| Olympische Spiele 2016

Christina Schwanitz zieht souverän ins Olympia-Finale

Der Regen hat Christina Schwanitz zwar etwas irritiert, aber nicht an einem souveränen Auftritt gehindert. Für die Kugelstoß-Weltmeisterin war die Qualifikation bei den Olympischen Spielen in Rio am Freitag schnell erfolgreich beendet. In Runde eins flog ihre Kugel auf 19,18 Meter. Damit war die "Sportlerin des Jahres" schon für das Finale qualifiziert. Weiter kam nur Olympiasiegerin Valerie Adams (19,74 m).
Pamela Ruprecht / Silke Morrissey

In der Qualifikationsgruppe B hat Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) zum Auftakt das erste direkte Aufeinandertreffen mit der Chinesin Lijiao Gong gewonnen. Die Deutsche Meisterin übertraf auf Anhieb locker die für das Finale geforderte Weite (18,40 m) und freute sich über 19,18 Meter. Im Finale wird die Vize-Weltmeisterin Lijiao Gong eine ihrer stärksten Konkurrentinnen sein, sie konnte nach einem Stoß auf 18,74 Meter ebenfalls ihre Tasche packen. Gleiches galt für die Ungarin Anita Márton (18,51 m).

Für Lena Urbaniak (LG Filstal) lief der erste Olympia-Auftritt in der gleichen Gruppe alles andere als rund. Bei nassen Bedingungen wollte das Wurfgerät der Hallen-WM-Siebten nicht weiter als 16,62 Meter fliegen. Rang 16 in der Gruppe. Auch Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig) hat sich wohl ein besseres Resultat erhofft. Die EM-Siebte steigerte sich im letzten Durchgang immerhin auf 17,24 Meter und wurde in der Gruppe A Achte. Für das Finale wären 17,77 Meter nötig gewesen, was beide drauf haben.

Siegerin in dieser Gruppe wurde die Olympiasiegerin aus Neuseeland. Valerie Adams verbuchte direkt im ersten Versuch die Tagesbestweite von 19,74 Meter. Als dritte 19-Meter-Stoßerin in der Qualifikation entpuppte sich die WM-Dritte Michelle Carter. Auf 19,01 Meter beförderte die kräftige US-Amerikanerin die Kugel. Gefolgt von ihrer Team-Kollegin Raven Saunders (18,83 m), die als insgesamt Sechste die direkte Qualifikationsweite übertraf.

STIMMEN DER DLV-ATHLETEN:

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge; 19,18 m):
Qualifikation im ersten Stoß – das war der Plan! Noch ist alles etwas unkoordiniert hier. Fährt überhaupt ein Bus, wenn ja, wo und wann? Das muss man mit brasilianischer Gelassenheit nehmen. Dass es heute geregnet hat, hat mich etwas irritiert, das hatte ich nicht auf dem Schirm. Die Kugeln hier sind nigelnagelneu, wenn da ein Tropfen draufkommt, sind die wie in Seife gebadet. Schwierig war auch die Frage: Welche Klamotten ziehe ich wann, wie und wo an? Da gibt’s welche zum Einstoßen, für den Wettkampf, für die Mixed Zone. Damit muss man sich dann auch noch beschäftigen. Als wir heute aus dem Stadion geführt wurden, habe ich das erste Mal den olympischen Gedanken erfahren. Da wurden wir alle bejubelt, als wären wir schon Olympiasieger, das war toll. Heute Nacht habe ich nur fünf Stunden geschlafen, jetzt werde ich mich noch mal hinlegen. Ich denke, wir drei Favoritinnen [Valerie Adams und Lijiao Gong] sind alle auf Augenhöhe, da geht es darum, wer heute Abend den besten Lauf hat. Gold nehme ich als Motivation. Die Mannschaftsleitung hat keinerlei Druck aufgebaut, das war toll, keiner sagt diesmal nach meiner Verletzungsgeschichte: Du musst!

Sara Gambetta (SC DHfK Leipzig; 17,24 m):
Komplett unter Wert verkauft. Wenn man sieht, dass die Finalplätze hier mit 17 Metern und noch was weggehen, dann wird man fest, dann denkt man: Das kannst du auch stoßen. Da hat die Technik nicht mehr funktioniert, ich habe nur aus dem Arm gestoßen. Der Trainer spricht einem da eigentlich nur Mut zu, sagt: Bleib drauf, mit dem Oberkörper verzögern. Aber man weiß ja auch selbst, was man besser machen muss. Hier bei den Olympischen Spielen in das Stadion reinzukommen, mit Sitzreihen ganz bis unters Dach, ist schon etwas Besonderes. Da muss man den Fokus bewahren. Das war heute aber nicht mein Problem. Das Finale werde ich mir heute Abend trotzdem ansehen.

Lena Urbaniak (LG Filstal; 16,62 m):
Es hat heute eigentlich an allen Ecken und Enden gehakt, von vorne bis hinten. Es ist mir technisch nicht gelungen, die Geschwindigkeit mitzunehmen. Dabei habe ich mich im Vorfeld gut gefühlt, war optimistisch und positiv gestimmt, ich hatte mich gut vorbereitet. Heute war das aber mehr Harakiri als alles andere, der Oberkörper war schneller als die Beine, da hat man keine Chance. Die Leistung ist daher sehr enttäuschend. Ich hatte seit der Hallen-WM mit Ausnahme der letzten zwei Wochen vor Rio aber auch keine Woche, in der ich nach Wunsch durchtrainieren konnte. Ich bin von einer kleinen Verletzung oder Krankheit in die nächste gerutscht. Daher fehlen mir in diesem Jahr viele Technikeinheiten und die Sicherheit im Stoß. 17,76 Meter haben fürs Finale gereicht – das habe ich im Winter fast im Schlaf gestoßen. Der Wettkampf heute war zum Abhaken. Trotzdem nehme ich die hier das ganze Drumherum mit, das ist atemberaubend, das ist ein Meilenstein in meinem Leben.

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