| Straßenlauf

Sharon Lokedi bricht Streckenrekord beim Boston-Marathon

© Gladys Chai von der Laage
Mit einem neuen Streckenrekord bei den Frauen und dem ersten Sieg eines Brüder-Paares ist am Montag der 129. Marathon von Boston zu Ende gegangen.
Jörg Wenig / dpa /sb

Sharon Lokedi hat am Ostermontag beim 129. Boston-Marathon den Streckenrekord pulverisiert. Die Kenianerin siegte in 2:17:22 Stunden und war damit mehr als zweieinhalb Minuten schneller als die Äthiopierin Buzunesh Deba, die 2014 eine Zeit von 2:19:59 Stunden erreicht hatte. Die Vorjahres-Zweite Sharon Lokedi verhinderte einen dritten Sieg in Folge von Hellen Obiri. Ihre kenianische Landsfrau musste erst auf dem letzten Kilometer abreißen lassen, sie wurde Zweite in 2:17:41 Stunden. Als Dritte lief die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw nach 2:18:06 Stunden ins Ziel.

In der Entscheidung der Männer triumphierte der Kenianer John Korir 13 Jahre nach seinem Bruder Wesley. Der 28-Jährige setzte sich knapp zehn Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke von den übrigen Konkurrenten ab und gewann in 2:04:45 Stunden. Wesley Korir, der 2012 gesiegt hatte, erwartete ihn im Ziel. Die beiden sind nun das erste Brüder-Paar in der Siegerliste. John Korir hatte im vergangenen Oktober bereits beim Chicago-Marathon (USA) gewonnen, er erzielte die drittschnellste je in Boston gelaufene Zeit.

Im Spurt um Platz zwei setzte sich Alphonce Simbu (Tansania) in 2:05:04 Stunden knapp vor dem zeitgleichen Cybrian Kotut (Kenia) durch. Der viertplatzierte Conner Mantz blieb in 2:05:08 Stunden unter dem aktuellen US-Rekord. Da die in Summe abschüssige Punkt-zu-Punkt-Strecke von Boston, auf der auch Ryan Hall (USA) 2011 schon 2:04:58 Stunden gelaufen war, nicht die Kriterien für die Anerkennung von Rekorden erfüllt, wird diese Leistung jedoch nicht in den US-Rekordlisten auftauchen. Johannes Motschmann (SCC Berlin) absolvierte die erste Rennhälte in 65:01 Minuten, brach auf der hügeligen Strecke jedoch in der zweiten Hälfte des Rennens ein und kam auf Rang 60 nach 2:22:36 Stunden ins Ziel.

Sharon Lokedi: Zurückgefallen, zurückgekämpft

Das Frauenrennen hatte schnell begonnen und die Zwischenzeiten deuteten frühzeitig auf eine Zielzeit von klar unter 2:20:00 Stunden hin, die es in Boston bisher erst einmal gegeben hatte. Nach 32:51 Minuten hatte die 15-köpfige Spitzengruppe den 10-Kilometer-Punkt erreicht. An der Halbmarathon-Marke waren noch fünf Läuferinnen in der ersten Gruppe: Neben den Kenianerinnen Sharon Lokedi, Irine Cheptai und Hellen Obiri waren dies die Äthiopierinnen Yalemzerf Yehualaw sowie Amane Beriso. 68:46 Minuten war hier die Durchgangszeit.

Cheptai fiel im hügeligen Teil der Strecke vor Kilometer 30 zurück, und auch Lokedi schien den Anschluss zu verlieren. Doch die spätere Siegerin kämpfte sich wieder heran, und etwa zwischen 34 und 35 Kilometer konnte dann die amtierende Marathon-Weltmeisterin Beriso das Tempo nicht mehr halten. Weitere fünf Kilometer später war auch Yehualaw geschlagen, weil Lokedi auf das Tempo drückte. Lediglich Obiri konnte noch mithalten, doch im Gegensatz zum Vorjahr musste sie sich dieses Mal im Zweikampf mit Lokedi geschlagen geben.

Knapp 1,5 Kilometer vor dem Ziel setzte sich Sharon Lokedi ab und lief in ihrem sechsten Marathon zum zweiten Sieg. 2022 hatte die 31-Jährige, die im vergangenen Sommer Vierte bei den Olympischen Spielen war, ihr Debüt in New York (USA) gewonnen. „Ich bin überwältigt von diesem Erfolg. Als ich die Halbmarathon-Zwischenzeit sah, dachte ich, das ist ja viel zu schnell. Aber ich habe an mich geglaubt. Ich dachte mir, versuche es, mal sehen was geht. Wenn man es nicht versucht, wird man nie wissen was möglich ist“, sagte Sharon Lokedi, die bereits seit zehn Jahren in den USA lebt und in Flagstaff trainiert.

John Korir löst Versprechen an Bruder ein

Bei guten Wetterbedingungen liefen auch die Männer in Boston, wo traditionell keine Tempomacher im Rennen sind, von Beginn an sehr schnell. Die 10-Kilometer-Zwischenzeit von 28:52 Minuten deutete dabei für die 19-köpfige Spitzengruppe sogar auf eine Endzeit von knapp unter 2:02 Stunden hin. Dann beruhigte sich das Tempo etwas und die Halbmarathon-Durchgangszeit betrugt dann 61:52 Minuten. Bis zur 30-Kilometer-Marke (1:28:39 h) hatte sich die Spitzengruppe auf 13 Läufer reduziert. Nicht mehr dabei war zu diesem Zeitpunkt der Titelverteidiger Sisay Lemma (Äthiopien), der das Rennen vorzeitig beendete.

Es war in der Folge John Koriri, der an der Spitze das Tempo forcierte. Am berüchtigten Heartbreak Hill, rund zehn Kilometer vor dem Ziel, konnte sich der Kenianer absetzen und relativ schnell einen deutlichen Vorsprung herauslaufen. Bei Kilometer 35 betrug dieser schon gut 100 Meter, und nach 40 Kilometern war er auf 59 Sekunden angewachsen. „Ich war gut vorbereitet und hatte meinem Bruder versprochen zu gewinnen. Das ist natürlich etwas Besonderes, dass wir beide Boston-Sieger sind“, sagte John Korir, der wenige Meter nach dem Start gestürzt war, aber trotz dieses Malheurs am Ende siegte. „Es war am Anfang etwas schmerzhaft, aber dann ging es.“  

Während John Koriri, der vor einem Jahr in Boston noch Rang vier belegt hatte, zu einem souveränen Sieg in 2:04:45 lief Stunden, entwickelte sich hinter ihm ein spannender Kampf um Platz zwei. Dabei setzte sich Alphonce Simbu in 2:05:04 ganz knapp vor dem zeitgleichen Cybrian Kotut durch. Der US-Amerikaner Conner Mantz setzte als Vierter seinen Aufwärtstrend fort. Er lief nach 2:05:08 Stunden ins Ziel. „Ich habe um Platz zwei gekämpft, aber die anderen beiden waren einfach zu stark. Ich hoffe, dass ich irgendwann in der Zukunft den Boston-Marathon gewinnen kann“, sagte Conner Mantz. Als Fünfter lief der zweimalige 5.000-Meter-Weltmeister Muktar Edris (Äthiopien) mit 2:05:59 Stunden ein gutes Marathon-Debüt.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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