| ZDF-Experte geht in Rente

Wolf-Dieter Poschmann will Deutschland im Wohnmobil erkunden

Wolf-Dieter Poschmann war beim Treffen der ehemaligen DLV-Langstreckler am vergangenen Wochenende im Eintracht-Sportzentrum in Dortmund ein gefragter Gesprächspartner. Ende des Monats beendet der Leichtathletik-Experte, der zuletzt bei den Olympischen Spielen in Rio mit seinen spannenden Live-Reportagen ein Millionen-Publikum begeisterte, seine 30-jährige Tätigkeit beim ZDF. Doch auch mit Beginn der Rente wird es ihm nicht langweilig werden.
Peter Middel

Nach dem Stress der vergangenen Jahre möchte Wolf-Dieter Poschmann es zunächst etwas ruhiger angehen lassen und die zusätzlich gewonnene Zeit mit seiner Frau genießen: „In bin überall auf der Welt herumgekommen, kenne aber Deutschland noch nicht richtig“, sagte der 65-Jährige bei einer Gesprächsrunde im Kreise seiner ehemaligen Lauf-Kollegen.

„Ich möchte mir meinen lang gehegten Wunsch erfüllen, mit einem Wohnmobil quer durch unser Land zu reisen, denn ich bin beispielsweise noch nie auf Usedom, Rügen oder Sylt gewesen. Auch das Allgäu kenne ich noch nicht richtig. Bei meinen Touren nehme ich dann Laufschuhe, ein Rennrad und einen Golfsack mit. Das wird sicherlich ganz schön lustig werden.“

Über Langweile wird sich der Ex-Langstreckler mit Bestzeiten von 13:35,07 Minuten über 5.000 und 28:28,64 Minuten über 10.000 Meter in Zukunft wahrscheinlich nicht beklagen müssen, denn er wird weiter Studenten unterrichten und sich als Moderator bei Laufveranstaltungen engagieren. So hat er beim Paderborner Osterlauf einen „Vertrag auf Lebenszeit“.

Drei Jahrzehnte lang bei Leichtathletik-Großveranstaltungen dabei

Er habe es als großes Privileg empfunden, in den letzten drei Jahrzehnten von allen Leichtathletik-Großveranstaltungen berichten zu dürfen. Ein Highlight bildete für ihn unter anderem der überraschende 800-Meter-Sieg von Nils Schumann bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien). Danach war er so ergriffen, dass er kurz nach dem Zieleinlauf sein Mikrofon ausschalten musste. Auch der Sensationssieg  von Christoph Harting (SCC Berlin) bei den Olympischen Spielen in Rio (Brasilien) wird ihm aufgrund seiner Dramatik sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.

Doch um die Zukunft der Leichtathletik macht er sich Gedanken. Wolf-Dieter Poschmann befürchtet, dass auf die Leichtathletik in Deutschland schwierigen Zeiten zukommen. „Es gibt heute eine Fülle von anderen Sportarten, in denen man wesentlich schneller Erfolg haben kann als in der Leichtathletik. Wir haben früher aufgrund einer vagen Erfolgschance große Opfer erbracht. Das macht heutzutage niemand mehr. Wegen der augenblicklichen Arbeitsplatzsituation ist das Risiko einfach zu groß.“

Zudem haben seiner Meinung nach die deutschen Langstreckler gegen die vielen Ostafrikaner, die der soziale Hunger nach vorn treibt, kaum noch eine Chance. Auch bei Europameisterschaften habe sich die Leistungskonstellation verändert, da einige Afrikaner inzwischen von europäischen Nationen verpflichtet wurden. Auch im Ruhestand wird Wolf-Dieter Poschmann der Leichtathletik verbunden bleiben. Als Moderator auf der einen und als Gedankengeber auf der anderen Seite.

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