| Stuttgart

Hansle Parchment bringt olympischen Glanz an historische Stätte

Der Olympiasieger über 110 Meter Hürden Hansle Parchement bereitet sich in Stuttgart auf die WM in Budapest vor. Seit vier Wochen ist er in Europa unterwegs: von Jamaika nach Ungarn, dann zur Diamond League nach London, drei Wochen in Stuttgart, ehe er in das Camp der Jamaikaner an die Donau fliegt. Dort möchte er das WM-Podium erklimmen.
Ewald Walker

Die Schlagzeile der Zeitung („Olympischer Glanz im Neckarpark“) ist ein Sprung in große Zeiten der Stuttgarter Leichtathletik-Historie. Am 13. Juli 2008 sorgte Doppel-Olympiasiegerin Barbara Spotakova (Tschechien) mit ihrem bis heute gültigen Speerwurf-Weltrekord  von 72,28 Metern für den letzten olympischen Glanz in Stuttgart. Am Tag danach wurde die Bahn herausgerissen, das Stadion in eine reine Fußball-Arena verwandelt.

15 Jahre später kommt wieder ein Leichtathletik-Star an den Neckar: Hansle Parchment (Jamaika), der Olympiasiege von Tokio 2021 über 110 Meter Hürden. Er bereitet sich in Stuttgart auf die WM in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) vor. „Mein Ausrüster hat diesen Aufenthalt eingefädelt und ich habe hier optimale Trainingsbedingungen“, sagt der 33-Jährige vor seiner Nachmittags-Trainingseinheit im Stadion Festwiese. Olympia-Bronze 2012 in London (Großbritannien), Silber bei der WM 2015 in Peking (China) und dann der Gold-Coup in Tokio (Japan).

Meilenstein für Jamaikas Hürdensprint

Parchment war in der japanischen Hauptstadt  ein „Lucky Winner“. Auf dem Weg zum Semifinale hatte er den falschen Bus genommen, landete im Wassersportzentrum. Die Zeit, um ins Hotel zurückzufahren, hätte nicht mehr gereicht, also wollte er mit dem Taxi ins Stadion fahren. Doch ohne Geld in der Tasche war dies ein schwieriges Unterfangen. Eine Volunteer drückte ihm Geld in die Hand und rettete so den Hürdensprinter, der gerade noch rechtzeitig ins Stadion kam, so wurde der Weg zu olympischem Gold frei. Parchment gab der jungen Dame (Taia) später das Geld zurück, der jamaikanische Tourismusminister lud sie auf die Karabik-Insel ein.

Parchments Gold folgt fünf Jahre auf den Olympiasieg seines Landsmanns Omar McLeod in Rio 2016 – eigentlich sind beide aber mit ihrer Disziplinwahl Exoten auf der Karibikinsel. „In Jamaika wollen alle nur schnell rennen, also nicht über Hürden laufen“, weshalb zuhause Sprinten (fast) immer Sprint auf der Flachstrecke bedeute. Ein Blick in die ewige Weltbestenliste zeigt die Dominanz der Karibik-Sprinter. Unter den ersten vier 100 Meter-Sprintern sind drei Jamaikaner (Bolt, Blake, Powell), bei den Frauen sind unter den ersten drei zwei Jamaikanerinnen (Thompson-Herah und Fraser-Pryce).

Podest in Budapest angepeilt

"Usain Bolt und Shelly-Ann Fraser-Pryce sind nationale Helden“, kennt er die Hierarchie des Sprints. Bolt sei eine echte Inspiration für Kinder und Jugendliche. Immer wieder komme der „Überirdische“ in Kingston auch im Stadion vorbei. Ganze fünf Kunststoffbahnen gibt es auf der Insel, davon drei Indoorbahnen. Offenbar genug, um aus dem 2,8-Millionen-Volk ständig neue Sprintstars hervorzubringen.       

Hürden haben für Parchment auch symbolische Bedeutung, sie stünden auch im richtigen Leben immer wieder im Weg und müssten überwunden werden. „Wenn du erfolgreich bist, hast du viele Freunde und musst schauen, dass du die alten nicht verlierst“, sagt Hansle Parchment.

Bei 1,96 Metern Körpergröße und langen Beinen ist der Start seine Schwachstelle. An dieser feilt er die drei Wochen bis Budapest. Mit seiner Saisonbestzeit von 13,12 Sekunden liegt er momentan auf Rang elf, seine persönliche Bestzeit steht bei 12,94 Sekunden. Bei der WM in Budapest denkt er Schritt für Schritt. „Ich möchte ins Finale und dann aufs Podium“, sagt er mit einem leichten Lächeln im Gesicht, bevor er vom Neckar an die Donau wechselt.   

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