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Das Auge des Hochsprungs: Jörg Böttcher in Berlin verabschiedet

Jörg Böttcher ist in dieser Woche in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Trainingswissenschaftler aus Berlin hat besonders im Hochsprung neue Maßstäbe in der Leistungsdiagnostik und im Technikverständnis gesetzt.
Wolfgang Killing / Silke Bernhart

Viele Kollegen und Trainer kamen in dieser Woche zum Olympiastützpunkt (OSP) Berlin in Hohenschönhausen, um Jörg Böttcher ihre Dankbarkeit und Anerkennung auszudrücken. Nach Ende seiner eigenen Sportlerkarriere im Stabhochsprung (Bestleistung; 5,40 m) hatte der Berliner die Laufbahn als Trainingswissenschaftler eingeschlagen und sein Know-how mehr als vier Jahrzehnte lang besonders für die Leichtathletik eingebracht. Dieses Engagement würdigte OSP-Leiter Harry Bähr in seiner Laudatio.

Jörg Böttcher hatte mit hoher Fachkompetenz und Akribie die dreidimensionale Diagnostik zur Meisterschaft entwickelt. Insbesondere die Hochspringer und ihre Trainer profitierten von seinen Methoden, er wertete mehr als 1.000 Wettkampf- und Trainingssprünge aus und formte daraus ein komplexes Technikleitbild, das für jedes Leistungsniveau als Orientierung dienen kann.

Viele seiner Erkenntnisse flossen auch in das Buch "Sportwissenschaftliche Aspekte des Hochsprungs" ein, das der Experte gemeinsam mit dem Direktor der DLV-Akademie Wolfgang Killing und Nachwuchs-Bundestrainer Jan-Gerrit Keil verfasste. "Jörg ist zugleich hochkompetent, überall einsetzbar und dabei maximal bescheiden. Eigentlich ist er unersetzlich", sagt Wolfgang Killing.

Innovativ und spektakulär

"Jörg Böttcher ist ungeheuer innovativ und seine Methoden sind schon fast spektakulär", bestätigt auch Hochsprung-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen, die viele Jahre eng mit ihm zusammengearbeitet hat. "Er hat sich immer sehr eingebracht und zu einem besseren Verständnis des Hochsprungs beigetragen."

Morgens Leistungsdiagnostik, schon nachmittags die Analyse-Ergebnisse mithilfe einer dreidimensionalen Bild-für-Bild-Auswertung in akribischer Handarbeit – nur einer der vielen Services, den Jörg Böttcher in Trainingslagern, Lehrgängen und Wettkämpfen für die deutschen Springer angeboten hat.

"Er hat eine großartige Arbeit geleistet", bilanziert Brigitte Kurschilgen. Sei es die Steigerung von Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) auf 2,00 Meter oder Höhenflüge von Falk Wendrich (LAZ Soest) in Richtung 2,30 Meter: Analysen von Jörg Böttcher hätten maßgeblich dazu beigetragen, das Training für diese Leistungssteigerungen zielgerichtet zu planen.

Mehr Zeit für die Familie und fürs Surfen

Auch im Ausland ist man auf den Tüftler aus Berlin aufmerksam geworden und lädt ihn zu Vorträgen ein (die er meist ausschlägt). Neben dem Hochsprung ist Jörg Böttcher zudem in vielen anderen Sprint- und Technikdisziplinen sowie dem Gewichtheben zuhause, in den letzten Jahren hat er verstärkt den Mehrkampf unterstützt.

Nach seinem Dienstzeitende will er sich Familie und dem Hobby Surfen widmen, ab und an aber auch noch der Leichtathletik zur Verfügung stehen, natürlich bei der anstehenden Europameisterschaft in seiner Heimatstadt Berlin (7. bis 12. August).

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