| WADA-Bericht

Einblicke in den Fall Lilya Shobukhova

Der zweite Teil des Berichts der unabhängigen WADA-Kommission schockte am Donnerstag die Leichtathletik-Szene. Dort gab es auch konkrete Einblicke, die die Korruptionsvorwürfe gegen den Weltverband IAAF und den russischen Leichtathletik-Verband noch einmal verdeutlichten.
Christian Fuchs

Die Chronologie des Falls der russischen Marathonläuferin Lilya Shobukhova erweist sich im <link news:45392>WADA-Untersuchungsbericht als ein Kriminalstück - offensichtliche Korruption, Erpressung sowie möglicherweise auch Fälschung einer Unterschrift eingeschlossen.

Im November 2011 installiert IAAF-Präsident Lamine Diack nach den Erkenntnissen der WADA-Untersuchungskommission den Anwalt Habib Cisse im Anti-Doping-Referat der IAAF. Er sollte sich vor dem Hintergrund der Blutprofile speziell um russische Dopingverdachtsfälle kümmern.

Anwalt Habib Cisse in der IAAF installiert

Gegenüber den französischen Ermittlungsbehörden hat Lamine Diack inzwischen zugegeben, dass es die Aufgabe von Habib Cisse gewesen sei, Listen mit Athletennamen an den Präsidenten des russischen Leichtathletik-Verbandes und zugleich IAAF-Schatzmeister, Valentin Balakhnichev, zu übermitteln und über Maßnahmen zu sprechen.

Habib Cisse erhält damals dementsprechend auch eine Liste mit 23 Namen von Athleten an seine private E-Mail-Adresse. Nur wenige Tage später trifft er sich mit Valentin Balakhnichev. Anfang Dezember informiert der russische Cheftrainer Alexei Melnikov den Manager der Marathonläuferin Lilya Shobukhova, Andrei Baraonov, dass sich der Name seines Schützlings auf der Liste befindet.

Lilya Shobukhova bezahlt fast eine halbe Million

Noch im selben Monat bekommt Lilya Shobukhova das Angebot, dass ihr Name für 150.000 US-Dollar von dieser Liste verschwinden würde. Die Läuferin bezahlt.

Anfang Juni 2012 kommt die nächste Geldforderung von Alexei Melnikov an Lilya Shobukhova. Parallel dazu bereitet die IAAF ein Schreiben vor, in dem der Weltverband die Athletin über „wahrscheinliches Doping“ informiert und den Fall erläutert haben möchte.

Diesmal soll sie 300.000 Euro zahlen, um an den Olympischen Spielen in London teilnehmen zu können. Am 17. Juni bezahlte Shobukhova 192.000 US-Dollar. Am 11. Juli folgen noch einmal 187.000 US-Dollar. Daraufhin sichert ihr Alexei Melnikov zu, dass er ihren Fall mit Valentin Balakhnichev und „einem Anwalt“ besprechen werde. Shobukhova startet daraufhin bei den Olympischen Spielen 2012.

Neue Probleme 2013

Ende 2013 gibt es erneut Probleme. Alexei Melnikov informiert Lilya Shobukhova, dass sie wegen ihres Blutpasses Schwierigkeiten bekommen werde. Bei einem weiteren Treffen im Januar wird ihr erklärt, dass es unmöglich sei, den Fall aus der Welt zu schaffen. Sie lehnt es aber ab, einer Sanktion, also einer Sperre, zuzustimmen. Daraufhin wird von ihr neues Geld gefordert, um sich der Sache anzunehmen.

Beim Tokio-Marathon spricht ihr Manager mit Sean Wallace Jones, dem IAAF Straßenlauf-Verantwortlichen, über die Art der Erpressung und dass Gelder an Valentin Balakhnichev und zwei „schwarze Männer der IAAF“ geflossen seien.

Im März 2014 geht es für Lilya Shobukhova nicht ins Trainingslager, sondern stattdessen zu einem Treffen in Moskau. Dort lehnt sie erneut ab, Sanktionen zu akzeptieren und eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben. Valentin Balakhnichev droht ihr, dass sie nicht zwei, sondern vier Jahre gesperrt und Probleme haben werde, in den Wettkampfbetrieb zurückzukehren.

300.000 Euro zurück und gesperrt

Lilya Shobukhova fordert ihr Geld zurück. 150.000 Euro seien bereits an „einen Anwalt“ gegangen, wird ihr erklärt. Dieser würde klagen, falls sie das Geld zurück wolle. Wenn sie auf diese Rückforderung verzichte, würde man ihr helfen, dass sie nur eine Zwei-Jahres-Sperre bekommen würde, heißt es aus dem russischen Verband.

Noch im März werden der Athletin 300.000 Euro auf ein neu eröffnetes Konto überwiesen, von einem Unternehmen mit Sitz in Singapur. Ebenso erhält die IAAF die Sanktionserklärung zu Lilya Shobukhova unterschrieben übermittelt. Die Läuferin selbst bestreitet, dass es sich dabei um ihre Unterschrift handelt. Die WADA-Untersuchungskommission hält das Dokument laut Bericht für eine Fälschung.

Ende April 2014 wird Lilya Shobukhova wegen Dopings gesperrt. Diese Sperre läuft im März ab. <link https: www.wada-ama.org en resources world-anti-doping-program independent-commission-report-2 _blank>Alle Details zum Fall Lilya Shobukhova können Sie hier im WADA-Bericht nachlesen.

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