| Fazit

Hallen-WM Portland – Ein Erfolg auf vielen Ebenen

Lernen, Erfahrungen sammeln, die beste Leistung abrufen – und vielleicht für die ein oder andere Überraschung sorgen: Mit dieser Vorgaben ist das junge deutsche Team bei der Hallen-WM in Portland (USA) angetreten. Nach Ende der Meisterschaften, drei Medaillen und doppelt so vielen Punkten in der Nationenwertung wie deutschen Teilnehmern (28) steht fest: Die DLV-Hoffnungen haben diese Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Silke Morrissey

Was wäre der Sport ohne Überraschungen? Ohne frische neue Gesichter, ohne unerwartete  Erfolge, Favoritenstürze, mitreißende Entscheidungen mit offenem Ende? Seien wir ehrlich: Genau diese Merkmale machen einen großen Teil der Faszination des Sports aus. Und doch wird am Ende abgerechnet nach Medaillen und Platzierungen und in Erinnerung bleiben oftmals die Athleten, die jubelnd auf dem Podium stehen.

Mit der Nominierung eines kleinen, unerfahrenen deutschen Hallen-WM-Teams, bei dem das Durchschnittsalter der Athleten 22,5 Jahre betrug, ging der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) im Olympia-Jahr in Portland durchaus ein Risiko ein. Viele deutsche Topathleten fehlten. Eine internationale Meisterschaft ohne nennenswerte Erfolge – welches Signal hätte das für die deutsche Leichtathletik auf der „Road to Rio“ in der öffentlichen Wahrnehmung bedeutet?

Dreisprung – Vom Sorgenkind zum Medaillenbringer

Diese Frage stellt sich glücklicherweise nach Ende der Hallen-WM nicht mehr. Denn das kleine DLV-Team hat in Portland fast auf ganzer Linie überzeugt – vielmehr noch in vielen Fällen genau für die Überraschungen gesorgt, die sich DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska im Vorfeld gewünscht hatte.

„Ich habe hier gehört, dass wir eine Dreisprung-Nation sind. Das habe ich viele Jahre nicht gehört“, freute sich der Cheftrainer nach den Silbermedaillen von Kristin Gierisch und Max Heß (beide LAC Erdgas Chemnitz). „Mathias Brugger ist im Stabhochsprung und mit einer riesen Leistung über 1.000 Meter über sich hinausgewachsen“, lobte er den Ulmer Mehrkämpfer, der Bronze holte.

Erfolgreiche Trainingsarbeit an Stützpunkten

So fällt das Fazit von Idriss Gonschinska überaus positiv aus. Er kann bilanzieren: „Die Nominierung des jungen Teams für Portland war die richtige Entscheidung.“ Explizit schließt er dabei auch die Trainer mit ein, die in Portland zum einen für den Erfolg der Bündelung von Kompetenzen an Stützpunkten stehen – vertreten waren unter anderem vier Trainings-Duos mit ihren vier Heimtrainern – und zum anderen die Entwicklung von Talenten über Rio hinaus sicherstellen sollen.

Die Heim-EM in Berlin 2018 und die Olympischen Spiele in Tokio (Japan) werfen ihre Schatten voraus und sollen langfristig vorbereitet werden. Dies darf als Trost für diejenigen Athleten gelten, die bei den Titelkämpfen nicht das erreichen konnten, was sie sich erhofft hatten. „Wenn man mit 14 jungen Athleten anreist, müssen Lerneffekte und auch Leistungsschwankungen eingebracht werden dürfen“, sagt Idriss Gonschinska. „Die damit verbundene Dynamik hat die Mannschaft gut aufgefangen.“

Team USA dominiert

In ganz anderen Dimensionen waren bei ihrem Heimspiel im Oregon Convention Center die US-Athleten unterwegs. Sie machten die Titelkämpfe zu einem Festspiel, das mit 23 Medaillen endete – vier mehr als jemals zuvor für die USA im Rahmen einer Hallen-WM, darunter 13 in Gold. Während andere Verbände wie auch der DLV einige ihrer Topathleten zuhause ließen, waren unter anderem mit Mehrkämpfer Ashton Eaton, Kugelstoßerin Michelle Carter, Stabhochspringerin Jenn Suhr oder Sprinter Trayvon Bromell die US-Amerikaner erfolgreich, die auch in Rio die Olympia-Medaillen holen sollen.

Die Gastgeber entschieden sowohl den Medaillenspiegel (13|6|4) als auch die Nationenwertung (249 Punkte) mit riesigem Vorsprung für sich. Noch nie zuvor sind bei einer Hallen-WM mehr als 200 Punkte in der Nationenwertung zusammengekommen. In die Karten spielten den Gastgebern dabei neben dem Heimspiel sicher auch die Abwesenheit des russischen Teams sowie die Absage starker Konkurrenten.

Die Nummer zwei war in Portland das Team Äthiopiens, das zwei Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille mit nach Hause nimmt. In der Medaillenwertung platzieren sich dahinter die Franzosen um Hallen-Weltmeister Renaud Lavillenie (Frankreich), in der Nationenwertung geht Rang drei an Großbritannien. Die Briten konnten zwar keinen WM-Titel, dafür aber zwölf Top-Acht-Platzierungen verbuchen.

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