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Eskilstuna Tag 3 - Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Es ist der Jahres-Höhepunkt für Europas beste U20-Athleten: Im schwedischen Eskilstuna finden vom 16. bis zum 19. Juli die U20-Europameisterschaften statt. leichtathletik.de fasst für Sie zusammen, wie sich die DLV-Athleten an Tag 3 in den Vorrunden geschlagen haben.
Silke Morrissey

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U20 MÄNNLICH

800 Meter Halbfinals

Marc Reuther von der Spitze weg

Marc Reuther ließ nichts anbrennen und nicht einmal den Jahresbesten aus Schweden Kalle Berglund an sich vorbei. Mit einem Sieg im Halbfinale in 1:51,25 Minuten steht der Wiesbadener souverän in der Runde der besten Acht. „Es war wie gestern: Ich bin ganz normal angelaufen, nach 100 Metern war ich vorne und habe mich die ganze Zeit gefragt: Wann geht denn mal einer vorbei?“ Als niemand Anstalten machte, nahm er 200 Meter vor Schluss noch einmal selbst die Beine in die Hand. „Da habe ich an die ganzen Sprint-Einheiten gedacht, Knie hoch, Augen zu und durch“, lachte er. Im Finale will er versuchen, seine Chance auf eine vordere Platzierung zu nutzen.

Seine beiden ein Jahr jüngeren Mitstreiter, für die der Einzug ins Halbfinale schon ein erster Erfolg gewesen war, konnte ihm nicht folgen. Christian von Eitzen (LC Rehlingen; 1:52,28 min) erwischte den schnellsten Lauf, den der Brite Kyle Langford (1:49,95 min) dominierte, und verabschiedete sich als Halbfinal-Siebter aus Eskilstuna. Marvin Heinrich (Neuköllner SF; 1:55,20 min) erging es ähnlich wie Marc Reuther: „Keiner ist nach vorne gegangen, da musste ich. Eigentlich war die Taktik ganz anders.“ Nach einer Runde im Wind fehlte auf den letzten 400 Metern die Kraft, das Resultat: Platz sechs. Bei der U20-WM 2016 in Kazan (Russland) wartet ihre nächste Chance.

400 Meter Hürden Halbfinals

Joshua Abuaku stürmt in Bestzeit zum Sieg

Was für ein Rennen von Joshua Abuaku! Unbeeindruckt vom starken Wind rannte der Athlet des LAV Oberhausen vom ersten Schritt an der Konkurrenz auf und davon. Schon nach 200 Metern hatte er einen deutlichen Vorsprung, und wer dachte, er könne das nicht durchziehen, der irrte: In neuer Bestzeit von 51,72 Sekunden stürmte er als Erster mit fünf Zehntel Vorsprung auf den Zweiten ins Ziel - schneller war am Samstag keiner. „Ich habe mich so richtig gut gefühlt, konnte das Tempo richtig gut durchziehen“, strahlte er. Fürs Finale fühlte er sich trotz des schnellen Halbfinals gut gerüstet: „Auf den letzten 100 Metern ist noch mehr drin.“

Im dritten Halbfinale lag lange auch Michael Adolf (DJK Ingolstadt) gut auf Kurs. Dann aber stürzte er an der vorletzten Hürde. Aus war der Traum vom Finale, der für den 18-Jährigen bei der Junioren-Gala in Mannheim mit neuer Bestzeit von 51,77 Sekunden realistisch geworden war. Er konnte aber wieder aufstehen und brachte unter dem aufmunternden Applaus der Haupttribüne das Rennen noch zu Ende.

4x400 Meter Vorläufe

Vierteilmeiler tanken Selbstvertrauen fürs Finale

Der schnellste deutsche 400-Meter-Läufer machte den Auftakt und ein starkes Rennen: Constantin Schmidt (TG Obertshausen) übergab den Staffelstab als Erster – und seine Kollegen nahmen den Schwung mit auf die nächsten Runden. Nur die Franzosen waren in einem ähnlich schnellen Tempo unterwegs, im Zweikampf mit diesen wechselte die Führung. Pascal Unbehaun (Erfurter LAC) kämpfte sich als Zweitplatzierter zur Staffelstab-Übergabe auf Lukas Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Jaakkima Rösler (SG Schlüchtern), dessen Zwillingsbruder Aleksi es im Einzel bis ins Halbfinale geschafft hatte, ließ den Kontakt zu den Franzosen (3:11,32 min) nicht abreißen. Das Resultat: Platz zwei in Saison-Bestzeit von 3:11,47 Minuten. Es sollte die zweitschnellste Zeit aus zwei Vorläufen bleiben. Im Finale am Sonntag um 19:40 Uhr geht's weiter.

Dreisprung Qualifikation

Christoph Garritsen mit Rückenwind ins Finale

Der Münsteraner Christoph Garritsen ist in der Dreisprung-Qualifikation so weit gesprungen wie nie zuvor – allerdings mit etwas zu viel Windunterstützung. Bei 2,4 Metern pro Sekunde Schub von hinten landete er im dritten Versuch nach Hop, Step und Jump bei 15,80 Metern. Es war Maßarbeit, denn 15,75 Meter waren für den Finaleinzug gefordert. Eine Weite, die der 18-Jährige zuvor noch nie gesprungen war, sein Hausrekord steht bei 15,74 Metern. Dass er gut in Form ist, bewies Christoph Garritsen schon im ersten Versuch: Bei regulärem Wind hatte er da mit 15,54 Metern vorgelegt.

Drei 16-Meter-Springer führten das Feld in der Qualifikation an: Tobia Bocchi (Italien) stellte mit 16,19 Metern eine neue Bestleistung auf, Nazim Babayev (Aserbaidschan; 16,16 m) und Pavlo Beznits (Ukraine; 16,01 m) zeigte sich ebenfalls gut gerüstet fürs Finale.

Diskuswurf Qualifikation

DLV-Werfer erfüllen Pflichtaufgabe

„Oh yes!“ Die Stadionsprecherin fasste die Weite von Clemens Prüfers letztem Wurf zusammen. Die Scheibe flog auf 60,76 Meter, damit war das Finale perfekt. Gerne aber hätte der Athlet vom SC Potsdam es etwas weniger spannend gemacht. „Der erste Wurf war voll daneben, der zweite halb daneben“, musste er nach Weiten von 48,64 und 56,41 Metern feststellen. „Aber für morgen ist es letztendlich egal, ob ich zwei Würfe mehr oder weniger gemacht habe.“ In der Runde der besten Zwölf soll es dann am besten gleich zu Beginn weiter hinaus gehen. „Ich bin da wohl der einzige Werfer aus dem 97er Jahrgang. Da ist mir erst einmal die Weite wichtiger als die Platzierung.“

In der zweiten Qualifikationsgruppe zogen wenig später auch Tony Zeuke (LV 90 Erzgebirge; 59,94 m) und Henning Prüfer (SC Potsdam; 57,97 m) nach. Tony Zeuke konnte gleich nach dem ersten Wurf das Stadion wieder verlassen. Der Ring sei schnell gewesen, der Wind wechselnd und daher schwer einzuschätzen. Aufhalten ließ er sich davon nicht. „Alles gut“, lautete sein zufriedenes Fazit. „Ich habe bisher in Qualifikationen noch nie gut geworfen“, musste Henning Prüfer feststellen, der mit der achtbesten Weite weiter zog. „Ein Wurf beim Einwerfen war richtig weit, das hält mich noch oben. Ich hoffe, dass ich im Finale wie sonst auch noch einen draufsetzen kann.“

U20 WEIBLICH

200 Meter Halbfinals

Gina Lückenkemper holt Schwung fürs Finale

Es bot sich das gleiche Bild wie in den Vorläufen: Die beiden Favoritinnen rannten in zwei Halbfinals einsam vorneweg, diesmal allerdings unterstützt von starkem Rückenwind, der sie sogar zu Zeiten unter 23 Sekunden schob. Den Auftakt machte die Britin Shannon Hylton, die mit 4,2 Metern pro Sekunde Windunterstützung auf 22,75 Sekunden kam.

Wenig später zog Gina Lückenkemper (LAZ Soest) nach: Die 18-Jährige trommelte bei +3,8 m/sec äußerst locker anmutende 22,85 Sekunden auf die Bahn. „It was a lot of fun and I am looking forward to the final“ – mit diesen Worten verabschiedete sich die Sprinterin beim Stadionsprecher gut gelaunt in die kurze Vorbereitungsphase aufs Finale, für das um 18:20 Uhr der Startschuss fällt.

400 Meter Hürden Halbfinals

Die Lauras trotzen dem "Orkan"

Der starke böige Wind von Eskilstuna meinte es nicht gut mit den Athletinnen über 400 Meter Hürden, wo es auf einen stabilen Laufrhythmus ankommt. Aber Laura Gläsner (SV Germania Helmstedt) ließ sich davon nicht beirren und machte im ersten Halbfinale von Beginn an Druck. Als Erste bog sie auf die Zielgerade, mithalten konnte da auch noch Lisa-Marie Petkov (LG Stadtwerke München). Laura Gläsner kämpfte sich in 58,74 Sekunden über die Ziellinie, vorbeiziehen konnte niemand mehr, das Finale war in der Tasche.

Lisa-Marie Petkov kam in einem engen Zieleinlauf schließlich als Fünfte (59,09 sec) ins Ziel – drei Hundertstel hinter der Drittplatzierten. Wenig später stellte sich heraus, dass sie diese drei Hundertstel fürs Finale gebraucht hätte. Denn das zweite Halbfinale war schneller, und hier rannte Laura Nürnberger (TV Gladbeck) als Vierte in 58,67 Sekunden über die Zeit in die Runde der besten Acht.

„Da war so schlimm!“ waren sich beide Lauras nach ihren Rennen einig, was den Wind betraf. „Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, ob ich den Rhythmus wechsle“, sagte Laura Nürnberger. „Aber dann dachte ich mir: Augen zu und durch!“ – „Bei 200 Metern habe ich kurz gedacht, gleich kannst du nicht mehr. Dann habe ich versucht, mich einfach nur auf meine Bahn zu konzentrieren“, sagte Laura Gläsner. Mit ihren Zeiten, nur knapp über Bestzeit, waren sie bei den Bedingungen sehr zufrieden. Für das Finale am Sonntag hoffen sie vor allem auf eins: Windstille.

Weitsprung Qualifikation

Glänzender Auftakt des DLV-Duos

Einsam marschierten am Samstagmittag zwei deutsche Athletinnen begleitet von einem Volunteer durch die Mixed Zone – ein besseres Bild hätte es nicht geben können. Jessie Maduka (ART Düsseldorf) und Anna Bühler (Unterländer LG) hatten gerade als einzige Weitspringerinnen mit zwei weiten Sätzen direkt im ersten Versuch das Finale klargemacht. Maduka konnte mit 6,32 Metern sogar eine neue Bestleistung verbuchen, Bühler flog auf ebenfalls starke 6,29 Meter.

„Ich war total aufgeregt“, gestand Anna Bühler, die mit 6,47 Metern in diesem Jahr Europas Nummer zwei ist. „Aber wir hatten wie erhofft starken Rückenwind, geregnet hat es auch nicht. Es lief alles nach Wunsch!“ Fast schon etwas ungläubig war Jessie Maduka ob ihrer Leistung. „Ich hätte nie gedacht, dass der gleich so weit ist – vor allem nicht nach Mannheim, wo es ja gar nicht gut lief“, sagte sie. „Nach dem Sprung habe ich mich umgedreht und gedacht: hoffentlich waren das 6,15 Meter.“ Die waren für den Finaleinzug gefordert. Die übertrumpfte dann in der zweiten Runde auch die Favoritin aus Rumänien Florentina Marincu (6,37 m).

Kugelstoßen Qualifikation

Zwei souverän, eine macht’s spannend

Zwei DLV-Stoßerinnen machten in der Kugelstoß-Qualifikation kurzen Prozess. Die frischgebackene U20-Europameisterin im Diskuswurf Claudine Vita (SC Neubrandenburg) dagegen legte eine Extra-Schicht ein. Nach einem ungültigen Versuch und einem auf magere 14,26 Meter musste sie in den dritten Versuch. Dort aber ließ sie die Kugel auf 15,32 Meter fliegen, das direkte Finalticket war gebucht. Drei Athletinnen kamen am Samstagmorgen weiter, allen voran die große Favoritin aus der Türkei Emel Dereli, die mit 16,96 Metern keinen Zweifel an ihren Gold-Ambitionen ließ.

Alina Kenzel (VfL Waiblingen) und Sarah Schmidt (LV 90 Erzgebirge) lieferten Arbeit nach Maß. 14,50 Meter waren für die Final-Qualifikation gefordert – eine ungewöhnlich niedrige Hürde, die dann auch zwölf Athletinnen überwanden. Sie kamen gleich in Runde eins auf 15,16 und 15,18 Meter und konnten Kräfte sparen für das Finale, das am frühen Abend um 16:55 Uhr stattfindet.

Speerwurf Qualifikation

Fabienne Schönig erwischt schlechten Tag

Sie hat in den vergangenen Jahren in der U18 national alles abgeräumt und bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) mit Silber überzeugt. In Eskilstuna aber erwischte Fabienne Schönig (LG Wipperfürth) keinen guten Tag. Der Speer kam einfach nicht ins Fliegen, nach 44,85 Metern im ersten Versuch war die Verunsicherung da, die Sicherheit in der Technik fehlte und mehr als 45,84 Meter konnte sie nicht draufsetzen - dabei hat sie in diesem Jahr schon über 52 Meter geworfen.

Für die direkte Final-Qualifikation wären 51,50 Meter nötig gewesen, für das Weiterkommen über die Platzierung 48,25 Meter. So findet das Finale ohne die Deutsche U18-Meisterin statt. Dementsprechend groß war die Enttäuschung, Trost fand sie bei ihrer Familie, die sie auf der Tribüne in Empfang nahm. Den besten Eindruck hinterließ in der Qualifikation die Favoritin aus Polin Marja Andrejczyk, die ihr Wurfgerät auf 57,57 Meter segeln ließ. Sieben weitere Athletinnen boten 50-Meter-Würfe an.


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