Langfristige Entwicklung von Talenten bis hin zum Hochleistungstraining – so das Thema der diesjährigen A-Trainerfortbildung für Deutschlands Lauftrainer an der DLV-Akademie in Mainz. Geladen waren auch internationale Referenten: Die schottische Vize-Europameisterin über 5.000 Meter Eilish McColgan und der NWU-Sportdirektor von Potchefstroom Jean Verster.
Großer Andrang herrschte in der vergangenen Woche in den Räumlichkeiten der DLV-Akademie. Sie lädt im Zwei-Jahres-Rhythmus zur Laufkonferenz nach Mainz ein, die in diesem Jahr zugleich Bundestrainerforum war. Namhafte Referenten aus der Sportwissenschaft und der Leistungsdiagnostik vermittelten ihr Wissen ebenso wie erfolgreiche Trainer, die Entwicklungswege ihrer Athleten aufzeigten. Dabei gelang es dem Team der DLV-Akademie auch wieder internationale Referenten nach Mainz zu holen.
Den Anfang machte Prof. Dr. Ulrich Hartmann (sportwissenschaftliche Fakultät, Universität Leipzig), der zu Beginn mit einigen Mythen über Ausdauertraining aufräumte. Es war ihm ein Anliegen, Grundzüge der Belastung und Anpassung darzustellen und aufzuzeigen, wie der menschliche Körper auf Trainingsreize unterschiedlich reagiert.
Georg Schmidt, DLV-Bundestrainer Mittelstrecke Männer, stellte fest, dass „ein regelmäßiges Erden“ wie von Prof. Dr. Hartmann dafür sorge, dass man sich grundsätzliche Erkenntnisse wieder vor Augen führt. Schmidt referierte im Anschluss über Herausforderungen und Probleme von Krafttraining im Lauf-Bereich. Der Bundestrainer arbeitet mit seiner Laufgruppe nun im zweiten Jahr mit dem sogenannten "Triphasic-Training", er berichtete über die Ergebnisse dieser Trainingsmethode.
Eilish McColgan über ihre Karriere
Viel zu selten kommt es vor, dass eine Frau als Referentin auftritt. Noch seltener ist, dass sie selbst noch erfolgreich aktiv ist. Eilish McColgan, Silbermedaillengewinnerin über 5.000 Meter bei der EM in Berlin, stellte ihre langfristige Entwicklung zu einer Spitzen-Läuferin in Europa vor. Früh als talentiert erkannt – mit zwölf Jahren legte sie die 800 Meter bereits in 2:12 Minuten zurück – ging sie vielseitig in verschiedensten Disziplinen ausgebildet ihren Weg.
Entwicklungs- und Verletzungsprobleme in der Pubertät und eine lange Durststrecke während ihrer Zeit an der Universität prägten die langfristige Entwicklung von Schottlands bester Langstreckenläuferin. Eilish McColgan stellte besonders ihr alternatives, semispezifisches Ausdauertraining vor, dass sie aufgrund von Fußverletzungen ergänzend zum Lauftraining absolvieren muss.
Jean Verster: Mittelstrecken-Experte aus Potchefstroom
Den internationalen Abschluss des ersten Tages übernahm Jean Verster. Der Südafrikaner ist Sportdirektor der Nordwest-Universität (NWU) in Potchefstroom – einem überaus beliebten Ziel für Trainingslager deutscher Leichtathleten. Er ist dort als erfolgreicher Trainer für den Bereich der Mittelstrecken tätig und betreute etwa die 800 Meter-Weltklasseläufer wie Nijel Amos (Botswana; Olympia-Zweiter 2012) oder Hezekiél Sepeng (Olympia-Zweiter 1996) und Caster Semenya (Olympiasiegerin 2012 und 2016) aus Südafrika. Anhand dieser Athleten erläuterte er seine Trainingsphilosophie und gab Einblick in die Talentsuche und -entwicklung Südafrikas, bei der Schulen und Universitäten eine ganz entscheidende Rolle spielen.
Von einem Forschungsprojekt der Universität Hannover zur Belastungssteuerung berichtete Thomas Reichel. Ziel sei es Biomarker zu finden, die die verschiedenen Formen der Belastung bei Athleten zielgenau und schnell darstellen können. Hier befindet sich die Forschung noch im Anfangsstadium, was auf weitere Informationen in Zukunft hoffen lässt.
Dortmund als beispielhafter Standort für den Lauf-Nachwuchs
Das Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) in Leipzig ist einer der Partner im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), wenn es um Leistungsdiagnostiken geht. Nico Walter, wissenschaftlicher Mitarbeiter im DELTA-Projekt, erläuterte die verschiedenen Testverfahren am IAT für den Bereich Ausdauer: Er zeigte Ergebnisse auf und machte klar, dass sich die verschiedenen Tests ergänzen müssen, um sinnvolle Ableitungen für das Training treffen zu können.
Zum Abschluss stellte Bundesnachwuchstrainer Pierre Ayadi, im DLV verantwortlich für die männlichen Langstreckler, die Entwicklung von Nachwuchsathleten beispielhaft am Standort Dortmund vor. So sprach er die Bedeutung der offenen Kommunikation mit den Schulen im Umkreis an, durch die seine Athleten verbesserte Rahmenbedingungen für den Sport erhalten hätten. Nur so sei gewährleistet, dass der Anstieg der Trainingsumfänge absolviert und durch Pausenzeiten kompensiert werden kann.