzell aus der WLV-Spitze aus. Ob bei der Hallen-EM in Sindelfingen, der WM in Stuttgart und Berlin, dem IHS und der Senioren-WM in Sindelfingen oder der EM in München – Dieter Locher war ein „Macher an vielen Fronten“ .
Ewald Walker

Er ist ein Urgestein der Leichtathletik. Nach 31 Jahren im Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) macht Dieter Locher beim Verbandstag in Bad Liebenzell am Sonntag (18. September) Platz für einen Jüngeren. „Das war eine tolle Zeit“, fasst der 68-Jährige seinen unermüdlichen Einsatz für die olympische Kernsportart zusammen. 31 Jahre im WLV und inzwischen schon über 50 Jahre im VfL Sindelfingen, in dem er auch weiter die Geschicke des Wettkampfwesens leiten wird, sind ein mehr als erwähnenswerter ehrenamtlicher Einsatz.

Dieter Locher lenkte bei vielen internationalen Einsätzen die Geschicke in Sachen Wettkampf-Organisation und war bei der Einführung der EDV bei Leichtathletik-Wettkämpfen maßgeblich beteiligt. Seine Funktionskarriere begann als Kleiderträger bei der Hallen-EM 1977. Viele Wettkämpfe im Sindelfinger Glaspalast und im Floschenstadion trugen seine Handschrift. Allein 66 Deutsche Meisterschaften organisierte er aus dem Hintergrund mit. 24 Ausgaben des Internationalen Hallensportfestes (IHS) gehörten dazu. „Darauf bin schon ein wenig stolz“, sagt Dieter Locher.

Gefragt nach den Höhepunkten seiner Funktionärs-Laufbahn, zählt er hochwertige internationale Veranstaltungen auf: Die EM 1986 und WM 1993 in Stuttgart, die WM 2009 in Berlin und die EM 2022 im Münchner Olympiastadion. Große Aufgaben, aber auch große Erlebnisse. „In Berlin saß Usain  Bolt bei mir am Bildschirm, in Stuttgart habe ich mit Merlene Ottey ein Bier getrunken“, erinnert sich Dieter Locher an besondere Momente.

Atmosphäre in Stuttgart und München bleibt in Erinnerung

Es gab auch „kitzelige“ Augenblicke. „Wir benötigten bei der WM 1993 fast eine Stunde, um die 100-Meter-Entscheidung zwischen Gail Devers und Merlene Ottey zu treffen“, erinnert sich Locher an die schwierige Aufgabe, denn das Zielfoto ergab keine sichtbare Gewinnerin. Am Ende gab ein Tausendstel den Ausschlag für Devers.

Die Leichtathletik lebt von ihren Stars, und Dieter Locher hatte dabei einige Begegnungen, an die er sehr gerne zurückdenkt. Sergej Bubka und Tim Lobinger, die Überflieger mit dem Stab, oder die Hochsprung-Musketiere Carlo Tränhardt, Dietmar Mögenburg und Gerd Nagel zählen dazu. Der Mann aus Sindelfingen lernte aber auch das harte Geschäft des Sports kennen. So auch die Verhandlungen als Meeting-Direktor mit den Managern, die 2008 beim Weltfinale hinter der Ziellinie standen, und schon auf die Prämien warteten.

Seine „Gänsehaut-Momente“ nennt Dieter Locher wie aus der Pistole geschossen. „Das war die Atmosphäre, die tollen Athleten bei der WM im Daimlerstadion in Stuttgart 1993, und auch jetzt bei der EM in München wieder“, sagt der Studiendirektor. Neben seinen unzähligen Einsätzen in der Leichtathletik hat er es zum Schulleiter in einem beruflichen Gymnasium in Sindelfingen gebracht. „Dieter Locher war ein Visionär bei der Einführung der EDV und neuer Technologien“, beschreibt WLV-Geschäftsführer Gerhard Müller den außergewöhnlichen Einsatz Lochers.

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