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Robert Farken veredelt stimmungsvolles ISTAF mit deutschem Rekord

Robert Farken läuft bei der Diamond League in Rom vorneweg © Gladys Chai von der Laage
Deutscher Rekord, WM-Normen, Bestleistungen: Das 84. ISTAF im Berliner Olympiastadion brachte am Sonntagnachmittag wieder Weltklasseleistungen en masse. 28.500 Fans jubelten über den deutschen Meilen-Rekord von Robert Farken, über eine fantastische Steigerung von Eileen Demes über 400 Meter Hürden und die exzellenten Vorstellungen der deutschen Leichtathletik-Stars Malaika Mihambo, Gina Lückenkemper und Julian Weber.
PM/mbn

Beide Arme Richtung des blauen Himmels über dem Berliner Olympiastadion gestreckt, feierte Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz) nach dem sechsten Versuch am Sonntagnachmittag seinen nächsten ISTAF-Coup. Mit 84,03 Metern entriss der in Berlin lebende Europameister von 2022 dem bis dato Führenden Dawid Wegner (Polen; 83,40 m) noch den Sieg. Damit machte der 31-Jährige seinen vierten ISTAF-Sieg in Serie perfekt. „Die Stimmung war einfach genial. Es ist etwas Besonderes, hier zu werfen. Auch wenn leider meine Technik heute nicht so gestimmt hat. Nach dem intensiven Training der vergangenen Wochen habe ich wieder etwas gebraucht, um in den Wettkampf zu finden“, sagte der aktuell beste Speerwerfer der Welt.

Ebenfalls im letzten Versuch gelang Thomas Röhler (LC Jena) seine Top-Weite. 80,55 Meter bedeuteten Platz vier für den Olympiasieger von 2016. „Ich bin mit einem sehr schlechten Gefühl angereist und war mir sehr unsicher, was es hier wird. Meine Schulter hat letzte Woche Probleme gemacht und hat sich gar nicht bemerkbar gemacht, weshalb ich auch nun sehr positiv auf die Deutschen Meisterschaften blicke. Es fühlt sich momentan an wie ein riesiges Comeback-Projekt und nun müssen Körper und Technik zusammenkommen“, so Thomas Röhler nach seinem dritten 80-Meter-Wettkampf der Saison.

Robert Farken mit dem nächsten Rekord

Er hatte die Attacke auf den deutschen Rekord angekündigt – und Robert Farken lieferte. Über die Meile (1.609,34 m) sorgte der Leipziger nach dem Ausscheiden der Tempomacher für ein weiter hohes Tempo und belohnte sich mit der neuen Bestmarke von 3:48,83 Minuten. Seinen eigenen, erst wenige Wochen alten, deutschen Rekord steigerte der 27-Jährige damit um drei Zehntelsekunden. Zwar musste Deutschlands Mittelstrecken-Ass auf der Schlussrunde noch den Norweger Narve Gilje Nordas (3:47,68 min) und den Italiener Federico Riva (3:48,11 min; NR) ziehen lassen – doch für den Rekord fightete Robert Farken bis zum Zielstrich. „Ich musste viel von vorne machen. Das wird bei der WM hoffentlich anders sein. Denn natürlich will ich auch mal beim ISTAF gewinnen“, sagte Robert Farken nach seinem sechsten (!) deutschen Rekord 2025.

Mit 3:49,32 Minuten glänzte als Fünfter Langstreckler Mohamed Abdilaahi (Cologne Athletics). Er hatte erst vor zwei Wochen den deutschen Uralt-Rekord über 5.000 Meter von Dieter Baumann um eine Sekunde auf 12:53,63 Minuten verbessert. 

Malaika Mihambo springt zum Sieg, Gina Lückenkemper starke Zweite

Weitsprung-Queen Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) war beim ISTAF mal wieder nicht zu bezwingen. Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin holte sich mit 6,73 Metern den Sieg vor Sieben-Meter-Springerin Agate de Sousa (Portugal; 6,57 m). „In diesem Stadion macht es ganz besonders Spaß mit dem Publikum zu interagieren und sich selber auch so einen ganz besonderen Moment zu schaffen. Der Oberschenkel hat ein bisschen gezwickt, deswegen bin ich die letzten beiden Versuche durchgelaufen. Dass ich trotz dieser Voraussetzungen den ersten Platz holen konnte, freut mich“, sagte Malaika Mihambo nach dem dritten ISTAF-Triumph ihrer Karriere.

Sprint-Star und Lokalmatadorin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) kämpfte bis zum Zielstrich um den prestigeträchtigen Sieg über 100 Meter. Mit neuer Saisonbestzeit musste sich die deutsche Top-Sprinterin mit 11,05 Sekunden knapp der US-Amerikanerin Maia McCoy (11,01 sec) geschlagen geben, die erst am Mittwoch ihre Bestleistung auf 10,96 Sekunden gesteigert hatte. „Ich hatte wahnsinnig viel Spaß, denn das ISTAF ist einfach mein Lieblingsmeeting. Leider hatte ich nach dem Start einen technischen Fehler drin und habe mich direkt aufgerichtet. So wird es hinten raus schwer. Wenn man so 11,05 Sekunden läuft, zeigt das, was noch gehen kann“, erklärte Gina Lückenkemper und widmete sich anschließend dem Autogramm-Marathon.

Ackeem Blake kratzt an der Zehn-Sekunden-Marke

Bei den Männern musste sich der Deutsche 100-Meter-Rekordler Owen Ansah (Hamburger SV) bei Windstille mit 10,18 Sekunden nur dem Jamaikaner Ackeem Blake (10,05 sec) geschlagen geben. Sein Trainingspartner Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) und Yannick Wolf (Cologne Athletics) belegten zeitgleich mit 10,27 Sekunden die Plätze fünf und sechs. „Wir sind noch mitten in der Vorbereitung. Darum bin ich sicher, dass es in den nächsten Wochen noch deutlich schneller wird“, sagte Owen Ansah nach Platz zwei auf der schnellen Sprintgeraden.

Je länger der Wettkampf dauerte, desto besser hatten die Kugelstoßerinnen den Dreh raus: Im fünften Versuch katapultierte sich Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) mit 18,88 Metern von Platz acht an die Spitze. Doch der Konter von Fanny Roos saß. Die Schwedin beförderte die Vier-Kilo-Kugel auf 19,04 Meter, was ihr den Sieg bringen sollte. Hinter Danniel Thomas-Dodd (Jamaika; 18,82 m) gingen die Plätze vier und fünf an Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 18,43 m) und Alina Kenzel (VfB Stuttgart; 18,39 m).

„Solche Weiten kommen zustande, wenn man aus dem Training kommt und nicht das richtige Tempo aufbauen kann. Aber der Blick geht natürlich Richtung Weltmeisterschaft“, blickte Yemisi Ogunleye schon voraus auf die kommenden Aufgaben und versprach: „Den ISTAF-Sieg werde ich mir irgendwann noch holen!“

Deutsches Langhürden-Duo brilliert mit Bestzeiten

Gleich die erste Laufentscheidung riss die Fans im Berliner Olympiastadion von ihren Sitzen. Über 400 Meter Hürden stürmte Eileen Demes (TV Neu-Isenburg) der Konkurrenz auf und davon. Schon der Abstand zur Konkurrenz zeigte, wie schnell die Hessin unterwegs war. Im Ziel zeigte die Uhr 54,29 Sekunden – eine halbe Sekunde unter Bestzeit, die direkte Norm für die WM Mitte September in Tokio (Japan) und ein Sturmlauf in die Weltklasse. Nur acht deutsche Läuferinnen waren jemals schneller als die 27-Jährige.

„Die Zuschauer haben mir heute sehr geholfen. Meine Familie war im Stadion und super viele Freunde und Bekannte, das war eine riesige Unterstützung. Ich freue mich einfach riesig über die Bestzeit und die WM-Norm, ich habe gefühlt, dass diese Zeit in mir steckt“, jubelte Eileen Demes nach ihrem ISTAF-Coup. Auf Rang zwei machte Elena Kelety (Frankfurt Athletics) mit 55,06 Sekunden den deutschen Doppelsieg perfekt.

Bei den Männern fehlte dem Lokalmatadoren nur eine Winzigkeit zum Sieg über 400 Meter Hürden. Mit 48,21 Sekunden musste sich Emil Agyekum (SCC Berlin) nur ganz knapp dem katarischen Youngster Ismail Abakar (48,04 sec) geschlagen geben. Dabei gelang dem Berliner das Kunststück, seine 2024 – natürlich beim ISTAF – aufgestellte Bestzeit exakt einzustellen. WM-Finalist Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) lief mit 49,39 Sekunden auf Platz fünf. „Ich bin super zufrieden mit meiner Zeit und dem Rhythmus. Die Bahn hier in Berlin ist schnell, meine Familie und meine Freunde sind hier – besser geht es nicht“, so Emil Agyekum.

Lea Meyer und Jolanda Kallabis stürmen zum deutschen Doppelsieg

Über 2.000 Meter Hindernis sorgten die deutschen Frauen für einen Doppelsieg. Lea Meyer (VfL Löningen) nahm von Beginn an das hohe Tempo der Pacemaker an und Kurs auf die deutsche Bestleistung von 5:52,80 Minuten – aufgestellt von Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) vor sechs Jahren beim ISTAF. Am Ende reichte es mit 5:57,76 Minuten nicht ganz. Doch die EM-Zweite von 2022 bewies erneut ihre starke Form. Stark kam auch Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) auf der zweiten Streckenhälfte auf, mit 6:04,79 Minuten steigerte auch die 20-Jährige ihre Bestzeit um drei Sekunden.

„Die Stimmung hat mich unglaublich gepusht, darum konnte ich mich nicht richtig zügeln und bin an der Pacemakerin früh vorbeigegangen. Die Zeit ist am Ende in Ordnung. Ich muss ja auch so schnell laufen, wenn ich unter neun Minuten über 3.000 Meter Hindernis bleiben will“, sagte Lea Meyer nach ihrem starken Auftritt auf der Rundbahn. „Ich wusste, dass ich Lea nicht schlagen kann. Sie ist einfach noch eine Liga über mir. Für mich fühlt sich das Rennen wie ein Sieg an. Ich bin überwältigt, weil ich noch nie vor so vielen Menschen gelaufen bin“, jubelte Jolanda Kallabis nach ihrem starken Auftritt.

Duo lässt sechs Meter auflegen

Gleich zwei Höhenjäger nahmen im Stabhochsprung die sechs Meter in Angriff. Doch die „magische Marke“ sollte am Sonntag nicht übertroffen werden. Trotzdem jubelte Sieger Ersu Sasma ausgelassen über seinen neuen türkischen Rekord von 5,92 Metern. Der „Flying Dutchman“ Menno Vloon (Niederlande) belegte höhengleich Platz zwei. Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics) reihte sich als einer von drei 5,72-Meter-Springern auf Platz fünf ein.

Über 800 Meter jubelte Jana Marie Becker (Königsteiner LV) über eine neue Bestzeit. Die gerade erst 19-Jährige verbesserte sich als Vierte um mehr als eine halbe Sekunde auf 2:00,76 Minuten und war der EM-Fünften Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 2:00,44 min) dicht auf den Fersen. Den Sieg sicherte sich Caroline Brendlinger (Österreich) mit 1:58,99 Minuten vor Lorea Ibarzabal (Spanien; 1:59,70 min).

Ditaji Kambundji gewinnt starkes Hürdensprint-Finale

Im Hürdensprint ließ sich Ditaji Kambundji den Sieg nicht nehmen. Mit 12,52 Sekunden hielt die Schweizerin die starke Konkurrenz um Nadine Visser (Niederland; 12,57 sec) und Pia Skrzyszowska (Polen; 12,72 sec) in Schach. Knapp über 13 Sekunden blieben dahinter auf den Plätzen vier und fünf Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen), die ihre Saisonbestzeit auf 13,01 Sekunden verbesserte, und Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,02 sec). Bei den Männern setzte sich über 110 Meter Hürden der Japaner Tatsuki Abe mit neuer Bestzeit von 13,23 Sekunden vor Tokio-Olympiasieger Hansle Parchment (Jamaika; 13,26 sec) durch. Das deutsche Duo Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer; 13,58 sec) und Manuel Mordi (Hamburger SV; 13,60 sec) belegte die Plätze sieben und neun.

Der erste Sieger des 84. ISTAF kommt aus Algerien. Dreispringer Yasser Triki landete am frühen Sonntagnachmittag exakt bei 17,00 Metern und schnappte sich zum Auftakt des Traditionsmeetings den begehrten Sieg. Deutschlands Dreisprung-Dominator Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) folgte mit 16,04 Metern auf Platz zwei, danach mit knappst möglichen Zentimeter-Abstand Shemaiaih James (Australien; 16,03 m) und Amath Faye (Senegal; 16,02 m). „Mit der Stimmung heute war ich sehr zufrieden, mit meinen Sprüngen leider nicht“, sagte Max Heß nach Rang zwei und bedankte sich für die Unterstützung der 28.500 Fans im Olympiastadion.

Felix Streng gelingt Paralympicsrevanche

Seine aktuelle Ausnahmestellung im Para-Sprint stellte Felix Streng (Sprintteam Wetzlar) über 100 Meter unter Beweis. Mit 10,65 Sekunden gelang ihm die Paralympicsrevanche gegen Paris-Champion Sherman Guity Guity (Costa Rica; 10,82 sec). „Das Stadion hat so viel Geschichte, ich wollte unbedingt gewinnen. Die Stimmung war absoluter Wahnsinn, da konnte ich meine Form noch besser zeigen“, jubelte der Hesse nach seiner starken ISTAF-Premiere im Olympiastadion.

Unter den Augen von „Mr. ISTAF“ Rudi Thiel entschied ein europäisches Ausnahmetalent die „Rudi-Thiel-Meile“ der U20-Junioren für sich. Filip Toul (Tschechien) ließ sich auf der blauen Bahn den Sieg nicht nehmen und spurte in 4:03,65 Minuten zum Sieg. Der tschechische U20-Rekordler siegte vor dem Finnen Joonas Kumpulainen (4:04,26 min) und den deutschen Mittelstrecken-Talenten David Scheller (LG Main-Spessart; 4:07,50 min) und Yannick Graf (TSV Gomaringen; 4:08,26 min). Der langjährige Meetingchef Rudi Thiel hatte 2024 zusammen mit dem ISTAF-Team die U20-Meile ins Leben gerufen. Natürlich ließ es sich der 97-Jährige auch dieses Jahr nicht nehmen, das Rennen von der Ehrentribüne aus zu verfolgen und die Siegerehrung der Lauf-Talente vorzunehmen.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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