In der jüngsten Dokumentation der WDR Doping-Redaktion „Geheimsache Doping – Russlands Täuschungsmanöver“ werden Vorwürfe laut, dass sich Russland nicht an die Auflagen im Anti-Doping-Kampf hält. DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop hält deshalb eine Teilnahme von Russland an den Olympischen Spielen zum jetzigen Zeitpunkt für nicht vorstellbar.
Dr. Clemens Prokop, wie bewerten Sie die Inhalte der jüngsten ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping – Russlands Täuschungsmanöver“ hinsichtlich eines Olympia-Starts russischer Leichtathleten in Rio?
Clemens Prokop:
Wenn die Vorwürfe der Dokumentation zutreffen, hält sich Russland nicht an die Auflagen des Weltverbands IAAF. Dies bedeutet für mich, dass Russland zum jetzigen Zeitpunkt nicht an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen kann, da sich substanziell zu wenig verändert hat.
Wie lässt sich sicherstellen, dass sich Russland an die Auflagen des Weltverbandes IAAF hält?
Clemens Prokop:
Aus meiner Sicht kann dies nur durch eine externe Kommission sichergestellt werden, die der Weltverband IAAF zwischenzeitlich gebildet hat. Die britische Anti-Doping-Behörde ist zur Zeit zuständig für die Dopingkontrollen in Russland. Darüber hinaus müssen die gesamten Strukturen des Anti-Doping-Systems überprüft und Konsequenzen für einen substanziellen Neubeginn geschaffen werden. Innerhalb der ersten 60 Tage ist hier offensichtlich noch nicht genug passiert.
Unter welchen Bedingungen können Sie sich eine Teilnahme Russlands bei Olympischen Spielen vorstellen?
Clemens Prokop:
Die Bedingungen sind ganz klar: Im Anti-Doping-Kampf müssen sich alle an die gleichen Regeln halten. Oberste Zielsetzung dabei ist ein sauberer Sport. Dies gilt auch für Russland in Bezug auf den WADA-Code. Die Verantwortung für die Umsetzung hat der russische Leichtathletik-Verband. Grundsätzlich glaube ich, dass der internationale Sport Russland als Teilnehmer braucht. Allerdings nur ein Russland, in dem glaubwürdig Doping bekämpft wird.
Auch gegenüber Kenia werden immer wieder Doping-Vorwürfe laut, doch unternommen wurde bisher offenbar nichts?
Clemens Prokop:
Die WADA ist aufgefordert, in allen Ländern, in denen es Verdachtsmomente gibt, den Vorwürfen nachzugehen. Grundsätzlich bin ich aber erstaunt, dass das Doping-Problem nur ein Problem der Sportart Leichtathletik sein soll. Ich bin der Auffassung, dass die Problemstellung auch für andere Sportarten gelten könnte.
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