Kugelstoßerin Katharina Maisch hat sich mit Stößen über 19 Meter in die europäischen Spitze katapultiert. Ihre wesentlichen Saisonziele sind die Deutschen Meiosterschaften in Dresden und die WM in Tokio. Langfristig peilt sie die 20 Meter an. Sie freut sich über en Ogunleye-Effekt: deren Olympiasiege hat dem Kugelstoßen zu einer bemerkenswerten Akzeptanz und Präsenz in den Meetings gebracht.
Das Auftreten von Kugelstoßerin Katharina Maisch hat sich in den letzten Monaten verändert. „Sie ist nicht mehr das Mauerblümchen von einst“, sagt Bundestrainer Sven Lang, „sie hat sich mental stark verändert und der Erfolg macht selbstbewusst“. In der Tat: die Athletin vom LV 90 Erzgebirge ist zuletzt in neue Leistungsbereiche vorgestoßen. Mit ihren Stößen über die 19 Meter hat sie die Rolle der Verfolgerin für Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) eingenommen. Mit ihrem letzten „Knaller“ von 19,25 Metern als Siegerin in Schönebeck ist Maisch die Nummer sechs in Europa.
„Ich habe zuletzt 15 Kilo abgenommen und bin dadurch im Ring viel schneller geworden“, sagt die 28-Jährige, die aus Bempflingen (bei Metzingen) stammt und vor Jahren von der TuS und ihrem Entdecker Uwe Euchner nach Chemnitz in die Trainingsgruppe des Leitenden Bundestrainers Wurf Sven Lang gewechselt ist. Die neunköpfige Gruppe hat mit dem ehemaligen Nachwuchs-Bundestrainer Steve Harnap einen zweiten Trainer bekommen hat. „Das hat Kathi und der Gruppe gutgetan“, meint Lang und verweist auf die besseren Betreuungsmöglichkeiten.
Hungrig auf die deutsche Spitze
Katharina Maisch ist von Anfang an von Peter Salzer zur Drehstoßtechnikerin ausgebildet worden. Diese Technik lässt höhere Abstoßgeschwindigkeiten und damit größere Weiten zu. Mit der Bundeswehr im Rücken hat die Athletin die WM in Tokio (Japan) im September im Visier, vorausgesetzt es kommen nicht wieder Verletzungen dazwischen, wie in der Vergangenheit. Allein drei Ermüdungsbrüche im Schienbein und eine heftige Muskelverletzung haben sie mehrfach ausgebremst. Drei Stöße über 19 Meter weisen jetzt den Weg nach oben. Dreimal ist sie bereits Deutsche Vizemeisterin geworden, 2023 war sie U23-Vize-Europameisterin, zwei Olympiateilnahmen liegen hinter hier, die dritte in Los Angeles (USA) 2028 ist das langfristige Ziel.
Katharina Maisch, in Bad Urach geboren, hat immer noch intensive Kontakte in die Heimat. Ihre Verwandten wohnen in der Region um die Outlet-Hauptstadt Metzingen, und vor den Deutschen Meisterschaften in Dresden (31. Juli bis 3. August) verbringt sie gerade ein paar Tage zuhause, trifft alte Schulkameraden. „Natürlich will ich irgendwann Deutsche Meisterin werden“, gibt sie sich angrifflustig. Momentan ist es (noch) schwierig, an der Olympiasiegerin vorbeizukommen. Ein weiteres großes Ziel hat sie ebenfalls im Hinterkopf: die 20-Meter-Marke.
In Los Angeles im besten Kugelstoß-Alter
Das internationale Niveau ist zuletzt deutlich gestiegen. Sechs Athletinnen liegen über 20 Meter. „Ich bin gespannt, wer als Erste über 21 Meter stößt“, fragt sich Maisch. In Dresden scheint für Maisch Silber reserviert („Die 19 muss kommen“). Sie freut sich über den Ogunleye-Effekt. Deren Olympiasieg hat dem Frauen-Kugelstoßen mächtig Auftrieb gegeben: seitdem ist die Disziplin in vielen Meetings etabliert.
Tokio, Eugene, München, Paris Karlstadt/Schweden, Madrid, Trainingslager in Südtirol: die Vier-Kilo-Kugel hat Katharina Maisch schon ordentlich durch die Welt bewegt. Jetzt befindet sie sich wieder auf dem Weg nach Tokio. In Los Angeles wäre sie 31, „für Kugelstoßerinnen ein richtig gutes Leistungs-Alter“. Trotz aller Weltoffenheit fühlt sie sich in Chemnitz inzwischen wohl. „Die Stadt ist nicht so schlecht, wie sie oft gemacht wird“, sagt sie. Die Kulturhauptstadt habe schöne Ecken, meint Maisch. Außerhalb der Trainingshalle gefällt ihr vor allem „die Bootsfahrt auf dem Schloßteich“. Doch nach der Karriere als Kugelstoßerin will sie zurück in die schwäbische Heimat. Die Ausbildung zur Erziehung hat sie im Hinterkopf.