Mit dem dritten DM-Gold von Nils Voigt und der Titelpremiere von Elena Burkard bei ihrem ersten 10.000-Meter-Bahnrennen sind am Samstag die Deutschen Meisterschaften auf den Langstrecken in Hamburg zu Ende gegangen. Mit jeder Menge Bestzeiten und zahlreichen internationalen Normen konnten die Läuferinnen und Läufer der U23 glänzen.
Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) hat am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg seine DM-Medaillensammlung über 10.000 Meter um eine weitere Goldmedaille vergrößert: Nach den Titeln 2021 und 2023 war er auf der Jahnkampfbahn zum dritten Mal nicht zu schlagen, in 28:19,83 Minuten wurde er eindrucksvoll seiner Favoritenrolle gerecht.
Nachdem Nils Voigt sich ab Kilometer drei an die Spitze gesetzt und mit einer Tempoverschärfung das Feld auseinandergezogen hatte, sorgte in einer vierköpfigen Spitzengruppe zwischenzeitlich auch Jan Lukas Becker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 28:46,35 min) für das Tempo in der Hoffnung auf die Norm für den Europacup in Pacé (Frankreich; 24. Mai; 28:20,00 min). Wenig später setzten sich jedoch endgültig die beiden Favoriten Nils Voigt und Tom Förster (LG Braunschweig; 28:36,93 min) ab. Im Kampf um Bronze ließ Cross-Spezialist Markus Görger (LG Region Karlsruhe; 28:43,14 min) noch den Leverkusener hinter sich.
"Ich mag die 10.000 einfach"
"Ich bin 2021 beim Europacup Vierter geworden. Man hofft immer auf eine Medaille – ich weiß aber nicht, ob ich in der Form bin. Aber es sind noch drei Wochen, da wird trainiert, und dann kann man schauen", blickte Nils Voigt auf das Rennen in Pacé voraus, für das er schließlich als einziger Läufer der Männerklasse die Norm unterbot. "Ich mag die 10.000 Meter auf der Bahn einfach. Ich weiß, dass es eine aussterbende Disziplin ist, aber heute waren viele Leute da und ich hoffe, dass wir ein interessantes Rennen bieten konnten."
Hoffnungen auf einen Start im Nationaltrikot können sich nach dem Auftritt von Hamburg zudem die schnellsten Läufer der U23 Robin Müller (LC TopTeam Thüringen; 28:56,35 min), Luca Madeo (LG Filder; 28:59,07 min) und Lukas Ehrle (LG Brandenkopf; 29:07,48 min) machen. Mit neuen Bestzeiten erfüllten sie den in der U23 niedrigeren Richtwert für den 10.000-Meter-Europacup und zugleich auch deutlich die Norm für die U23-Europameisterschaften in Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli).
Elena Burkard setzt auf den Schlussspurt
Das Rennen der Frauen bestimmte die Vize-Europameisterin über 10 Kilometer und Titelverteidigerin Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen). 24 Runden lang gestaltete sie das Tempo – allerdings nicht ganz freiwillig, doch ihre Versuche, einen Führungswechsel herbeizuführen, blieben erfolglos: Ob schnell, ob langsam, Mitfavoritin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) blieb an ihren Fersen. Um mit einer pfeilschnellen letzten Runde auf und davon zu ziehen. In 31:40,79 Minuten konnte Burkard bei ihrer Bahnpremiere über die 10.000 Meter auch noch eine starke Zeit verbuchen. Ebenfalls Bahn-Bestzeit lief auf dem Silberrang Eva Dieterich (31:45,18 min), zur Straßenzeit von Leuven fehlten 20 Sekunden.
"Der Titel bedeutet mir unglaublich viel. Ich wollte dieses Jahr eigentlich gar nicht mehr weiter machen, ich hatte letztes Jahr ein schwieriges Jahr. Nach dem Vizetitel über 1.500 Meter in der Halle und jetzt Gold auf der Bahn kann man schon ein bisschen stolz sein", sagte Elena Burkard. "Ich bin noch nie 10.000 Meter auf der Bahn gelaufen und erst zweimal auf der Straße, daher wusste ich nicht genau, wie es sich anfühlt. Coole Erfahrung!" Enttäuscht war dagegen Eva Dieterich, die für ihre Tempoarbeit nicht belohnt wurde. "Letztes Jahr hat es ganz gut geklappt, dass man vorne zusammenarbeit, dieses Jahr leider nicht", stellte sie fest. Die Chance, das nächste Duell wieder anders zu gestalten, haben beide nach deutlich erfüllter Norm beim Europacup in Pacé.
Lisa Merkel: Mit PB zu U23-Gold
Bemerkenswert war auch das Rennen der Drittplatzierten, die mit ihrem Auftritt U23-Gold klarmachte: Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) hatte nach der Straßenlauf-EM krankheitsbedingt Abstriche machen müssen und war daher zunächst das Tempo des Spitzenduos nicht mitgegangen. Mit ihrer eigenen, gleichmäßigen Renngestaltung konnte sie gegen Ende des Wettbewerbs aber sogar wieder zu Dieterich und Burkard aufschließen, nur knapp hinter ihrer Vereinskollegin blieb sie in 31:46,53 Minuten erstmals unter der 32-Minuten-Marke. Mit dem Europacup plant sie jedoch nicht, dafür mit einem 5.000-Meter-Rennen bei der Langen Laufnacht in Karlsruhe (31. Mai).
Die weiteren Medaillen im Frauen-Rennen machten die Läuferinnen einer fünfköpfigen Verfolgergruppe unter sich aus. Carolina Schäfer (TG Schwalbach; 33:05,14 min) und Pia Schlattmann (LG Brillux Münster (33:05,76 min) liefen in einem spannenden Schlussspurt zu U23-Silber und -Bronze – und hakten die Richtwerte für den Europacup und die U23-EM ab. Kiara Nahen (LC Paderborn; 33:05,87 min) lief knapp dahinter auf den Bronze-Rang der Frauen-Wertung.
Julia Ehrle zieht davon
Die Norm für die U20-Europameisterschaften in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August) schon in der Tasche, ging es für Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) am Samstag nur um den U20-Titel über 5.000 Meter. Ungewohnt defensiv ging die 18-Jährige daher das Rennen an, lange war eine fünfköpfige Spitzengruppe in Front, in der auch die weiteren Medaillenkandidatinnen Franziska Drexler (LG Telis Finanz Regensburg; 16:58,12 min) und Emily Junginger (VfL Sindelfingen; 17:01,84 min) mitrannten. Dann schaltete Julia Ehrle auf den letzten 500 Metern noch einen Gang hoch – und stürmte in 16:47,98 Minuten ungefährdet zu ihrem bereits neunten deutschen Meistertitel.
"Ich hatte mir heute keine Taktik zurechtgelegt", erklärte Julia Ehrle anschließend, "es ist noch sehr früh in der Saison und ich wusste nicht, wie zum Beispiel Emily drauf ist. Dass es dann erstmal so langsam wurde, hat mich doch überrascht, aber ich habe mir gesagt, ich laufe einfach mit und am Ende schaue ich, was noch geht." In den kommenden Wochen wird die Vierte der Cross-EM in der U20 weitere Rennen auch über 1.500 und 3.000 Meter bestreiten und dann entscheiden, welche Strecke ihr in Richtung U20-EM am besten liegen könnte.
Benjamin Klonowski setzt sich im U20-Dreikampf durch
Das Rennen der männlichen U20 wurde so spannend, wie es Nachwuchs-Bundestrainerin Julia Grommisch vorhergesagt hatte. Mit einer Tempoverschärfung war es Mitfavorit Elias Kolar (LG Telis Finanz Regensburg), der das Feld sprengte und einige Runden ein Quartett an der Spitze anführte. Eingangs der letzten Runde zog Benjamin Klonowski (TuS Lichterfelde; 15:02,91 min) vorbei, konnte sich aber zunächst nicht absetzen. Während er schließlich auf der Zielgeraden seine Spitzenposition verteidigte, musste Elias Kolar (15:05,52 min) seiner Führungsarbeit doch Tribut zollen und Levin Saveur (LG Stadtwerke München; 15:03,76 min), der mit der zweiten Luft heranstürmte, noch vorbeilassen.
"Am Anfang war es sehr langsam, sehr viel Gedrängel, sehr viel Geschubse. Da habe ich versucht, mich rauszuhalten, das hat manchmal ganz gut funktioniert, manchmal aber auch nicht", blickte der 17-Jährige auf sein Rennen zurück. "Zum Schluss ist Elias nach vorne, ich konnte mich gut dahinter setzen. Er hat das Ganze dann noch mal gut schnell gemacht, das war optimal für mich. Am Ende konnte ich meinen Spurt setzen, das war eigentlich auch die Taktik." Sein erstes Rennen über 5.000 Meter soll nicht das letzte gewesen sein: "Ich glaube schon, dass das meine Lieblingsstrecke wird."
Spannende und hochklassige Masters-Entscheidungen
Die Meisterschaften eingeläutet hatten am Nachmittag die Läufer:innen der Masters-Altersklassen. Zu den herausragenden Athleten über 5.000 Meter zählte einmal mehr Miguel Molero Eichwein (Spiridon Schleswig), der in 15:58,01 Minuten die Entscheidung der M55 dominierte und auch schneller war als alle Läufer der M50. "Unter 16 Minuten – das war das Ziel!" erklärte der Schleswig-Holsteiner, der im Frühjahr bei der Masters-WM in Gainesville, Florida (USA) drei Titel abgeräumt hatte. Motivationsprobleme für die nationalen Titelkämpfe hatte er danach nicht: "Ich habe 100 Prozent gegeben. Auch wenn der Lauf noch so klein ist, gehe ich mit großem Respekt an den Start und versuche immer, mein Bestes zu geben."
Einen spannenden Zweikampf lieferten sich im schnellsten Masters-Rennen Danny Schneider (TSG Schwäbisch-Hall; 15:14,12 min) und Ralf Ulmer (LC Euskirchen; 15:14,66 min) – auf der Zielgeraden spurtete der zwölf Jahre ältere Schneider (M45) noch am M35-Läufer Ulmer vorbei. Auch in der W35 über 5.000 Meter drehten Katka Wenzel (LG Würm Athletik; 17:17,92 min) und Alexandra Krämer (LC Rapid Dortmund; 17:33,71 min) bis zum letzten Kilometer gemeinsam ihre Runden, bis Katka Wenzel eindrucksvoll davon zog. Auf Platz vier dieses Rennens überragte mit der W50-Goldmedaille Sandra Morchner (SV Enge-Sande; 18:02,02 min). Im vergangenen Jahr noch in dieser Altersklasse unterwegs, nun eine Klasse aufgerückt, dominierte Mareike Ressing (TV Penzberg; 19:08,61 min) bei der Rückkehr in ihre Heimat Hamburg die Entscheidung der W55.
Großen Applaus verdiente sich auch Wilhelm Ehlers (Alfterer Sportclub). Der M90-Läufer war am Morgen mit dem Zug aus Köln angereist, mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Trainingsanzug schon am Körper. In 33:24,55 Minuten absolvierte der älteste Teilnehmer der Titelkämpfe seine 5.000 Meter. Nach seiner Siegerehrung verließ er joggend das Stadion – in Eile, den Zug noch zu erreichen, der ihn bis Mitternacht wieder zurück in die Heimat bringen sollte.
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