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U20-DM | Vorentscheidung im Kampf um die U20-EM-Tickets

400-Meter-Sprinterin Johanna Martin stürmt bei einer Jugend-DM vorweg © Theo Kiefner
Nationaler Saisonhöhepunkt, die Chance auf großer Bühne zu brillieren und entscheidender Qualifikationswettkampf für die U20-EM: Bei den Deutschen U18-/U20-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid stehen am Wochenende zahlreiche spannende Entscheidungen bevor.
Svenja Sapper

Ulm hat vorgelegt, Wattenscheid zieht nach: Von Freitag bis Sonntag (11. bis 13. Juli) wird die zweite „Ladung“ DM-Titel in Nachwuchs-Altersklassen vergeben. In bewährter Kombination: Nachdem 2024 die DMs der U18 und U23 ebenso wie die DMs der U16 und U20 zusammengelegt worden waren, finden die Titelkämpfe der U18 und U20 in diesem Jahr – wie meist in den Vorjahren – im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung statt. Austragungsort ist das Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid, das vom 21. bis 27. Juli die Leichtathlet:innen bei den FISU World University Games empfangen wird. 

Während sich das deutsche Team für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF), das diesjährige Saison-Highlight in der U18, bereits formiert hat, ist die Jugend-DM in der Altersklasse U20 zentraler Nominierungswettkampf für die U20-EM in Tampere (Finnland; 7. bis 10. August). Pro Disziplin werden die drei bestplatzierten Athlet:innen von Wattenscheid, die im Nominierungszeitraum die Norm erfüllt haben, vorrangig für den Jahreshöhepunkt nominiert. 

Sieben Sprinter kämpfen um drei Tickets

Damit ist Spannung angesagt, denn in einigen Disziplinen sind die drei Startplätze für Tampere heiß umkämpft. Zum Beispiel über 100 Meter: Gleich sieben gemeldete Athleten haben die geforderte Norm von 10,55 Sekunden bereits unterboten. Die Poleposition hat mit 10,31 Sekunden – eine der historisch stärksten Zeiten eines deutschen Nachwuchssprinters im ersten U20-Jahr – U18-Europameister Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth) inne. Auch Ben Tröster (TSG Lennestadt), ebenfalls noch im ersten U20-Jahr, hat sich mit 10,37 Sekunden schon sehr stark präsentiert. 

Auf Platz zwei in Europa rangiert in seiner Altersklasse Joshua Hoffmann (SC Berlin). Der 800-Meter-Läufer hat sich in Pfungstadt auf 1:46,67 Minuten gesteigert und ist damit der nationalen Konkurrenz auf dem Papier um mehr als eine Sekunde enteilt. Ein weiterer interessanter Läufer ist Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach), der sowohl für die Mission Titelverteidigung über 3.000 Meter als auch für die 3.000 Meter Hindernis gemeldet hat – auf letztgenannter Strecke gab der 18-Jährige Ende Mai in Karlsruhe in 8:52,73 Minuten sein Debüt. 

Spannende Ausgangslage in den Sprüngen

In den technischen Disziplinen haben ebenfalls schon einige Athleten die geforderte Norm für die U20-EM geknackt. Im Hochsprung gelang dies mit Johannes Böcher (USC Mainz), Keon Schmidt-Gothan (LG Stadtwerke München) und Amdi Gaye (TSV Klausdorf) einem Trio, das sich mit jeweils 2,11 Metern auf Augenhöhe befindet. Man darf gespannt sein, wer im Kampf um den Titel die Nase vorn hat. Im Dreisprung fordert der U18-EM-Dritte Benedikt Maurer (SV Germering), der sich bei der U23-DM in Ulm auf 15,40 Meter gesteigert hat, den Jahresbesten Peter Osazee (MTG Mannheim; 15,55 m). 

In Schlagdistanz zu Europas Top Drei in seiner Altersklasse liegt Hammerwerfer Timo Port (SV GO! Saar 05), der sein Arbeitsgerät bei den Halleschen Werfertagen auf 73,96 Meter befördert hat. Ebenfalls in Halle ließ mit 73,80 Metern Speerwerfer Oskar Jänicke (MSC Magdeburg) aufhorchen. Die beiden Werfer, beide bereits beim EYOF 2023 sowie der U20-WM 2024 am Start, könnten also in Wattenscheid das Ticket zur nächsten internationalen Meisterschaft buchen. 

Deutsche Sprinterinnen an Europas Spitze

In der weiblichen Jugend sind die Sprinterinnen gleich über mehrere Strecken enorm stark aufgestellt. Auf der kürzesten Sprintdistanz teilt sich Philina Schwartz (SC Berlin) mit der Schweizerin Xenia Buri Rang eins in Europa – beide haben schon 11,24 Sekunden auf die Bahn gebracht. Unter anderem bei der Junioren-Gala in Mannheim zeigte sich jedoch, dass auch eine Reihe weiterer deutscher Sprinterinnen das Potenzial haben, in den Kampf um die U20-EM-Tickets einzugreifen. Über 200 Meter heißt die Favoritin, die mit 23,11 Sekunden auf Platz drei in Europa rangiert, Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz). 

Die Sieg-Aspirantinnen über 400 und 800 Meter haben sogar bereits deutsche Meistertitel bei den Aktiven gewonnen. Auf der Stadionrunde ist Johanna Martin eine Klasse für sich. Für die Rostockerin steht als Europas Jahresschnellste eine starke Bestzeit von 51,55 Sekunden zu Buche, darüber hinaus blieb in Deutschlands U20 einzig die frisch gekürte Deutsche U23-Meisterin Katharina Rupp (LG Donau-Ries) unter 54 Sekunden. Die Deutsche Hallenmeisterin über 800 Meter Jana Becker (Königsteiner LV) sollte mit ihrer Bestzeit von 2:01,41 Minuten und starken Auftritten bei internationalen Meetings der Konkurrenz einige Schritte voraus sein. 

Für einen Doppelstart ist die U20-WM-Finalistin über 1.500 Meter Lera Miller (VfL Löningen) gemeldet. Neben ihrer Paradestrecke tritt sie auch über 3.000 Meter an und trifft unter anderem auf Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald). Die U18-Vize-Europameisterin hat bei der Junioren-Gala in Mannheim bereits das U20-EM-Ticket über 5.000 Meter gelöst. Über 3.000 Meter Hindernis geht der Sieg nur über Jule Lindner (LG Bamberg). Die U20-WM-Finalistin ist schon unter zehn Minuten geblieben (9:55,56 min) und hat damit satte 46 Sekunden Vorsprung auf ihre Verfolgerinnen. 

Zahlreiche Normerfüllerinnen und Top-Werferinnen

Zeiten unterhalb der U20-EM-Norm von 13,75 Sekunden haben gleich mehrere Hürdensprinterinnen angeboten. Neben der Jahresbesten Lea Mehringer (LG Oberland), die sich in Mannheim auf 13,24 Sekunden verbessert hat, gehört dazu auch Emma Kaul (USC Mainz), die ihr Ticket im Siebenkampf schon sicher hat. Ebenfalls auf den Mehrkampf setzt in Tampere Anna-Elisabeth Ehlers (TSV Bayer 04 Leverkusen), die im Hochsprung zu den Favoritinnen zählt. Im Dreisprung hat die U20-WM-Fünfte des Vorjahres Masha-Sol Gelitz (GSV Eintracht Baunatal; 12,86 m) in diesem Sommer noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. 

In den Wurfdisziplinen treten gleich mehrere Athletinnen an, die zur absoluten Weltspitze ihrer Altersklasse zählen. Im Diskuswurf führt Curly Brown (Eintracht Frankfurt) mit 58,99 Metern die europäische Jahresbestenliste an – Zweite ist Soraya Sprenger (SCC Berlin) mit sieben Metern weniger, zwei weitere DLV-Werferinnen rangieren ebenfalls in Europas Top Ten.

Drei Extraklasse-Athletinnen sind im Hammerwurf mit von der Partie: neben der Deutschen U20-Rekordlerin Nova Kienast (SCC Berlin) auch die U20-WM-Siebte Johanna Marrwitz und U18-Europameisterin Clara Hegemann (beide LG Stadtwerke München), die sicher auch zu beachten sein werden, wenn es in Tampere um die U20-EM-Medaillen geht. 

Die U18- und U20-DM wird am Wochenende im Livestream auf YouTube übertragen. Es kommentieren für Sie Linn Kleine und Simon Holländer. 

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