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Unsere Zeitreise mit… Kai Kazmirek. 10 Jahre, 10 Disziplinen (I)

Steigen Sie ein und schnallen Sie sich an. Wir nehmen Sie mit auf eine Zeitreise. Eine Reise, die im Sommer 2008 bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften im Berliner Olympiastadion beginnt. Eine Reise, die im Sommer 2018 bei den Europameisterschaften im Berliner Olympiastadion ihren Höhepunkt finden soll. Berlin 2008 – Berlin 2018. Gestern und heute. Now and then. In dieser Woche ist Ihr Reiseleiter Zehnkämpfer Kai Kazmirek. Er nimmt sie mit auf einen Ritt durch zehn Jahre und zehn Disziplinen. Heute: Tag eins des Zehnkampfs.
Silke Bernhart

Unsere Zeitreise mit... Kai Kazmirek. 10 Jahre, 10 Disziplinen (II)

Elf Zehnkämpfe mit mehr als 8.300 Punkten. Ein Durchschnitt von 8.442 Punkten in den zehn besten Wettbewerben. Gold 2013 bei der U23-EM. Bronze 2017 bei der WM der Aktiven. Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) zählt seit vielen Jahren in seiner jeweiligen Altersklasse zu den besten Zehnkämpfern der Welt. Dabei hätte das Jahr 2008 in eine andere Richtung weisen können: Kai Kazmirek wurde Deutscher U18-Meister im Hochsprung. Im Zehnkampf belegte er kurz darauf nach einem Salto nullo im Stabhochsprung nur Rang sieben der nationalen Titelkämpfe. „Da hieß es mal, der Hochsprung-Kader wäre das Richtige für mich. Aber eine Disziplin – das fand ich zu langweilig und ich habe mich vehement geweigert. Ich wollte unbedingt Mehrkampf machen!“

TAG 1

100 METER

„Ich laufe die Strecke sehr gerne. Die ersten Meter sind ein wenig meine Schwäche, am Schluss komme ich dann noch mal auf. Wenn ich ehrlich bin, wären mir die 200 lieber als die 100 Meter. Wir legen großen Wert auf Schnelligkeit, weil die Explosivität auch für alle anderen Disziplinen sehr wichtig ist. 2007 hatte ich noch eine Bestzeit von 11,48 Sekunden, darum haben wir in der Jugend fast nur Schnelligkeit trainiert. Wenn ich jetzt zum Einstieg in den Zehnkampf ungefähr an meine aktuelle Bestleistung [10,62 sec] herankomme, bin ich froh. Eigentlich wollte ich mal eine 5 nach dem Komma stehen haben. 10,5x – das ist noch mein großes Ziel.“

WEITSPRUNG

„Meinen ersten Sieben-Meter-Sprung hatte ich 2009. In dem Jahr bin ich dann schon fast 7,30 Meter gesprungen. Die Steigerung kam mit der Verbesserung der Schnelligkeit. Jetzt steht meine Bestleistung bei 7,69 Metern. Aber ich weiß, dass ich noch viel, viel mehr kann! Oft springe ich vor dem Brett ab. Oder die Messung stimmt nicht, wie bei der EM 2014 in Zürich. Da war mein Absprung auch vor dem Brett und der Sprung trotzdem fast 7,75 Meter weit – also effektiv fast acht. Aber derjenige, der für die elektronische Weitenmessung zuständig war, ist eingeschlafen, hat den Sprung zunächst ungültig gegeben und sich anschließend eine Weite ausgedacht. Im selben Jahr hatten sie schon bei der Hallen-WM vergessen, bei mir zu messen… Mein großer Traum ist es, irgendwann noch mal acht Meter zu springen.“

KUGELSTOSSEN

„Manchmal treffe ich die Kugel ganz gut, dann fliegt sie auch weit. Aber es gibt Tage, da klappt es gar nicht, dann stoße ich nur 13,78 Meter – wie bei der WM. Ich bin kein Fan von Rückwärts-Bewegungen, es fällt mir nicht so leicht, diese zu koordinieren. In der Jugend kamen mir die leichteren Kugeln entgegen. Wenn man schnellkräftig ist, kann man noch relativ viel rausholen. Mit der 7,26-Kilo-Kugel macht einem das Gewicht schon mehr zu schaffen.“

HOCHSPRUNG

„Der Hochsprung ist eine meiner Lieblingsdisziplinen. Das Problem ist nur, dass ich im Laufe der Jahre wesentlich schwerer geworden bin. Früher habe ich vielleicht 75 Kilo gewogen – jetzt 15 Kilo mehr. Die muss man erstmal über die Latte kriegen, daher ist es für mich etwas schwieriger geworden und wir mussten auch den Anlauf umstellen. Früher hatte ich einen festen Anlauf mit sieben Schritten, jetzt habe ich einen freien Anlauf mit Antippeln. Auch hier setzen wir mehr auf die Schnelligkeit. Ich glaube, wenn bei hohen Höhen mal alles passt, kann es auch in Richtung 2,18 Meter oder 2,20 Meter gehen.“

400 METER

„Vor dieser Disziplin habe ich Respekt! Während des Rennens merke ich nicht so viel, aber in der halben Stunde danach geht es mir immer extrem schlecht. Als Jugendlicher war ich einmal so nervös, dass ich mich sogar schon vor dem Rennen übergeben musste. Zeitlich erwarte ich über 400 Meter keinen Leistungssprung mehr – vielleicht kann ich mich noch mal um ein, zwei Zehntel steigern. Wir investieren auch nicht mehr viel, wir machen einmal wöchentlich Tempoläufe, das war’s.

Unsere Zeitreise mit... Kai Kazmirek. 10 Jahre, 10 Disziplinen (II)

Entwicklung der Bestleistungen

DISZIPLIN PB 2008 PB HEUTE
100 Meter 11,15 sec 10,62 sec
Weitsprung 6,86 m 7,69 m
Kugelstoßen 14,51 m (5 kg) 14,82 m (7,26 kg)
Hochsprung 2,09 m 2,15 m
400 Meter 48,38 sec 46,75 sec
110 Meter Hürden 14,86 sec (0,914 m) 14,05 sec (1,067 m)
Diskuswurf 41,98 m (1,5 kg) 45,83 m (2 kg)
Stabhochsprung 4,10 m 5,20 m
Speerwurf 58,28 m 64,60 m
1.500 Meter 4:50,70 min 4:31,25 min
ZEHNKAMPF 6.775 Pkt (Stab: o.g.V.) 8.580 Pkt

Internationale Erfolge:

2009: 3. U20-EM (18)
2010: 6. U20-WM (19)
2011: 6. U23-EM (20)
2012: 1. Thorpe Cup mit dem ersten 8.000er (21)
2013: U23-Europameister (22)
2014: 6. Hallen-WM, 6. EM (23)
2015: 6. WM (24)
2016: 4. Olympische Spiele (25)
2017: 3. WM (26)
2018: 4. Hallen-WM (27)

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