Für die Talente der U18 und U20 geht es am Wochenende in Wattenscheid um deutsche Meistertitel. In der jüngeren Altersklasse dienen die nationalen Titelkämpfe für einige Talente als wichtiger Test vor dem EYOF-Start. Andere wollen nach verpasstem Ticket zur internationalen Meisterschaft auf nationaler Ebene brillieren.
Anders als in der U20 (Vorschau folgt am Donnerstag) geht es für die U18-Talente bei der U18-/U20-DM nicht um Startplätze für eine internationale Meisterschaft. Die Starterinnen und Starter für das Europäische Olympische Jugendfestival (EYOF) in Skopje (Nordmazedonien; 20. bis 26. Juli) wurden bereits Anfang Juni bei der DLV-U18-Gala in Wetzlar ermittelt. Dennoch versammeln sich am Wochenende (11. bis 13. Juli) die besten U18-Athletinnen und -Athleten Deutschlands zur Titeljagd im Lohrheidestadion von Wattenscheid.
Für diejenigen von ihnen, die sich ein EYOF-Ticket sichern konnten, wird es wenige Tage vor der Abreise zum internationalen Höhepunkt darauf ankommen, sich im Wettstreit mit der nationalen Konkurrenz gut zu präsentieren, um mit einer Portion Rückenwind Richtung Skopje aufbrechen zu können. Diejenigen, die im Kampf um die internationalen Startplätze – beim EYOF steht pro Nation und Disziplin nur ein Ticket zur Verfügung – das Nachsehen hatten, sinnen auf Revanche. Und einige Talente hoffen sicher, der höher eingeschätzten Konkurrenz ein Schnippchen schlagen zu können.
Sebastian Hetzner ist der Gejagte
Über 100 Meter hat der fürs EYOF nominierte Sebastian Hetzner (LAC Passau) mit Zeiten von 10,52, 10,58 und 10,62 Sekunden mehrmals sein hohes Niveau untermauert – und hätte mit seiner Bestzeit auch die U20-EM-Norm unterboten. Jedoch schließen die DLV-Nominierungsrichtlinien für EYOF-Teilnehmer:innen Einzelstarts bei der U20-EM aus. Auf Platz zwei der Meldeliste rangiert Tyrese Stewart (TSV Amicitia Viernheim), der auch über 200 Meter erster Herausforderer von Favorit Gianluca Wessendorf (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist.
Andor Rik Schumann (Erfurter LAC), der über 800 Meter im EYOF-Aufgebot steht, ist in Wattenscheid neben seiner Paradestrecke auch über 400 Meter gemeldet. Immerhin ist er auch auf dieser Distanz in 48,14 Sekunden Deutschlands Nummer eins in der U18. Über 1.500 und 3.000 Meter führt der Inhaber der deutschen U16-Bestleistung Maximilian Rath (LG Stadtwerke München) nach knapp verpasstem EYOF-Ticket die Meldeliste an und möchte Tom Stephan (TV Lilienthal) auf der längeren Strecke diesmal bezwingen.
Top-Favoriten und Duelle
Favorit im Hochsprung ist Jacob Thomä (Eintracht Frankfurt), der mit 2,09 Metern schon großes Potenzial angedeutet hat. Ebenfalls die Poleposition inne hat in seiner Disziplin Joel Yamah (SCC Berlin) – der bereits fürs EYOF nominierte Dreispringer hat als Einziger die 15-Meter-Marke übertroffen. Im Stabhochsprung hat sich Jonathan Hummel (LG Leinfelden-Echterdingen) mit 4,92 Metern mittlerweile vor Nikolas Tietze (SV Halle), der sich den EYOF-Startplatz geschnappt hatte, die Spitzenposition in der deutschen Jahresbestenliste gesichert.
Auf den Spuren seines großen Bruders Mika unterwegs ist Matti Sosna (TSG Bergedorf), der sich vor der Abreise zum EYOF bei der Jugend-DM Medaillenchancen im Kugelstoßen und Diskuswurf ausrechnen kann, vor allem mit dem Diskus geht der Titel nur über den 17-Jährigen. Knapper könnte es im Speerwurf zugehen: Mit dem deutschen Jahresbesten Nils Dillemuth (TV Assenheim) und Quentin Albers (SC Potsdam) fordern gleich zwei starke Werfer den fürs EYOF nominierten Niklas Könnemann (SC Magdeburg).
Hürdenrennen mit Top-Besetzung
In der Meldeliste der weiblichen U18 fällt unter anderem der Name von Cäcilia Weimann (SC Potsdam) ins Auge. Die talentierte Nachwuchsathletin, die in Skopje über 800 Meter an den Start gehen wird, setzt diesmal auf die 400 Meter – und ist auch auf dieser Strecke die deutsche Jahresbeste. So rückt über die zwei Stadionrunden die Zweite der Jugend-Hallen-DM Amelie Tortell (LG ovag Friedberg-Fauerbach) in den Fokus. Auf Position zwei der europäischen Jahresbestenliste rangiert Lynn Pöppelmann (TuS Köln rrh.), die über 400 Meter Hürden als Titelverteidigerin ins Rennen geht.
Stark besetzt ist auch das Feld über 100 Meter Hürden. Neben Daryl Ndasi aus München, Inhaberin der DLV-U18-Bestzeit, ist Delisha Benelisa Domingos (TuS Lichterfelde) mit von der Partie, die sich im Winter mit der Münchnerin ein Duell um die deutsche U18-Hallen-Bestzeit geliefert hatte. Hinzu kommt mit Svea Funck (TV Jahn Walsrode) Europas U18-Jahresbeste im Siebenkampf, die bei der Jugend-Hallen-DM über die hohen Hürden Bronze gewonnen hatte. Sie geht zudem im Speerwurf mit der viertbesten und im Hochsprung mit der zweitbesten Meldeleistung nach Titelverteidigerin Eva Kalb (LG Forchheim) an den Start.
Zwei Weitspringerinnen über sechs Meter
Im Weitsprung könnten sich Lynn Michelmann (TSG Asendorf) und Valentina Krug (SC Magdeburg), die mit der identischen Bestleistung von 6,03 Metern anreisen, ein Duell liefern. Klarer verteilt ist die Rolle der Favoritin im Dreisprung, wo Carlotta Loewenthal (LG Nord Berlin) mit 12,81 Metern mehr als einen halben Meter vor der Konkurrenz liegt.
Im Kugelstoßen hat sich die deutsche Jahresbeste Johanna Guggemoos (LG Stadtwerke München) für einen Start in der U20 entschieden, somit ist der Weg frei für die künftige EYOF-Teilnehmerin Antonia Heberle (TV Rottenburg). Die Chance auf Revanche ergibt sich hingegen für die U18-EM-Vierte mit dem Diskus Favour Adesokan (TV Wattenscheid 01) sowie die Deutsche U16-Meisterin Marlene Sack (Hallesche LAF), die bei der U18-Gala in Wetzlar Chiara Wildner (SC Potsdam) den Vortritt lassen mussten.
Die U18- und U20-DM wird am Wochenende im Livestream auf YouTube übertragen. Es kommentieren für Sie Linn Kleine und Simon Holländer.