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Roger Gurski – Mit gebrochenem Finger zu WM-Medaille und DM-Titel

Er ist der Sprint-Aufsteiger der vergangenen zwei Jahre: Roger Gurski (LG Rhein-Wied) steigerte sich von 2014 über 200 Meter um fast zwei Sekunden auf nun 20,64 Sekunden. Seine Saison beendete der 19-Jährige mit dem Jugend-DM-Titel am Wochenende in Mönchengladbach. Selbst ein Sekunden vor dem Startschuss gebrochener Zeigefinger konnte ihn zuvor, im Rennen des Jahres, nicht stoppen.
Martin Neumann

Die Erinnerung an den größten Erfolg seiner Karriere trägt Roger Gurski (LG Rhein-Wied) am rechten Zeigefinger. Eine blanke Metallschiene, umwickelt mit blauem Tape ist Andenken ans U20-WM-Finale über 4x100 Meter. Der Startläufer der deutschen Sprintstaffel hatte am 23. Juli beim ersten Startversuch zu viel Gewicht in der Fertig-Position nach vorn verlagert. Der Zeigefinger schlug um und brach. Roger Gurski fiel aus dem Block.

„Zum Glück hat der Starter es als Fehlstart gewertet. Da ich den Startblock aber erst regelrecht nach dem Schuss verlassen habe, wurden wir nicht disqualifiziert, sondern nur verwarnt“, sagte der 19-Jährige nach dem 200-Meter-Triumph bei der Jugend-DM in Mönchengladbach am vergangenen Samstag. Was eine Woche zuvor in Bydgoszcz gefolgt war, ist bekannt: Roger Gurski, Thomas Barthel, Niels Torben Giese und Manuel Eitel sprinteten in 39,13 Sekunden zu U20-WM-Bronze. Schneller war noch nie ein deutsches Jugend-Quartett – und das mit einem gebrochenen Zeigefinger, mit dem Startläufer Roger Gurski, der sogar noch den Staffelstab festhielt.

Absolutes Kurven-Ass

Am vergangenen Wochenende in Mönchengladbach musste der Andernacher keinen Staffelstab übergeben. Im Fokus stand seine Spezialstrecke, die 200 Meter. Der kompakte Sprinter zeigte im Grenzlandstadion eindrucksvoll, dass er schon als Teenager zu den besten Kurvenläufern Deutschlands zählt. In 20,96 Sekunden stürmte Roger Gurski zur erfolgreichen Titelverteidigung.

Eine solche Zeit hätte noch vor sechs Wochen ein breites Grinsen auf das Gesicht des Sprinters gezaubert. Denn erst am 26. Juni blieb der Deutsche U20-Meister in Mannheim (20,78 sec) erstmals unter 21 Sekunden. Bei der U20-WM lief er im Halbfinale sogar 20,64 Sekunden, im Finale folgten 20,81 Sekunden und Rang sechs.

WM-Staffel als Höhepunkt

„Die Rennen in Bydgoszcz waren ziemlich hart. Darum bin ich auch mit der Zeit und dem Titel zufrieden“, sagte der Rheinland-Pfälzer nach dem 200-Meter-Finale in Mönchengladbach. Für den 19-Jährigen war es das letzte Rennen der Saison. Für ihn war der Jahreshöhepunkt ganz klar das Staffel-Finale der U20-WM. Die Bronzemedaille schätzt er noch höher ein als Rang sechs im Einzel: „Es ist halt etwas ganz Besonderes, mit dem Team erfolgreich zu sein.“

In den kommenden Wochen steht für den angehenden Industriemechaniker wieder die Ausbildung bei der Mittelrheinischen Metallgießerei Heinrich Beyer in Andernach im Vordergrund. „Die Firma gibt mir in der Saison sehr viele Freiräume, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt der 19-Jährige.

In der Ruhe liegt die Kraft

Für einen Spitzensprinter trainiert der U20-Meister übrigens relativ wenig. Meistens stehen bei seinem Coach Martin Schmitz im Rhein-Wied-Stadion von Neuwied nur vier Trainingseinheiten pro Woche auf dem Programm. „Ich brauche einfach den einen Tag Pause nach einer Einheit“, nennt der Andernacher den Grund.

Trotz des übersichtlichen Trainingsprogramms, sind die Steigerungen von Roger Gurski erstaunlich. 2014 ist er in der 200-Meter-Bestenliste lediglich mit 22,58 Sekunden notiert. Binnen zwei Jahren ist er um fast zwei Sekunden schneller geworden. Bei seinem U20-DM-Sieg 2015 lief Roger Gurski bereits 21,27 Sekunden. Und weitere Steigerungen hat der 200-Meter-Spezialist schon angepeilt: „Im kommenden Jahr würde ich gern unter 20,50 Sekunden laufen.“ Am liebsten bei den U23-Europameisterschaften. Nur auf ein Andenken aus Bydgoszcz wie 2016 würde er liebend gern verzichten.

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