Internationaler Trainer-Austausch im "Haus der Leichtathletik": Im Rahmen der "Chief Youth Coach Academy" des Weltverbands IAAF stand auch ein Abstecher zur DLV-Geschäftstelle in Darmstadt auf dem Programm. Die deutschen Nachwuchs-Bundestrainer berichteten dabei ihren internationalen Kollegen von ihrer Arbeit. Weitere Ausflüge, Vorträge und Diskussionen rundeten die Fortbildungsveranstaltung ab.
Eine Woche Training für die Trainer: Der Weltverband IAAF hatte für die "Chief Youth Coach Academy" an die DLV-Akademie nach Mainz eingeladen (<link news:59791>wir berichteten). Nach ersten Vorträgen und Praxis-Einheiten waren die Nachwuchs-Trainer aus mehr als 20 europäischen Nationen im Rahmen eines Exkursionstages auch im "Haus der Leichtathletik" in Darmstadt zu Gast.
Fred Eberle, DLV-Vizepräsident für Bildung und Wissenschaft, begrüßte die Teilnehmer, anschließend gaben Dietmar Chounard und Jörg Peter einen tiefen Einblick in ihre Arbeit als Leitende Nachwuchstrainer der U20 und U18. Von der Sichtung der jungen Leistungssportler über zahlreiche sportfachliche und überfachliche Fördermaßnahmen bis hin zur Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Bundeswehr, Bundes- und Landespolizei sowie der Sporthilfe zur Unterstützung der dualen Ausbildung und Karriere.
Sowohl ausländische Kollegen als auch die deutschen Trainerstudenten konnten sehen, wie in der deutschen Leichtathletik viele Räder ineinandergreifen (müssen), damit nachhaltige Leistungsförderung stattfinden kann. Förder- und Nominierungswettkämpfe sowie die Selektion, Vorbereitung und Begleitung von Nachwuchsnationalmannschaften zu internationalen Meisterschaften sind hier nur die Spitze des Eisbergs.
Einblick in die Arbeit von OSP und LSB
Schon am Vormittag hatten die Academy-Teilnehmer am Olympiastützpunkt (OSP) und Landessportbund (LSB) Hessen in Frankfurt mit der Kinderleichtathletik (S. Strebe), dem Sportunterricht an einer Eliteschule des Sports (D. Ullrich) und der nachwuchsorientierten Leistungsdiagnostik (W. Schäfer, E. Nixdorf, L. Mendoza und Kollegen) weitere Bausteine der deutschen Leistungsförderung kennengelernt. Auch hier waren die Teilnehmer beeindruckt von den räumlich-technischen Möglichkeiten in Frankfurt und vom Enthusiasmus und Sachverstand der Referenten für ihre jeweiligen Themen und Aufgaben.
In der Diskussion wurden zwar einzelne Schwachstellen zum Beispiel in der unvollständigen Sichtung der Talente ausgelotet, dennoch wurde deutlich, dass die deutsche Leichtathletik über eine umfassende Infrastruktur verfügt, die es von den handelnden Personen optimal zu nutzen gilt. Hier war der Blick in die Arbeit der Nachbarländer, die zum Teil mit deutlich weniger Mitteln auskommen und planen müssen, durchaus hilfreich.
Fachaustausch und Bestandsaufnahme
Die Woche in Mainz und Umgebung insgesamt war unter dem Titel "Chief Coach Youth Academy" unter anderem dem Fachaustausch gewidmet. Dabei waren Vertreter aus Nord-, Ost-, Süd-, West- und Mitteleuropa, gleichermaßen große Leichtathletik-Nationen wie England, Schweden und Spanien, aber auch kleinere wie Mazedonien, Dänemark oder Estland beteiligt.
Die ganz unterschiedlichen Sichtweisen, Probleme und Erwartungen nahm IAAF-Senior Manager Günter Lange souverän wahr und thematisierte und moderiert sie entsprechend. Neben den Vorträgen dienten Diskussionen im Plenum wie in Kleingruppen sowie kurze Präsentationen der Teilnehmer, nicht zuletzt ein geselliger Abend in einem Oppenheimer Weingut, zum Austausch der Positionen.
Große Gemeinsamkeiten in der Trainerausbildung wurden bei Präsentationen aus England und Schweden festgestellt. Von Vorteil für die deutschen Verantwortlichen: Die IAAF hat ihr vorheriges vierstufiges in ein dreistufiges Modell umgewandelt, wie es auch der DLV und der DOSB verwenden. Klar wurde in allen Beiträgen, dass eine gute Ausbildung großer personaler und finanzieller Anstrengungen bedarf, durch die ständige Aktualisierung der Ausbildungsmaterialien, dem fortgesetzten Engagement der Lehrkräfte und nicht zuletzt durch die Zuweisung von Mentoren zu einzelnen Trainern.
Pilotveranstaltung für vier weitere Kontinente
Ziel der Veranstaltung war gleichermaßen eine Bestandsaufnahme des Nachwuchs-Leistungssports wie eine Präsentation von Best-Practice-Modellen, ausgehend bei einzelnen Trainingsmaßnahmen bis hin zu Gesamtkonzepten der Sportförderung. Auch wenn nicht jede Frage beantwortet wurde, nicht alle Facetten der Sportförderung abgebildet werden konnten, sind die Organisatoren dieser Pilotveranstaltung, nach deren Muster auf vier Kontinenten weitere Youth Academies durchgeführt werden sollen, dem Anspruch schon recht nahe gekommen.
Initiator Günter Lange vom Weltleichtathletik-Verband zog entsprechend ein positives Fazit und bedankte sich bei den deutschen Ausrichtern der DLV-Akademie für die hervorragende Organisation. Diese freuten sich darüber, mit ihrem Engagement einen Beitrag zur Sportentwicklung leisten zu können.