Der erste Tag des Diamond-League-Finals in Zürich geriet am Mittwochabend zur großen Leichtathletik-Party. Das Publikum am Sechseläutenplatz trieb die Stars zu Höchstleistungen. So knackten im Hochsprung gleich vier Athletinnen die Zwei-Meter-Marke, starke 1,97 Meter brachten Christina Honsel dahinter Rang fünf ein. Im Weitsprung bejubelten die Schweizer Fans einen Heimsieg.
Einer der stärksten Hochsprung-Wettkämpfe der Geschichte begeisterte am Mittwochabend die Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich in großer Zahl am Sechseläutenplatz in Zürich (Schweiz) versammelt hatten. Vor dem Züricher Opernhaus sprangen die sechs besten Athletinnen der Diamond-League-Saison zu Höchstform auf. Einen Vorgeschmack darauf gab es bereits bei den niedrigen Höhen: Bis einschließlich 1,91 Meter blieben alle Hochspringerinnen fehlerfrei, bei 1,94 Metern verabschiedete sich lediglich Eleanor Patterson (Australien), während alle anderen Höhenjägerinnen im ersten Anlauf erfolgreich waren.
So auch Christina Honsel (TV Wattenscheid 01), die vor einer Woche aus der Regenschlacht von Lausanne (Schweiz) als eine von drei Siegerinnen hervorgegangen war. Die Deutsche Meisterin brachte die Latte erst bei 1,97 Metern zweimal zu Fall. Doch der zweite Fehlversuch zeigte bereits: Da geht noch mehr! Und wirklich: Im dritten Anlauf flog die 28-Jährige über die Latte. Erst zweimal ist sie in ihrer Karriere höher gesprungen – bei ihrem Zwei-Meter-Debüt in Heilbronn Mitte August und bei ihrer Hallen-Bestleistung im Februar 2023.
Vier über zwei Meter
Diesmal waren die zwei Meter für Christina Honsel knapp zu hoch. Nicht jedoch für vier Kontrahentinnen: Morgan Lake überraschte mit einem britischen Rekord, die einstige WM-Zweite Yuliya Levchenko (Ukraine) meisterte zum ersten Mal seit 2020 wieder 2,00 Meter.
Den Kampf um den Sieg fochten jene beiden Hochspringerinnen aus, die auch die letzten globalen Titel unter sich aufgeteilt haben: Hallen-Weltmeisterin Nicola Olyslagers (Australien) und Weltrekordlerin Yaroslava Mahuchikh (Ukraine). Beide probierten sich dreimal an 2,06 Metern, nachdem Olyslagers ohne jeden Fehlversuch neuen Ozeanienrekord von 2,04 Metern gesprungen war und Mahuchikh, die 2,02 Meter erst im zweiten Anlauf geschafft hatte, aufs Ganze gehen musste. Diese Höhe konnte keine der beiden Top-Athletinnen mehr überqueren, so strich Olyslagers die Trophäe und das Preisgeld ein.
"Mit 1,97 Metern Fünfte zu werden, ist ein bisschen verrückt", fasste Christina Honsel den Wettkampf der Superlative zusammen. "Ich bin aber sehr happy mit der Höhe und auch mit dem fünften Platz in meinem ersten Diamond-League-Finale. Der Wettkampf war einfach der Wahnsinn. Es war total cool, vor dem Opernhaus zu springen."
Zwei über sechs Meter
Parallel nahmen neben der Hochsprung-Anlage die Stabhochspringer Anlauf. Wieder einmal standen die beiden Himmelsstürmer im Mittelpunkt, die in diesem Jahr mit Höhen deutlich über sechs Meter für Furore gesorgt haben. Und es war jene magische Marke, welche die beiden am Mittwochabend von der Konkurrenz trennte: Sowohl Weltrekordler Armand "Mondo" Duplantis (Schweden) als auch Herausforderer Emmanouil Karalis (Griechenland) überquerten sechs Meter.
An 6,10 Metern probierten sich beide vergebens. Die weiße Weste bis zur Sieghöhe gab den Ausschlag zugunsten des Olympiasiegers,der seinen eigenen Weltrekord in diesem Jahr schon auf 6,29 Meter geschraubt hat. Das Podium komplettierte mit 5,80 Metern der zweimalige Weltmeister Sam Kendricks (USA).
Bei den Frauen hatte sich bereits am frühen Nachmittag Weltmeisterin Katie Moon durchgesetzt. Mit 4,82 Metern führte sie einen US-amerikanischen "Clean Sweep" an, den Sandi Morris und Emily Grove mit jeweils 4,75 Metern perfekt machten. Europameisterin Angelica Moser aus der Schweiz blieb bei ihrem Heimspiel mit 4,65 Metern Rang vier.
Zwei über 22 und zwei über 20
Auch die Resultate im Kugelstoßen konnten sich vor der tobenden Kulisse am Sechseläutenplatz sehen lassen: Bei den Männern setzte sich der zweimalige Weltmeister Joe Kovacs durch und sicherte sich damit die Wildcard für die WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September), nachdem er bei den US-Trials nur Vierter geworden war. 22,46 Meter, erzielt im vierten Versuch, bescherten dem 36-Jährigen vor seinem Landsmann Payton Otterdahl (22,07 m) und dem Jamaikaner Rajindra Campbell (21,87 m) den Diamond-League-Sieg.
Im parallel ausgetragenen Wettbewerb der Frauen wurde der vermeintliche Siegstoß der Kanadierin Sarah Mitton (20,67 m) nachträglich ungültig gegeben. So wurde Europameisterin Jessica Schilder (Niederlande) mit 20,26 Metern zur Diamond-League-Siegerin gekürt. Auch die Weltjahresbeste Chaise Jackson (USA) übertraf mit 20,08 Metern die 20-Meter-Grenze. Sarah Mitton blieb mit 19,99 Metern Rang drei.
Heimsieg für Simon Ehammer
Für die Gastgeber kam das Beste am Mittwochabend zum Schluss. Nach dem dritten Weitsprung-Versuch des Schweizers Simon Ehammer wurde es besonders laut. 8,32 Meter leuchteten auf für den 25-Jährigen – dicht ran an seine Saison-Bestmarke (8,34 m), die er beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) auf dem Weg zum Schweizer Zehnkampf-Rekord aufgestellt hatte.
Diese Weite konnte niemand mehr toppen, wenngleich Hallen-Weltmeister Mattia Furlani (8,30 m) dem Führenden in Runde fünf dicht auf die Pelle rückte. Der Australier Liam Adcock (8,24 m) wurde Dritter, Olympiasieger Miltiadis Tentoglou erwischte keinen guten Sprung: Mit 7,66 Metern blieb ihm der sechste und letzte Platz. Der Grieche war sichtlich unzufrieden und verließ nach seinem letzten Sprung, der sicher eine Steigerung bedeutet hätte, die Grube durch den Sand. So wurden nur 6,48 Meter gemessen.
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