Tolles Wetter, schnelle Bahn, purzelnde Stadionrekorde: Die Sprints entwickelten sich am Freitag beim Internationalen Nordthüringer Leichtathletik-Meeting in Sondershausen zum absoluten Garant für Spitzenzeiten. Neue Bestzeiten sprintete Heiko Gussmann sowie Sina Mayer. Langsprinter Jean Paul Bredau bestätigte vor der WM seine gute Form.
Erfolgreicher WM-Test: Zum Auftakt gingen beim Nordthüringer Leichtathletik-Meeting in Sondershausen gleich zwei DLV-Sprintstaffeln an den Start. Für die erste schnelle Zeit sorgte am Freitag das DLV-Quartett um Yannick Wolf (Cologne Athletics), Marvin Schulte (ASV Köln), Julian Wagner (TV Wattenscheid 01) und Schlussläufer Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) in 38,32 Sekunden. Damit blieb es nur vier Hundertstel über der bisherigen deutschen Jahresbestleistung einer deutschen Sprintstaffel.
„Es waren gute Wechsel. Für uns war es nochmal wichtig, unter Wettkampfbedingungen zu laufen. Das letzte Mal war bei der Team-EM in Madrid. Die Zeit war natürlich mega“, sagte Lucas Ansah-Peprah. Für die zweite DLV-Staffel mit Deniz Almas (LG Olympia Dortmund), Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar), Chidiera Onuoha (ASV Köln) und Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) stoppte die Uhr nach 38,69 Sekunden.
Heiko Gussmann steigert sich auf 10,11 Sekunden
Für alle sollte es anschließend nochmals einen Einzelstart über 100 Meter geben. Dabei bekamen die DLV-Sprinter ganz starke internationale Konkurrenz an ihre Seite. In den Vorläufen demonstrierte das jamaikanisches Trio – Sachin Dennis (10,16 sec), Sandrey Davidson (10,07 sec) und Odaine McPherson (10,06 sec) – bereits seine Stärke. Nur einer war noch schneller: der Ghanaer Benjamin Azamati, der als Laufschnellster in 10,05 Sekunden und Stadionrekord ins Finale einzog.
Mit Heiko Gussmann (Sprintteam Wetzlar) durchbrach ein deutscher Sprinter die internationale Phalanx. Er begeisterte im Vorlauf mit 10,11 Sekunden und knackte damit die Leistungsbestätigungsnorm für die WM in Tokio (Japan; 13. bis 21. September). Seine bisherige Bestzeit unterbot er um vier Hundertstel. „Ich habe es anfangs nicht glauben können. Der Lauf hatte sich nicht so schnell angefühlt“, resümierte der 21-Jährige.
Als einziger deutscher Sprinter stand er dann im Finale, wo er nochmals eine tolle Zeit von 10,19 Sekunden auf die Bahn trommelte. „Ich war am Start schon etwas angespannter, als noch im Vorlauf. Schließlich waren da drei, vier Läufer dabei, die Zeiten um die 10,00 Sekunden laufen können. Ich dachte, ich kann mich da reinhängen. Das hat dann nicht mehr so gut geklappt“, bilanzierte er nach dem Endlauf. Im Finale zündete der Ghanaer Benjamin Azamati in 10,02 Sekunden nochmals den Turbo und schraubte den Stadionrekord weiter nach unten.
Sina Mayer weiter in Topform
Bei den Sprinterinnen zeigte die Jamaikanerin Kemba Nelson absolute Weltklasse, als sie im Vorlauf die Zuschauer wie das Organisationsteam mit einer Zeit von 10,99 Sekunden absolut verzückte. Alexandra Burghardt (Cologne Athletics) kam der B-Norm für die Weltmeisterschaften in 11,22 Sekunden sehr nahe. Dafür fehlen ihr aber immer noch zwei Hundertstel. Das Finale gehörte der Jamaikanerin, die sich in 11,07 Sekunden durchsetzte. Auf den weiteren Rängen folgten Sina Mayer (LAZ Zweibrücken), die in 11,18 Sekunden neue Bestzeit sprintete, und Alexandra Burghardt (11,25 sec).
Im Hürdensprint verbesserte Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen) den Stadionrekord im Finale auf 12,93 Sekunden. „Der Sieg war für den Kopf wichtig. Für mich war es auch eine kleine DM-Revanche. Die Zeit ist gut und eine Bestätigung. Ich hatte dennoch auf einen Knaller gehofft, er hat mir in dieser Saison ein bisschen gefehlt“, sagte die 23-Jährige. Nach einem eher verkorksten Vorlauf machte es Hürdensprinter Gregory Minoue (TV Kalkum-Wittlaer) im Finale um einiges besser. Der Deutsche Meister setzte sich dort in 13,63 Sekunden durch.
„Unfassbar“, zeigte sich Michael Huke aus dem Organisationsteam mit Jana Zöller angesichts der zahlreichen Top-Leistungen absolut begeistert. Ein großer Pluspunkt: In diesem Jahr wurde die Laufrichtung bei den Sprintstrecken flexibel und kurzfristig an den Wind angepasst. Mit professioneller Vermessung und Bahnmarkierung entstanden so bestmögliche Bedingungen für neue Höchstleistungen.
Jean Paul Bredau tankt Selbstvertrauen
Mit einem guten Gefühl in Richtung Tokio: Langsprinter Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) holte sich weiteres Selbstvertrauen. In Summe der Zeitläufe belegte er hinter dem neuen Stadionrekordhalter Williams Christopher Morales aus Kanada (44,95 Sekunden) in 45,11 Sekunden den zweiten Platz. „Das war direkt nochmal eine gute Zeit. Ich hatte es im Gefühl, dass ich schneller laufen kann als bei den Deutschen Meisterschaften. Ich bin jetzt guter Hoffnung für die WM“, sagte der Deutsche 400-Meter-Meister, der die guten Bedingungen lobte. „Es hat richtig Spaß gemacht, hier zu rennen. Die Bahn ist schon sehr schnell. Dazu das gute Feld.“ Die nächsten zwei Wochen wird es im Training etwas ruhiger, bevor es ins Pre-Camp nach Miyazaki (Japan) geht.
Im Sog der internationalen Top-Konkurrenz erreichte Verena Meisl (TV Wattenscheid 01) über 800 Meter in 2:01,64 Minuten als Dritte eine neuen Hausrekord. Als Siegerin kratzte Nelly Jepkosgei (Bahrain; 2:00,15 min) an der Zwei-Minuten-Marke, Männer-Sieger Ibrahim Abass Chuot (Katar) blieb um eine Zehntel unter der 1:45,00-Minuten-Grenze. Eine neue Bestleistung erlief sich zudem Tobias Tent (LG Stadtwerke München) als Vierter in 3:40,27 Minuten über 1.500 Meter.
Der Sieg im Stabhochsprung ging an den Deutschen Meister Gillian Ladwig (Schweriner SC) mit übersprungenen 5,50 Meter. Er ließ danach noch 5,70 Meter auflegen, an denen er sich jedoch noch vergeblich versuchte.
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