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Olympiasiegerin, Weltrekordlerin und Titelverteidigerin treffen in London aufeinander

Mit dem London-Marathon startet am Sonntag der wohl bestbesetzte City-Marathon des Jahres. Jeweils sechs Männer und Frauen gehen mit persönlichen Rekorden von unter 2:04:00 beziehungsweise unter 2:18:00 Stunden ins Rennen. Zumindest bei den Frauen dürfte es eine derartige Leistungsdichte bei einem City-Marathon noch nicht gegeben haben. In der britischen Metropole treffen dabei die Olympiasiegerin Peres Jepchirchir, die Weltrekordlerin Brigid Kosgei und die Titelverteidigerin Yalemzerf Yehualaw aufeinander.
Jörg Wenig

Alles ist angerichtet für einen superschnellen London-Marathon am Sonntag. Denn von der Besetzung her ist das Rennen das beste im gesamten Marathon-Frühjahr. Die aktuellen Wettervorhersagen dämpfen allerdings die Hoffnungen auf absolute Top-Zeiten in London. Denn es soll am Sonntag während des Rennens regnen bei kühlen 11 bis 12 Grad Celsius mit einem leichten Wind.

Im Rennen der Frauen hat Vorjahressiegerin Yalemzerf Yehualaw Olympiasiegerin Peres Jepchirchir und Weltrekordlerin Brigid Kosgei etwas voraus: Denn die Äthiopierin hat noch keinen Marathon verloren. Zwar ist Yalemzerf Yehualaw erst zwei Rennen über die 42,195 Kilometer gelaufen, doch die Ergebnisse hatten es in sich. In Hamburg triumphierte sie vor einem Jahr mit einem inoffiziellen Debüt-Weltrekord von 2:17:23 Stunden, in London war sie dann im Oktober nur drei Sekunden langsamer. Mittlerweile ist das Rennen nach der Corona-Pandemie wieder auf den traditionellen April-Termin gerückt.

Fällt der 20 Jahre alte Streckenrekord von Paula Radcliffe?

„Ich habe mich sehr gut vorbereitet und bin froh, wieder in London laufen zu können. Ich möchte unbedingt meinen Titel verteidigen“, sagte die erst 23 Jahre alte Läuferin. „Mit so vielen starken Athletinnen im Feld hoffe ich, dass wir einen Kursrekord laufen oder vielleicht sogar den Weltrekord brechen.“ Den Londoner Streckenrekord hält seit 2003 die frühere britische Weltrekordlerin Paula Radcliffe mit 2:15:25 Stunden.

Diese ehemalige globale Bestzeit unterbot Brigid Kosgei 2019 in Chicago mit 2:14:04 Stunden. Hinter der Form der kenianischen Weltrekordlerin steht allerdings ein kleines Fragezeichen, denn sie berichtete während der Pressekonferenz in London von einem Muskelproblem im Oberschenkel während ihrer Vorbereitung auf den Marathon.

Peres Jepchirchir will Siegesserie fortsetzen

Zum ersten Mal in ihrer Karriere wird Peres Jepchirchir den London-Marathon laufen. „Ich wollte schon immer hier starten, denn das ist mein Traum-Rennen. Die Besetzung ist so stark, dass wir sogar den Weltrekord brechen können, sofern das Wetter gut ist“, sagte die Kenianerin, der die aktuellste Wettervorhersage wohl noch nicht bekannt war. Peres Jepchirchir hat seit 2018 kein Marathonrennen mehr verloren.

Damals handelte es sich allerdings um den international wenig bedeutenden Eldoret-Marathon in Kenia, bei dem sie Dritte war. Nach den Olympischen Spielen 2021 gewann sie im gleich Jahr auch noch in New York und vor zwölf Monaten dann in Boston.

Debüt-Rennen: Eilish McColgan muss passen, Sifan Hassan ist bereit

Während die Britin Eilish McColgan ihr mit Spannung erwartetes Marathon-Debüt aufgrund eines Knie-Problems verschieben musste, läuft mit Sifan Hassan die mehrfache Langstrecken-Olympiasiegerin erstmals über die 42,195 Kilometer. Die aus Äthiopien stammende Holländerin hat theoretisch das Potenzial, auf Anhieb ganz vorne mitzulaufen. Allerdings konnte oder wollte sie keine Einschätzung abgeben: „Es ist mein erster Marathon, deswegen kann ich nicht sagen, was ich erreichen könnte. Ich habe keine bestimmte Zeit im Kopf oder eine Platzierung. Ich will sehen was passiert und will ins Ziel kommen. Der London-Marathon ist wie ein Meisterschafts-Rennen: man weiß nicht, wer gewinnt“, sagte Sifan Hassan.

Tom Gröschel im Weltklasse-Feld dabei

Der mittlerweile 40-jährige Kenenisa Bekele (Äthiopien) ist zwar mit 2:01:41 der schnellste Läufer im Feld, gehört aber wohl nicht mehr zu den Favoriten. Diese Rolle ist unter anderen Kelvin Kiptum zuzuschreiben. Der Kenianer gewann sein Debüt in Valencia sensationell mit 2:01:53 Stunden und ist damit der drittschnellste Läufer aller Zeiten. Er trifft in London unter anderem auf den Titelverteidiger Amos Kipruto (Kenia; Bestzeit: 2:03:13 h) und den Weltmeister Tamirat Tola (Äthiopien; 2:03:39 h).

Während auch das Männer-Feld in der absoluten Spitze dicht besetzt ist, fällt es im Zeitbereich dahinter rapide ab. So ist Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) mit seiner Bestzeit von 2:11:03 die Nummer 14. auf der aktuellen Startliste. Er könnte bei dem Klassiker durchaus eine gute Platzierung erreichen. Zumindest seine Marathon-Karriere wird Mo Farah am Sonntag in London beenden. Der mehrfache britische Langstrecken-Olympiasiegerin ist aber nicht mehr in der Form, um an der Spitze mitlaufen zu können.

Eliteläufer mit persönlichen Bestzeiten:

MÄNNER

Athlet Nation Bestzeit
Kenenisa Bekele Äthiopien 2:01:41
Kelvin Kiptum Kenia 2:01:53
Birhanu Legese Äthiopien 2:02:48
Amos Kipruto Kenia 2:03:13
Tamirat Tola Äthiopien 2:03:39
Kinde Atanaw Äthiopien 2:03:51
Leul Gebresilase Äthiopien 2:04:02
Seifu Tura Äthiopien 2:04:29
Mo Farah Großbritannien 2:05:11
Geoffrey Kamworor Kenia 2:05:23
Brett Robinson Australien 2:07:31
Dewi Griffiths Großbritannien 2:09:49
Chris Thompson Großbritannien 2:10:52
Tom Gröschel Deutschland (TC Fiko Rostock) 2:11:03

FRAUEN:

Athletin Nation Bestzeit
Brigid Kosgei Kenia 2:14:04
Peres Jepchirchir Kenia 2:17:16
Almaz Ayana Äthiopien 2:17:20
Yalemzerf Yehualaw Äthiopien 2:17:23
Sheila Chepkirui Kenia 2:17:29
Tadu Teshome Äthiopien 2:17:36
Genzebe Dibaba Äthiopien 2:18:05
Sutume Kebede Äthiopien 2:18:12
Judith Korir Kenia 2:18:20
Alemu Megertu Äthiopien 2:18:32
Susanna Sullivan USA 2:25:14
Sofia Yaremchuk Italien 2:25:36
Sifan Hassan Niederlande Debüt

Der London-Marathon 2023 live:

Live-Ergebnisse mit Leaderboard
Eurosport 2 überträgt den Marathon live ab 10:15 Uhr

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