Die Frauen stellten am Sonntag beim Haspa Hamburg Marathon die Resultate der Männer in den Schatten: Die Äthiopierin Meselech Melkamu pulverisierte in 2:21:54 Stunden den Streckenrekord, die Regensburgerin Anja Scherl steigerte ihre Bestzeit um mehr als acht Minuten und kann nun mit den Olympischen Spielen planen. Der Sieg der Männer ging an Tesfaye Abera (2:06:58 h).
Das hochklassige Feld beim Hamburg Marathon hielt, was es versprach. Besonders Meselech Melkamu sorgte dafür, dass die 31. Ausgabe der Veranstaltung wohl noch lange in den Rekordlisten verewigt sein wird. Denn sie legte einen neuen Streckenrekord auf die Straße, der sich gewaschen hat: In 2:21:54 Stunden war sie mehr als zwei Minuten schneller als im Jahr 2012 ihre Landsfrau Netsanet Abeyo (2:24:12 h).
Meselech Melkamu, im Januar in Dubai bereits Dritte in 2:22:29 Stunden, schob sich mit ihrer Leistung aus Hamburg auf Rang fünf der aktuellen Weltbestenliste. Ob das für die Äthiopierin, die in wenigen Tagen ihren 31. Geburtstag feiert, für einen Olympia-Start reicht, ist dennoch fraglich. Denn drei Landsfrauen rangieren vor ihr. Eine Konkurrentin zog in Hamburg dagegen deutlich den Kürzeren: Titelverteidigerin Meseret Hailu kam nach 2:26:26 Stunden als Zweite ins Ziel.
Nur anderthalb Minuten später folgte die beste Deutsche: <link news:47035>Anja Scherl zeigte ein fantastisches Rennen, das mit neuer Bestzeit (2:27:50 h) und der Olympia-Norm für Rio belohnt wurde. Die Athletin der LG Telis Finanz Regensburg blieb mehr als acht Minuten unter ihrem alten Hausrekord. „Ich war optimistisch. Aber dass es so ausgeht, hätte ich nicht gedacht“, sagte sie im NDR-Fernsehen. Ebenfalls stark: Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg). Die Lokalmatadorin, 2014 bei der EM in Zürich (Schweiz) auf Platz 22 beste Deutsche, schaffte es mit Bestzeit von 2:33:43 Stunden auf Rang zehn.
Abera schüttelt Rono ab
Die schnellsten Männer starteten rasant, aber unrhythmisch in das Rennen, lagen zeitweilig sogar auf einem Kurs von unter 2:05 Stunden. In einer großen Gruppe machten die Athleten ungefähr bis Kilometer 35 gemeinsame Sache, dann nahm der Favorit das Heft in die Hand.
Der mit 1,92 Metern hochaufgeschossene Tesfaye Abera (Äthiopien), im Januar Sieger des Dubai Marathons, konnte schließlich seinen 30 Zentimeter kleineren Verfolger Philemon Rono (Kenia; 2:07:20 h) abschütteln und überquerte in 2:06:59 Stunden als Erster die Ziellinie. Eine noch bessere Zeit habe zuletzt auch der Wind zunichte gemacht, der den Läufern ab Kilometer 30 entgegen blies, erklärte er. Dritter wurde Josphat Kiprono (Kenia; 2:10:45 h).
Julian Flügel kämpft sich durch
Wie im Vorjahr bester Deutscher: Julian Flügel (Asics Team Memmert) auf Rang 22. Die Uhren blieben für ihn bei 2:17:10 Stunden stehen. Seine Bestzeit (2:13:57 h), mit der er im Vorjahr in Berlin die Olympia-Norm unterboten hatte, blieb unerreicht. Zur Halbmarathon-Marke (1:07:20 h) lag er noch im Plan, dann musste er Tempo rausnehmen – auch der Tatsache geschuldet, dass er aufgrund eines Muskelfaser-Risses in der Wade in der unmittelbaren Renn-Vorbereitung zwei Wochen Trainingsausfall in Kauf nehmen musste.
„Drei Jahre in Folge bester Deutscher – die Bilanz kann sich sehen lassen“, gab ein nicht unzufriedener Julian Flügel anschließend im NDR-Fernsehen zu Protokoll. „Es ist zwar keine Bombenzeit geworden. Aber ich wusste schon, dass es für 2:14 Stunden nicht reichen würde. Dafür war die Vorbereitung etwas zu kurz.“
Die Entscheidung um die Olympia-Tickets fällt in der kommenden Woche. Beim Düsseldorf Marathon (24. April) wollen drei deutsche Läufer die Norm von 2:14:00 Stunden angreifen. „Vielleicht schaue ich mir das sogar live vor Ort an“, sagte Julian Flügel. „Ich habe mein Bestes gegeben, jetzt hoffe ich, dass es reicht.“
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