Zum zweiten Mal in Folge wurde Alina Reh zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ gewählt. Und das nicht ohne Grund: An Titeln und sportlichen Erfolgen mangelte es der 18-Jährigen im Jahr 2015 wahrlich nicht. Dabei war es für sie selbst nicht einmal das beste Jahr ihrer Karriere.
Der Startschuss für die Titelsammlung von Alina Reh (SSV Ulm 1846) erfolgte im Juli bei den U20-Europameisterschaften im schwedischen Eskilstuna. Dort fuhr die Mittel- und Langstreckenläuferin auf ihren Paradestrecken über 3.000 und 5.000 Meter zwei Siege ein, ließ in beiden Rennen ihren Gegnerinnen nicht den Hauch einer Chance und stellte eindrucksvoll unter Beweis, wie deutlich sie ihre Altersklasse in Europa dominiert.
Weiter ging es kurz darauf mit dem Paukenschlag auf nationaler Ebene: Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg löste die im vergangenen Jahr noch für den TSV Erbach startende Alina Reh die Abo-Meisterin Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), die aber gerade erst von einer Verletzung genesen war, als Deutsche Meisterin über 5.000 Meter ab und läutete damit den Generationenwechsel auf den Bahn-Langstrecken ein. Bei ihrem DM-Triumph steigerte sie zudem ihren eigenen deutschen U20-Rekord um mehr als vier Sekunden auf 15:51,48 Minuten.
Im November endete das Laufjahr von Alina Reh an der Seite von Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), Sarah Kistner (MTV Kronberg), Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) und Anna Gehring (SC Itzehoe) mit dem U20-Team-Sieg bei den Cross-Europameisterschaften im französischen Hyères und der Bronzemedaille im Einzelrennen.
„Im Großen und Ganzen zufrieden“
Und dennoch: Als das beste Jahr ihrer Karriere möchte Alina Reh die vergangenen zwölf Monate nicht bezeichnen. „Von den Erfolgen her war es das natürlich, aber wenn man sich die Zeiten anschaut, hat mir der Schub nach oben etwas gefehlt. Leistungsmäßig und von der Entwicklung her war es auf keinen Fall das beste Jahr. Im Großen und Ganzen bin ich aber natürlich zufrieden mit 2015.“ Eine Bewertung, die Zeichen ist für den außergewöhnlich gefestigten Charakter der jungen Athletin, die nach den zahlreichen Titeln auch genug Grund für einen euphorischeren Jahresrückblick gehabt hätte.
Doch die Selbsteinschätzung der 18-Jährigen entspricht dem Bild, das man sich von ihr in den vergangenen Jahren machen konnte: Alina Reh ist bodenständig, demütig und dankbar. Dass sie ihre Leistungen offensichtlich realistisch beurteilen und einordnen kann, ist ein gutes Signal im Hinblick auf langfristigen sportlichen Erfolg.
„Große Ehre, wieder gewonnen zu haben“
Nun hat sie auch ihren letzten Titel des Jahres gewonnen, denn die Fans haben entschieden: Alina Reh ist nach 2014, dem Jahr ihrer Silbermedaille über 3.000 Meter bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) – zum zweiten Mal hintereinander Deutschlands „Jugend-Leichtathletin des Jahres“.
„Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und finde das natürlich richtig toll. Wenn man gesehen hat, wie viele richtig gute Athleten zur Wahl standen – unter anderem auch Gina Lückenkemper, die ja bei der WM in Peking dabei war und auch den Titel bei der EM in Schweden geholt hat – ist es für mich eine große Ehre, wieder gewonnen zu haben“, so die Siegerin.
Obwohl sie auch 2014 schon die Abstimmung gewonnen hatte, war die erneute Wahl für Reh sogar eine kleine Überraschung: „Dieses Mal habe ich viel weniger damit gerechnet als letztes Jahr, obwohl das auch schon überraschend war. In diesem Jahr war aber die Leistungsdichte der anderen Athleten einfach sehr groß.“
Zeiten auf den kürzeren Distanzen steigern
Um ihre Entwicklung in diesem Jahr weiter voranzutreiben, hat die Top-Läuferin einen neuen Weg eingeschlagen. Im Oktober gab sie die Trennung vom TSV Erbach und ihrem langjährigen Trainer Michael Schwenkedel bekannt und startet nun für den SSV Ulm 1846. Dort wird sie von Wieland Pokorny (Laufbereich) und Julian Rudziok (Sprints und Athletik) trainiert. „Ich habe dem TSV Erbach viel zu verdanken, aber jetzt ist einfach die Zeit gekommen, in ein professionelleres Umfeld zu wechseln“, erklärt Alina Reh.
Für das Jahr 2016 hat sie sich vorgenommen, „meine Zeiten zu verbessern. Ich muss über die 1.500 Meter schauen, dass ich um einiges schneller werde und denke, dass ich dann auch über 3.000 und 5.000 Meter schneller werden kann“. Der Saisonhöhepunkt soll dann die U20-WM in Bydgoszcz (Polen) sein. „Mal schauen, was da herauskommt“, schaut sie voraus. Ein Jahr im Jugendbereich bleibt Alina Reh noch. Und wenn ihr der erhoffte Sprung in der Entwicklung gelingt, steht am Ende vielleicht sogar das Triple bei der Wahl zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“.