| Karrierefortsetzung

Pascal Behrenbruch: Chance auf EM-Start 2018 bewahren

Zwei Tage vor dem Mehrkampf-Meeting in Ratingen wurde Pascal Behrenbruch Vater. An den Start gehen konnte der Frankfurter bei der finalen Olympia-Qualifikation nicht, weil ein Muskelfaserriss dazwischen kam. In Rio war der Zehnkampf-Europameister von 2012 trotzdem: Motivation tanken für die nächsten zwei Jahre. Denn mit dem Leistungssport will der 31-Jährige noch mindestens bis zur Heim-EM in Berlin weitermachen.
Pamela Ruprecht

Die Europameisterschaften im eigenen Land wirken wie ein Magnet auf die deutschen Leichtathleten. Für die EM 2018 in Berlin wollen auch DLV-Athleten, die zuletzt von Verletzungen ausgebremst wurden, nochmal alles – oder wie Pascal Behrenbruch vieles – geben. Der 31-Jährige ist seit vier Monaten Vater und hat neben sportlichen Zielen daher parallel seine berufliche Laufbahn im Blick.

Sohn Levi kam zwei Tage vor dem Mehrkampf-Meeting in Ratingen zur Welt. „Das war eine riesen Ablenkung, wir hatten eine super schöne Zeit in den vergangenen Monaten“, erzählt Pascal Behrenbruch, der zu diesem Zeitpunkt eine große Enttäuschung einstecken musste.

Trotz der Rückkehr zu seinem alten Trainer Jürgen Sammert, wo das Training perfekt angelaufen war und mit den Siebenkämpferinnen Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) und Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) wieder Spaß gemacht hatte, wurde aus der angestrebten Olympia-Teilnahme nichts.

Aufwärtstrend in den Trainingsleistungen

Umso bitterer, weil die Trainingsleistungen nach langer Zeit wieder gestimmt hatten. „Ich hatte viele Verbesserungen. Mit der Kugel habe ich endlich wieder über 16 Meter gestoßen. Auf den 30 Metern fliegend haben sich super Sprint-Ergebnisse herausgestellt, wie ich sie zuletzt 2008 und 2007 hatte“, berichtet Pascal Behrenbruch über seinen Optimismus am Jahresanfang.

Doch kurz vor dem Start der Olympia-Qualifikation verletzte er sich durch das intensive Sprint-Training am Oberschenkel-Beuger. „Ich hatte dort noch nie einen Riss, das ist eigentlich total untypisch für mich.“ Der Muskelfaserriss an der Rückseite ging monatelang nicht weg. Und er musste zusehen, wie die Rio-Tickets in Ratingen ohne ihn vergeben wurden. Nach Brasilien flog er aber trotzdem, um die Jungs anzufeuern. „Ich wollte mir das Feeling geben, damit ich hungrig auf den Sport bleibe.“

Weichen für weitere zwei Jahre Leistungssport gestellt

Das Ergebnis: Das Training für das Fernziel Europameisterschaften 2018 im eigenen Land läuft nach ausgeheilter Verletzung seit Kurzem wieder. „Nochmal in dem Stadion zu starten, wäre ein Hammer für mich“, sagt der WM-Teilnehmer von Berlin 2009. Und auch die finanziellen Weichen sind für zwei weitere Jahre Leistungssport gestellt.

Sowohl sein Verein, die LG Eintracht Frankfurt, als auch sein langjähriger Arbeitgeber Fraport (die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens), wo er in der Personalabteilung unter anderem als Sportberater für Führungskräfte arbeitet, haben ihre Unterstützung zugesagt. „Das ist in so einer Situation Gold wert“, meint Pascal Behrenbruch, der aus den letzten drei Jahren keinen internationalen Freiluft-Start vorweisen kann und die schlechte Honorierung der Leichtathleten als „Armutszeugnis“ kritisiert. „Ich hatte immer Glück, dass ich aufgefallen bin und interessant war für die Sponsoren“, fügt der Europameister von 2012 hinzu.
 
Prinzipiell kann sich Pascal Behrenbruch aufgrund seiner vielen Erfahrung und seinem streckenweisen Selbst-Coaching nach dem Karriereende auch einen Job als Trainer vorstellen („Man liebt diesen Sport“). Betont aber gleichzeitig, dass eine hauptberufliche Trainerstelle mit entsprechenden Verdienstmöglichkeiten ein eher aussichtsloses Unterfangen für ihn sei. Daher setzt er auf den Business-Bereich, in den er seine Eigenschaften als Leistungssportler ebenfalls einbringen kann.

Abschied im Berliner Olympiastadion?

Hundert Prozent für den Sport geben, geht für Pascal Behrenbruch in seiner Situation nicht mehr. Eine gute Punktzahl nochmal über 8.000 will er dennoch schaffen. Die WM-Qualifikation für London (Großbritannien) mit einer nur moderaten Leistung schließt er damit nicht aus. „Man sieht, dass der Verschleiß im Zehnkampf enorm ist“, wittert er seine Chance. In der Tat gab es bei den starken deutschen Mehrkämpfern in den letzten Jahren Schwankungen und Verletzungsausfälle.

Die Enttäuschungen, sich nicht für internationale Meisterschaften qualifizieren zu können, haben bei Pascal Behrebruch Spuren hinterlassen. Seit 20 Jahren betreibt er die Leichtathletik intensiv, angefangen hat er mit sechs Jahren („Ich war da schon immer der Beste und habe davon geträumt, bei Olympischen Spielen dabei zu sein“). Irgendwann wolle man etwas anderes machen, auch wenn er das Sportlerleben mit all den Trainingslagern und großen Wettbewerben sehr genossen hat.

Zuletzt war Pascal Behrenbruch 2014 bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Sopot (Polen) im DLV-Team dabei. Ob er in zwei Jahren im Berliner Olympiastadion nochmal das Nationaltrikot überstreifen darf, ein schöner Abschied wäre es. Ob nach 2018 dann tatsächlich Schluss ist? Es sieht derzeit fast danach aus, fest steht es aber noch lange nicht.

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