Das Wetter soll passen, die Form auch: Alles ist in Canfranc (Spanien) angerichtet für spannende Weltmeisterschaften im Berg- und Trailrunning. Von Donnerstag bis Sonntag werden in den Pyrenäen die Titel vergeben. Auch wenn das deutsche Team zwei prominente Ausfälle kompensieren muss, startet es mit guten Chancen.
Zwischen 6,4 und 81,2 Kilometern mit 397 bis 5.413 Höhenmetern: Die dritte Auflage der Weltmeisterschaften im Berg- und Trailrunning (WMTRC) von Donnerstag bis Sonntag in Canfranc (Spanien) hält für die Teilnehmer ganz verschiedene Herausforderungen bereit. Mit dabei auf den Strecken in den Pyrenäen sind auch 29 Läuferinnen und Läufer für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Insgesamt schicken 73 Länder rund 1.600 Starterinnen und Starter zur WM.
Den Auftakt macht das Uphill-Race am Donnerstag. Die Läuferinnen und Läufer müssen auf 6,4 Kilometern 990 Höhenmeter bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 15,5 Prozent. Auf einen Start in Canfranc muss ein deutscher Top-Läufer leider verzichten: Lukas Ehrle (LG Brandenkopf) erhielt keine Freigabe von seiner US-Universität. „Es tut natürlich extrem weh und ich bin zutiefst enttäuscht, da die WM eigentlich mein Jahreshighlight war. Ich musste diese Entscheidung aber für meine Zukunft so treffen“, sagte das Berglauf-Ass. Für ihn rückt Julius Ott (TSG 1862 Weinheim) ins Team. Großer Favorit auf Gold ist zweimalige Weltmeister Patrick Kipngeno (Kenia).
Nina Engelhard und Laura Hottenrott aussichtsreich
Bei den Frauen schickt der DLV ein aussichtsreiches Duo ins Rennen. Mit Nina Engelhard startet die amtierende Europameisterin auf der steilen Strecke. Ebenfalls dabei ist die WM-Vierte Laura Hottenrott (Foto; beide PSV Grün-Weiß Kassel), die im vergangenen Jahr sowohl im Marathon als auch im Berglauf große Erfolge erzielte. Auch bei den Frauen kommt eine Titelanwärterin aus Kenia: Philaries Kisang.
Am Freitag steht die „Trail-Kurzdistanz“ auf dem Programm. Dabei sind auf 44,5 Kilometern 3.657 Höhenmeter zu bewältigen. Mit Marc Dürr (TV Hindelang) und Moritz auf der Heide starten zwei erfahrene Läufer ins WM-Rennen. Johannes Ostfalk (beide Ultratrailrunning Erlangen) wird das Team bei seinem Debut komplettieren. Die Top-Favoriten auf den Titel kommen hier aus Europa. Allen voran das italienische Trio Roberto Delorenzi, Daniel Pattis und Davide Magnini sowie der von einer Dopingsperre zurückkehrende Doppelweltmeister Stian Angermund (Norwegen) und Lokalmatador Manuel Merillas (Spanien). Gute Chancen rechnet sich auch das US-Duo Eli Hemming und David Sinclair aus.
Bei den Frauen starten wie 2023 bei der WM in Innsbruck Daniela Oemus (SV Motor Königsee) und die erfahrene Bergläuferin Sarah Kistner (Spiridon Frankfurt). Sie müssen sich in einem starken Frauenfeld behaupten. Speziell das Schweizer Team mit Theresa Leboeuf, Maude Mathys und Judith Wyder tritt mit hohen Ambitionen auf der 44,5 Kilometer langen „Kurzstrecke“ an.
Katharina Hartmut fällt für den „Long-Trail“ aus
Am Samstag ist dann extreme Ausdauer gefragt, denn im „Long-Trail“ sind auf 81,2 Kilometern exakt 5.413 Höhenmeter zu meistern. Kurzfristig musste das stark besetzte deutsche Frauen-Team einen Ausfall verzeichnen. Die WM-Zweite Katharina Hartmuth (SCC Berlin) kämpft mit anhaltenden Fußproblemen und kann nicht in Canfranc starten. „Es ist wahnsinnig schade, zumal ich mich in sehr guter Form befinde, jedoch steht die Gesundheit an erster Stelle und so werde ich dem Team aus der Ferne die Daumen drücken“, gibt die Berlinerin ihren Teamkameradinnen mit auf die Reise.
Die WM-Fünfte Rosanna Buchauer (SV Ruhpolding), Ida-Sophie Hegemann (LAV Göttingen 05), Eva Sperger (LG Stadtwerke München) und die in den USA lebende Lotti Brinks (TSV 1880 Wasserburg) werden alles daransetzen, um möglichst dicht an ihren tollen Erfolg von 2023 heranzulaufen. Vor zwei Jahren gewann das Team in Innsbruck WM-Silber. Auf mehr als 80 Kilometern kann natürlich viel passieren. Stark einzuschätzen sind im Rennen um die Medaillen auf jeden Fall Titelverteidigerin Marion Delespierre (Frankreich), Martina Valmassoi (Italien), Jazmine Lowther (Kanada), Sylvia Nordskar (Norwegen) und Jennifer Lichter (USA).
Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Pierre-Emmanuel Alexandre (TV 1883 Schriesheim) vertreten bei den Männern vier WM-Debütanten die deutschen Farben: Johannes Dörr (ASC Konstanz), Marcel Geißler (SC Ainring), Manuel Hartweg (LG Rülzheim) und Johannes Löw (LAC Degerloch). Das Quartett muss sich gegen Größen der Szene wie Titelverteidiger Benjamin Roubiol (Frankreich), Jim Walmsley (USA), Francesco Puppi (Italien), Caleb Olson, Zach Miller (beide USA) und Vincent Bouillard (Frankreich) behaupten.
Mit Julia Ehrle ist zu rechnen
Am WM-Finaltag am Sonntag werden die Strecken wieder kürzer. Die U20-Athletinnen und -Athleten starten über 7,8 Kilometer mit 397 Höhenmetern, die „Klassik-Distanz“ bei Frauen und Männern führt über 14,3 Kilometer mit 775 Höhenmetern. In der U20 startet Ausnahmeläuferin Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) mit Medaillenambitionen. Die auch auf der Bahn deutlich verbesserte Läuferin ist als amtierende Europameisterin eine der Favoritinnen. In der männlichen Jugend ist erstmals ein deutsches Team bei der WM am Start.
Bei den Frauen wagt Nina Engelhard den Doppelstart in Cafranc. Auch auf dieser Distanz scheint für die Europameisterin einiges möglich. Bei den Männern vertreten mit Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), Konstantin Wedel und Max Zeus (LG Telis Finanz Regensburg) drei erfahrene Athleten die deutschen Farben. Ohne Lukas Ehrle sind die Chancen auf eine gute Team-Platzierung allerdings gesunken.
„Wir reisen mit einem starken und hochmotivierten Team nach Canfranc und freuen uns auf packende Wettkämpfe auf höchstem Niveau. Trotz einiger verletzungs- und studienbedingter Ausfälle sind wir zuversichtlich, dass unsere Athletinnen und Athleten Top-Leistungen und starke Teamauftritte zeigen werden“, blickt Kristin Behrens, Direktorin Sportentwicklung im DLV, auf die WM voraus. Die äußeren Bedingungen sollen für die Starterinnen und Starter jedenfalls nahezu optimal sein. Für Canfranc ist sonniges Wetter mit Temperaturen von 16 Grad angekündigt.
Das deutsche Team für die Berg- und Trail-WM in Canfranc:
Frauen
Berglauf | VERTICAL – Distanz 6,4 km, bergauf 990 m: Nina Engelhard (PSV Grün-Weiß Kassel), Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), Madlen Kappeler (TV Hindelang)
Berglauf | CLASSIC – Distanz 14,3 km, bergauf 775 m / bergab 775 m: Nina Engelhard (PSV Grün-Weiß Kassel), Madlen Kappeler (TV Hindelang), Kim Strohmann (Markgräfler Runners Club e.V.)
Berglauf | U20 CLASSIC – Distanz 7,8 km, 397 m bergauf / 397 m bergab: Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald), Hannah Lösel (Eintracht Frankfurt e.V.)
Trailrunning | Short Trail – Distanz 44,5 km, bergauf 3.657 m / bergab 3.657 m: Sarah Kistner (Spiridon Frankfurt), Daniela Oemus (SV Motor Königsee)
Trailrunning | Long Trail – Distanz 81,2 km, bergauf 5.413 m / bergab 5.413 m: Lotti Brinks (TSV 1880 Wasserburg), Rosanna Buchauer (SV Ruhpolding), Ida-Sophie Hegemann (LG Göttingen), Eva Sperger (LG Stadtwerke München), Lisa Wimmer (Ultratrailrunning Erlangen)
Männer
Berglauf | VERTICAL – Distanz 6,4 km, bergauf 990 m: Dominik Notz (LAV Stadtwerke Tübingen), Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), Tobias Ulbrich (LG Region Landshut), Gabriel Wimmer (LG Telis Finanz Regensburg):
Berglauf | CLASSIC – Distanz 14,3 km, bergauf 775 m / bergab 775 m: Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), Konstantin Wedel, Max Zeus (beide LG Telis Finanz Regensburg)
Berglauf | U20 CLASSIC – Distanz 7,8 km, 397 m bergauf / 397 m bergab: Teodor Franke (Bayreuther Turnerschaft), Benedikt Rindle (SV Ochsenhausen), Lennart Rössler (SC Ostheim/Rhön)
Trailrunning | Short Trail – Distanz 44,5 km, bergauf 3.657 m / bergab 3.657 m: Marc Dürr (TV Hindelang), Moritz auf der Heide (Ultratrailrunning Erlangen), Johannes Ostfalk (Ultratrailrunning Erlangen)
Trailrunning | Long Trail – Distanz 81,2 km, bergauf 5.413 m / bergab 5.413 m: Johannes Dörr (ASC Konstanz), Marcel Geißler (SC Ainring), Manuel Hartweg (LG Rülzheim), Johannes Löw (LAC Degerloch)