Mit ihren 52,87 Sekunden über 400 Meter bei den baden-württembergischen Hallenmeisterschaften, zugleich die Norm für die Hallen-WM, sorgte Nadine Gonska (MTG Mannheim) für eines der Highlights des Leichtathletik-Wochenendes. Im Interview spricht die Staffel-WM-Sechste, die am Dienstag 28 Jahre alt wird, über ihre EM-Träume für Berlin, ihre „Hass-Liebe“ zu den 400 Metern und ihren speziellen Weg.
Nadine Gonska, 52,87 Sekunden bei den Landesmeisterschaften – und das ohne Konkurrenz, die Sie gefordert hat. Das war ja mal ein Paukenschlag...
Nadine Gonska:
Ich bin total zufrieden. Ich bin bisher in der Halle ja noch nie die 400 Meter im Einzel gelaufen, hatte also noch gar keine Zeit stehen. Mit einer 53er-Zeit habe ich gerechnet. Aber dass es so schnell geworden ist, hat mich echt überrascht. Das ist echt super.
Ihr Trainer Rüdiger Harksen hat im Vorfeld gesagt, von Ihrer Zeit hängt ab, ob Sie überhaupt eine weitere Hallensaison bestreitet. Jetzt waren Sie sehr schnell …
Nadine Gonska:
Ich plane auf jeden Fall mit den Deutschen Meisterschaften in vier Wochen. Wenn man unter 53 Sekunden läuft, kann man bei den Titelkämpfen auch vorne mitlaufen. Bis zu den „Deutschen“ werde ich allerdings nicht mehr so oft starten.
Sie haben auch die Norm für die Hallen-WM in Birmingham unterboten...
Nadine Gonska:
Über die Hallen-WM habe ich mit meinem Trainer bisher noch gar nicht gesprochen.
Sie absolvieren parallel zum Leistungssport gerade Ihr Referendariat an der Dalberg-Grundschule in Ladenburg in der Nähe von Mannheim. Wie kommen Sie mit der Doppelbelastung klar?
Nadine Gonska:
Das ist zeitweise schon sehr schwierig, vor allem in den Phasen, wenn ich Unterrichtsbesuche habe. Diese kann ich mir allerdings so legen, dass sie nicht in unmittelbarer Nähe zu großen Meisterschaften stattfinden. Ich werde von der Schule auch super unterstützt, beispielsweise für Trainingslager freigestellt. Alles in allem komme ich mit der Doppelbelastung aber sehr gut zurecht.
2016 waren Sie über 200 Meter bei der EM und bei den Olympischen Spielen dabei. Danach folgte langsam die Umstellung auf die doppelt so lange Distanz. 2017 waren Sie bei der Hallen-EM und der Freiluft-WM in der 4x400-Meter-Staffel im Einsatz. Auf welcher Strecke werden wir Sie diesen Sommer sehen?
Nadine Gonska:
Das werden wir nach der Hallensaison entscheiden, auf welche Strecke wir den Schwerpunkt legen. Die Tendenz geht aber zu den 400 Metern. Über 400 Meter wären zwei Starts bei der EM in Berlin möglich. Im Einzel und mit der Staffel. Das wäre natürlich schön, vor allem, wenn es mit dem Einzelstart klappt. Und mit der Staffel eine Medaille zu gewinnen, wäre natürlich ein Traum.
Sie haben nach dem Rennen bei den Landesmeisterschaften erst einmal auf dem Boden gekniet, so kaputt waren Sie. Macht es Spaß, 400 Meter zu laufen?
Nadine Gonska:
Ich gehe immer mit einem komischen Gefühl an den Start, weil ich weiß, wie es mir danach gehen wird. Aber sobald ich mich dann erholt habe, ist es ein umso schöneres Gefühl. Vom Kopf her komme ich auch immer besser mit der Streckenlänge klar.
Das heißt, Sie sind noch dabei, sich mit den 400 Metern anzufreunden?
Nadine Gonska:
Ich traue mich zum Teil noch nicht so schnell anzugehen, wie ich eigentlich müsste. Dabei ist das ja sehr wichtig, um eine gute Zeit zu erreichen.
Sie sind über 200 Meter bereits im Einzel bei EM und Olympischen Spielen gestartet. Ist eine Einzel-Teilnahme über die Stadionrunde bei Olympischen Spielen über 400 Meter ein Ziel?
Nadine Gonska:
Ein Einzelstart wäre etwas ganz Besonderes. Ich bin 2017 zum ersten Mal unter 53 Sekunden gelaufen. Ich würde in Zukunft auch gerne die 52 Sekunden unterbieten. Denn die 52 Sekunden sind eine Grenze, eine ganz tolle Marke.
Sie sind eigentlich eine Spätstarterin, mit Anfang 20 erstmals bei Deutschen Meisterschaften gestartet. Nun sind Sie unter anderem Olympia-Teilnehmerin.
Nadine Gonska:
Ich hätte bis vor ein paar Jahren nie damit gerechnet, mal das Nationaltrikot zu tragen. Ich bin gespannt, was noch alles kommt.
Ärgern Sie sich manchmal, nicht schon in der Jugend so leistungsorientiert trainiert zu haben? Vielleicht wären Sie dann jetzt noch einen Schritt weiter.
Nadine Gonska:
Ich finde es gut so, wie es ist. Es ist mein Weg, es ist ein besonderer Weg, wenn man erst mit 23, 24 Jahren zum ersten Mal das Nationaltrikot trägt. Ich habe auf jeden Fall nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Mein Trainer Rüdiger Harksen sagt auch immer, dass ich vom Trainingstand her wie eine 27-Jährige bin. Nicht jünger.
Mehr:
<link news:61497>Nadine Gonska überrascht sich mit dem Richtwert für Birmingham