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U16-/U23-DM in Ulm: Zwischen Talentschau und Jagd auf die U23-EM-Tickets

Kugelstoßer Tizian Lauria, im blauen Trikot des VfL Sindelfingen, ballt in einer Jubelgeste die Hände zur Faust und zeigt seine Muskeln. © Iris Hensel
In der ersten Juli-Hälfte werden die deutschen Meistertitel in vier Nachwuchs-Altersklassen vergeben. Den Anfang macht am kommenden Wochenende die U16-/U23-DM in Ulm. Dort treffen im Kampf um Titel und U23-EM-Tickets etablierte Athletinnen und Athleten auf neue Gesichter – und mittendrin tummeln sich die U16-Talente, die im Donaustadion erstmals DM-Luft schnuppern.
Svenja Sapper

Drei Jahre ist es her, dass das Ulmer Donaustadion zuletzt Gastgeber von Deutschen Jugendmeisterschaften war. Im Juli 2022 wetteiferten dort die Talente der U18 und U20 um nationale Titel. Und so liegt es auf der Hand, dass die U23-DM am kommenden Wochenende (4. bis 6. Juli) für zahlreiche Athletinnen und Athleten der Jahrgänge 2003 bis 2005 eine Rückkehr an die Erfolgsstätte bedeutet. In diesem Jahr werden zum ersten Mal die Titelkämpfe der Altersklassen U16 und U23 gemeinsam ausgetragen, bevor es eine Woche später in Bochum-Wattenscheid für die U18 und U20 um nationale Meriten geht. 

Die U23-DM bietet zugleich die letzte Chance auf einen Start bei der U23-EM in Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli). In den meisten Wettbewerben qualifizieren sich die Top Zwei von Ulm mit erfüllter Norm direkt für Bergen, insgesamt können in den Einzeldisziplinen bis zu drei deutsche Startplätze vergeben werden. So versprechen die Titelkämpfe in einigen Disziplinen einen spannenden Showdown. 

Im Donaustadion zu Gast sind am Wochenende einige Talente, die nach den U20-Jahren nun in der höheren Altersklasse den Anschluss an die deutsche Spitze herstellen wollen. Hinzu kommen Hoffnungsträger, die sich in diesem Jahr schon aussichtsreich für einen Start bei der U23-EM in Bergen positioniert haben. Und nicht zuletzt einige Athletinnen und Athleten, die bereits bei Europameisterschaften der Aktiven oder gar bei den Olympischen Spielen am Start waren und europaweit zu den Stärksten ihrer Altersklasse zählen. 

Diskus-Entscheidung mit Weltklasse-Werfern

Zur letztgenannten Kategorie gehört Mika Sosna (TSG Bergedorf). Der Diskuswerfer liegt mit seiner Bestmarke von 70,05 Metern, erzielt in Ramona (USA), in den Top Ten der Welt und hat neben "Segelwiesen" auch im Stadion überzeugt, etwa vergangenes Wochenende bei der Team-EM in Madrid (Spanien), wo er als Zweiter 15 Punkte für das deutsche Team einfuhr. Ebenfalls schon an der 70-Meter-Marke gekratzt hat Steven Richter (LV 90 Erzgebirge), der in Ulm als Titelverteidiger in den Ring steigt. Das starke Trio des Jahrgangs 2003 komplettiert der amtierende U23-Vize-Europameister Marius Karges (Eintracht Frankfurt). 

Im Speerwurf tritt mit Max Dehning (LG Offenburg) ein weiterer Olympia-Teilnehmer an, der jedoch in dieser Saison bislang mit Problemen zu kämpfen hatte. So ist 80-Meter-Werfer Nick Thumm (VfB Stuttgart) in die Favoritenrolle gerückt. Als amtierender U23-Europameister startet Kugelstoßer Tizian Lauria (VfL Sindelfingen), der mit seiner Saisonbestmarke von 20,09 Metern der Konkurrenz rund einen Meter voraus ist. Im Stabhochsprung ist dagegen mit Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen; SB 5,50 m) der U20-Weltmeister favorisiert und damit ein Athlet, der erst in diesem Jahr der U20 entwachsen ist. 

Auch die Sprints und Läufe können mit starker Besetzung aufwarten. Über 800 Meter duellieren sich mit Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen) und Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) die beiden Läufer, die in der DLV-Jahresbestenliste der Aktiven auf Position eins und zwei rangieren. Über 400 Meter Hürden geht Owe Fischer-Breiholz (Königsteiner LV), die deutsche Nummer zwei, als Favorit ins Rennen. Fehlen wird hingegen der Olympia-Teilnehmer im Hürdensprint Manuel Mordi (Hamburger SV), der nach seinem Team-EM-Einsatz direkt in die Vorbereitung auf die anstehenden Wettkampfwochen geht, für den aber als bislang einziger U23-EM-Normerfüller das Ticket nach Bergen ohnehin zum Greifen nahe ist. 

Sechs Hürdensprinterinnen kämpfen um U23-EM-Tickets

Umso spannender dürfte der Titelkampf über 100 Meter Hürden in der weiblichen U23 werden. Denn sage und schreibe sechs deutsche Hürdensprinterinnen befinden sich mit erfüllten Normen in den europäischen Top 15 der U23, fünf davon in den Top Ten, vier von ihnen sind bereits unter 13 Sekunden geblieben. So bahnt sich ein heißer Kampf um die drei Tickets an, bei dem sich die Deutsche Hallen-Vizemeisterin und EM-Halbfinalistin des Vorjahres Rosina Schneider (TV Sulz) mit ihrer Jahresbestleistung von 12,89 Sekunden die beste Ausgangslage geschaffen hat. 

Für die 100 und 200 Meter ist die in Texas studierende Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal) nach Ulm gereist, insbesondere auf der längeren Sprintdistanz ist die 20-Jährige mit einer Bestzeit von 22,85 Sekunden die klare Favoritin. Über 100 Meter bringt mit Philina Schwartz (SC Berlin) eine U20-Athletin den stärksten Meldewert mit, die im Kampf um die Bergen-Tickets jedoch außen vor ist – sie kann dafür in Wattenscheid nach dem U20-EM-Ticket greifen. 

Einen internationalen Einsatz schon hinter sich hat in dieser Saison Adia Budde (LAV Stadtwerke Tübingen). Die Hindernisspezialistin, die vergangenes Wochenende bei der Team-EM an den Start ging, legt diesmal einen Test über 1.500 Meter ein und trifft unter anderem auf die Dritte der Hallen-DM über 3.000 Meter Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach), die auch über 5.000 Meter gemeldet ist. Die Jahresbeste Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg), die gleich über drei Strecken die Norm erfüllt hat, ist hingegen für einen Trainingsblock nach St. Moritz gereist. 

Olympia-Teilnehmerin trifft auf Siebenkampf-Asse

Der Name einer Olympia-Teilnehmerin findet sich in der Meldeliste für den Weitsprung: Laura Raquel Müller (Unterländer LG), für die nach ihrer Verletzung in der Hallensaison bislang 6,44 Meter zu Buche stehen, wird unter anderem von Titelverteidigerin Samira Attermeyer (LG Olympia Dortmund) und Siebenkampf-Shootingstar Serina Riedel (SV Halle) gefordert. Im Weitsprung und über die Hürden startet auch die U20-Europameisterin im Siebenkampf Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), die sich nach ihrer in Neuwied zugezogenen Verletzung nun in Einzeldisziplinen zurückmeldet. 

Eine weitere U20-Europameisterin führt das Feld im Kugelstoßen an: Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846). Die 21-Jährige hat mit 18,91 Metern schon die WM-Norm überboten. Zu den etablierten Athletinnen zählt auch Hammerwerferin Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt), die sich mit mehreren Würfen über 70 Meter zur neuen deutschen Nummer eins aufgeschwungen hat. 

U16 rückt erstmals ins Rampenlicht

Bis in die nationale Spitze der Aktiven haben die U16-Talente noch einen weiten Weg vor sich. Bei den gemeinsamen Titelkämpfen mit der U23 können sie zumindest schon einmal Motivation tanken, sich von den Leistungen der U23-Athlet:innen inspirieren lassen – und ihr Talent erstmals auf der DM-Bühne unter Beweis stellen. Jede Menge davon bringt Sprinter Fabian Wüst (Eintracht Duisburg) mit. Mit 10,81 Sekunden über 100 Meter ist er auf dem Papier eine Klasse für sich. Im Diskuswurf hat Clesio de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) mit 69,19 Metern schon eine deutsche M15-Bestleistung erzielt.  

In der weiblichen Jugend hat sich Tamina Heller (TV Langen) mit 42,23 Sekunden über 300 Meter Hürden stark präsentiert, im bisherigen Saisonverlauf konnte ihr keine deutsche Athletin gefährlich werden. Eine den Vorleistungen nach favorisierte Athletin gibt es auch im Diskuswurf in Person von Giuliana Mechelke (LAV Kleinenbroich; 41,90 m). Ebenfalls rund fünf Meter Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen hat Speerwurf-Talent Marie Sattler (TSV Meitingen), die ihre Bestleistung von 46,25 Metern schon während der Winterwurf-Saison aufgestellt hat. 

Für all diese Nachwuchskräfte geht es darum, bei ihren ersten Deutschen Meisterschaften Erfahrung zu sammeln und den Grundstein für eine sportliche Karriere zu legen. Die Weichen dafür werden am Wochenende in Ulm in jedem Fall gestellt. 

Die U16- und U23-DM wird am Wochenende im Livestream auf YouTube übertragen. Es kommentieren für Sie Linn Kleine und Chantal Buschung. 

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